Der ungewöhnliche Weg des Lean BergmannÜber Schweden in die USA

Aber wie ist Lean Bergmann bloß auf diese Insel gekommen? Die Antwort ist der Grund für diese Geschichte. Der junge Deutsche spielte erfolgreich im Nachwuchs des schwedischen Traditionsvereins Frölunda Indians. Dabei hatte alles beim Iserlohner EC angefangen. Nein – im Keller der Großeltern, wo er mit seinem Vater und einem Schläger in der Hand einem Tennisball hinterher lief. Dabei war der familiäre Bezug zum Eishockey gar nicht groß. „Mein Vater hat nie selber Eishockey gespielt und meine Familie war auch nie eishockeyverrückt“, berichtet Lean Bergmann. „Mittlerweile sind sie es vielleicht ein wenig“, fügt er mit einem Lächeln an. Doch schon früh brach er auf, um fern der Heimat zu spielen. Denn für einen Sechsjährigen aus Hemer liegt Krefeld ja nicht gerade um die Ecke. „Zu dieser Zeit hatte Krefeld eine der besten Mannschaften in Deutschland in meiner Altersgruppe. Als klar war, dass ich die Chance habe, dort zu spielen, haben wir diese selbstverständlich wahrgenommen.“ Also düste sein Vater mit ihm immer nach Krefeld. Schließlich hatte er das Ganze ja mit einem Tennisball und einem Schläger ausgelöst. Es ging weiter, nach Köln, schließlich nach Mannheim, wo der zwölfjährige Lean bei einer Gastfamilie gewohnt hat.
Zweitbester Scorer im U-16-Team von Frölunda
2013 hatte er die Chance auf ein Probetraining bei Frölunda. Das kam nicht von ungefähr. Lean Bergmann hatte schon früh den Traum, Eishockeyspieler zu sein. Also wurden Teams in Schweden gezielt angeschrieben. „Frölunda war das erste, das geantwortet hat.“ Zweifel, dass dieser Schritt mit 15 Jahren richtig sei, in ein Land zu gehen, dessen Sprache er – damals – nicht sprach, hatte der junge Mann nie. „Trotz der Kritik von außen, die ich schon zuvor bei jedem anderen meiner Wechsel erfuhr.“ Sportlich lief alles bestens – für Lean Bergmann wie für die Frölunda Indians. Denn in seinem ersten Jahr in der U16-Eliteliga war er mit 23 Toren und 13 Spielen in der Saison 2013/14 der zweitbeste Scorer seiner Mannschaft.
Schwedisch lernen in acht Monaten
„Die Sprache war zunächst eine Herausforderung“, erinnert sich Lean heute. „Allerdings gibt es Ähnlichkeiten zu anderen Sprachen wie Deutsch oder Englisch. Durch meine Kenntnisse in diesen beiden Sprachen und tägliches Lernen von Vokabeln und Grammatik, gelang es mir, dass ich mich bereits nach acht, neun Monaten auf Schwedisch unterhalten sowie Klausuren und Arbeiten in der Schule mitschreiben konnte.“ So sog Lean Bergmann Schweden in sich auf. Die Sprache, die Art, Eishockey zu spielen. „Eishockey ist in Schweden Nationalsport und immer überall zu sehen. Ob im Einkaufszentrum, Restaurant oder Fernsehen.“ Gut, dass beides klappte – das Sprechen der schwedischen Sprache und das Eishockeyspielen. Denn so konnte er Lundqvist verblüffen. „Wie oft passiert es denn auch, dass man in einer Eishalle auf einer Insel vor Göteborg auf einen Deutschen stößt, der Schwedisch spricht und für Frölunda, einem der größten Clubs in Schweden, spielt?“ Auch andere NHL-Stars traf er. „Einmal hat Daniel Alfredsson einem Teamkollegen und mir angeboten uns nach Hause zu fahren. Wir haben selbstverständlich ja gesagt. Sie waren alle immer sehr freundlich, positiv und gut gelaunt.“
Trainer in Schweden verlangen viel
Die Trainer haben viel verlangt. „Der Alltag in Schweden war strikt geregelt“, sagt Lean Bergmann. Schule, Eishalle, Schule, Eishalle. „Unsere Trainer sagten immer, wir sind so jung, wir brauchen keine Pause. Nur ab und zu mal einen Tag für den Kopf, aber nicht der Körper.“ In der Saison 2014/15 ging es zu Almtuna IS in die U-18-Eliteliga – und wieder war Bergmann mit 14 Toren und zehn Vorlagen einer der besten seines Teams, wurde schon in der U-20-Eliteliga eingesetzt, wo er nochmal sieben Tore und acht Vorlagen in 13 Spielen oben drauf packte.
Höheres Tempo in der USHL
Während der Saison 2015/16 kam schließlich sein Wechsel zu den Sioux Falls Stampede in der USHL zustande. „Der Kontakt kam durch einen Freund meiner Familie zustande, der mir eine Probewoche organisieren konnte“, berichtet Bergmann, auf den auch der DEB aufmerksam geworden ist. „Ich durfte ein paar Mal Deutschland repräsentieren“, erinnert er sich. „Die Umstellung auf das Hockey in der USHL war erstmal enorm. Deutlich höheres Tempo, und dazu die kleine Eisfläche. Mit der Zeit wurde es aber besser und mittlerweile mag ich die kleine Eisfläche deutlich mehr als die große.“ Morgens besucht er eine katholische Privatschule, danach geht es zum Training. Klingt ähnlich wie in Schweden, „aber in Schweden wird deutlich härter trainiert“. Ein weiterer Unterschied ist, „dass in Schweden meiner Meinung nach deutlich aggressiver und mehr ein Art Power-Hockey gespielt wird, dafür in den USA aber ein deutlich schnelleres und technisch besseres Hockey.“ Auch bei seinem Team in South Dakota läuft es gut. Und seine Zukunft hat er im Blick, so hat sich Lean Bergmann ab 2018 für die Western Michigan University entschieden. „Das Akademische war mir wichtig, aber natürlich besonders das Eishockey-Programm.“
Wo er sich in fünf Jahren sieht? „Als Spieler bei einem Profi-Club. Für wen – das kann man, denke ich, noch nicht sagen und hängt von meiner Leistung in der kommenden Zeit ab.“