Das gute Debüt der „Laufrakete“ Lean BergmannDer 20-Jährige debütierte am Donnerstag gegen Russland

Eine Urlaubsreise musste der junge Mann nicht stornieren. „Urlaub in Iserlohn“, augenzwinkerte Lean Bergmann. Doch statt die Füße hochlegen zu können, debütierte er nun gegen Russland. Bei der Neuauflage des Olympiafinals. Der 20-Jährige schaut kurz auf. „Stimmt ja“, sagt er. „Aber daran habe ich nicht gedacht. Sondern einfach daran, dass ich nun gegen Russland spiele.“ Den Respekt vor der Eishockey-Supermacht hatte Bergmann zwar – seiner Spielweise war das aber nicht anzumerken. Gerade schlittschuhläuferisch bot er eine bärenstarke Leistung, ließ sich in Zweikämpfen selten vom Puck trennen. Es läuft gut für den jungen Angreifer. Das zeigen auch die Ligawerte. In bislang 16 Spielen für die Roosters traf er sechsmal, bereitete drei weitere Treffer vor. Seine große Waffe: die Schnelligkeit.
Über Schweden nach Wisconsin
Ob er das wohl in Schweden gelernt hat? Lean Bergmann schüttelt den Kopf. „Nein“, sagt er. „Eher in den USA.“ Denn beide Länder hat er in seiner Nachwuchszeit kennengelernt. Er spielte zunächst für die U16- und U18-Mannschaft der Frölunda Indians, dann für die U18 und U20 von Almtuna IS. Während der Saison 2015/16 zog es ihn in die USA, dort spielte er eineinhalb Spielzeiten für die Sioux Falls Stampede in der Juniorenliga USHL, die letzte Saison verbrachte er beim Ligakonkurrenten Green Bay Gamblers – in der Stadt Wisconsins also, in der American Football so unglaublich großgeschrieben wird. An sich wollte er in dieser Saison ins Uni-Team von Western Michigan wechseln. „Das wäre aber nun doch erst nächstes Jahr möglich gewesen“, berichtet er. „Und auf eine weitere Saison in der USHL hatte ich einfach keine Lust.“
Profi in Iserlohn statt Uni in Western Michigan
Stattdessen Eishockey-Profi zu werden, ist ja nun auch keine schlechte Sache. Dabei hat Bergmann auch andere DEL-Clubs auf sich aufmerksam gemacht. Die Adler Mannheim zum Beispiel. Das liegt nahe. Denn bevor er als knapp 15-Jähriger nach Schweden ging, spielte er für den MERC in der Schüler-Bundesliga. „Ich habe dort im Sommer an einem Camp teilgenommen“, sagt er. Er ging dennoch nach Iserlohn. „Ich hatte ja immer sehr guten Kontakt zu den Roosters, konnte dort immer die Saisonvorbereitung bestreiten.“ Und wer weiß, ob er bei den Adlern sofort so viel Eiszeit bekommen hätte wie im Sauerland. Es war einfach der richtige Schritt für Lean Bergmann.
Ohnehin scheint er recht clever zu sein. Bereits im Januar 2017 verriet er in einem Gespräch mit Hockeyweb, dass er Schwedisch in acht, neun Monaten so gut gelernt hatte, dass er sich unterhalten und Klausuren schreiben konnte. „Ja, ich habe es immer noch ganz gut drauf“, sagte er kurz nach seinem Nationalmannschaftsdebüt in Krefeld. „Schwedisch hat deutsche Elemente, aber auch englische und französische. Und das hatte ich ja in der Schule.“
Hoffnung auf eine Zukunft in der Nationalmannschaft
Dass sein Debüt im A-Team in die „Abschiedstour“ von Bundestrainer Marco Sturm fiel, betrifft seine Arbeit als Spieler erst einmal nicht. „Ich mache das, was ich machen muss. Aber“, sagt er dann doch, „es ist natürlich etwas Besonderes, jemanden wie Marco Sturm, der über 1000 Mal in der NHL gespielt und Deutschland zu Olympia-Silber geführt hat, als Trainer zu erleben.“
An die Nationalmannschaft könnte er sich ohne Probleme gewöhnen. „Ich bin wirklich gut aufgenommen worden“, berichtet er. „Natürlich habe ich die Hoffnung, noch öfter für Deutschland spielen zu dürfen. Anfang 2019 stehen ja U-24-Lehrgänge an. Da wäre ich gerne dabei. Und ob es schon für den WM-Kader reicht, wird dann die WM-Vorbereitung zeigen.“
Das Beste aus beiden Ländern
Aber wie war das denn nun? Wie hat er sich diese guten läuferischen Fähigkeiten angeeignet? „In Schweden habe ich eher das physische Spiel kennengelernt. In meinen zweieinhalb Jahren dort habe ich bestimmt 20, 25 Kilogramm zugelegt“, erinnert er sich. „Das Läuferische und Technische habe ich eher aus den USA, weil dort viel schneller gespielt wird.“ Er lächelt kurz und ergänzt: „Ich habe versucht, das Beste aus beiden Ländern mitzunehmen.“ Das scheint ihm gelungen zu sein.
Gut für die Iserlohn Roosters. Und gut für die Nationalmannschaft.