Als Deutschland Eishockey-Weltmeister wurdeEin Blick in die WM-Historie

Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1912 – und zeigt, wie Frauen und Männer in der Schweiz aus Spaß an der Freud‘ Eishockey spielen. Im gleichen Jahr wurde Deutschland „Weltmeister“. (Foto: dpa/picture alliance/Mary Evans Picture Library)Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1912 – und zeigt, wie Frauen und Männer in der Schweiz aus Spaß an der Freud‘ Eishockey spielen. Im gleichen Jahr wurde Deutschland „Weltmeister“. (Foto: dpa/picture alliance/Mary Evans Picture Library)
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Ausgerechnet 2020 – hätte die IIHF doch in diesem Jahr den 90. „Geburtstag“ der Eishockey-WM feiern können. Oder das 100. Jubiläum des ersten Weltmeisters. Oder doch nicht?

Die Datierung ist ein wenig schwierig. Die erste eigenständige Weltmeisterschaft fand 1930 in Chamonix, Berlin und Wien statt. Deutschland, damals durchaus international eines der stärkeren Teams, wurde Zweiter und damit Vizeweltmeister hinter Kanada. Doch es blieb nicht einfach „nur“ bei Silber. Die deutsche Mannschaft wurde damit automatisch Europameister. Von 1910 bis 1914, von 1921 bis 1927 und nochmal 1929 und 1932 wurde ein eigenständiges EM-Turnier ausgetragen. Ansonsten war die Europameisterschaft noch bis 1991 eine „Zusatzwertung“ zur Eishockey-Weltmeisterschaft. 1932 und 1934 wurde die deutsche Mannschaft Europameister, dazu gab es vier Silber- und sieben Bronzemedaillen bei den kontinentalen Titelkämpfen. Zudem gewann 1966 die DDR EM-Bronze, weil sie bei der WM in Jugoslawien den fünften Platz belegte und in der Wertung der rein europäischen Teams untereinander als Dritter ins Ziel kam.

Und was hat nun das Jahr 1920 mit einem Eishockey-Weltmeister zu tun? Die International Icehockey Federation hat die ersten drei olympischen Eishockey-Turniere in den Jahren 1920, 1924 und 1928 nachträglich zu Weltmeisterschaften erklärt, da diese Turniere die anerkanntermaßen ersten großen internationalen Turniere waren, an denen sich Teams aus Europa und Nordamerika beteiligten.

Für Deutschland stehen bei Eishockey-Weltmeisterschaften vier Medaillengewinne zu Buche: Der schon erwähnten Vizeweltmeisterschaft von 1930 folgten die Bronzeränge 1932 (gleichzeitig das olympische Turnier) und 1934. Bemerkenswerterweise wurde Deutschland noch ein zweites Mal Vizeweltmeister – und das zu Zeiten der Bundesrepublik. Allerdings ist die Bedeutung der Silbermedaille von 1953 vergleichsweise überschaubar.  Aufgrund diverser Absagen, auch der Teams der USA und Kanadas, traten nur vier Mannschaften zur A-WM in der Schweiz an. Endgültig zur Farce wurde dieses Turnier, als die Mannschaft der Tschechoslowakei vorzeitig abreiste, nachdem Staatspräsident Klement Gottwald gestorben war. So wurde Schweden Weltmeister, Deutschland Zweiter, die Schweiz Dritter – die Tschechoslowakei wurde disqualifiziert.

Heißt zusammengefasst: Deutschland wurde nie Eishockey-Weltmeister.

Das ist richtig – und doch falsch! In den offiziellen Ehrenlisten taucht Deutschland tatsächlich nie als Weltmeister auf und war es dennoch zweimal. Der Grund sind Streitigkeiten zwischen Eishockey-Funktionären – auch das gab es schon vor über 100 Jahren, einschließlich gegenseitiger Boykotts von EM- und „WM“-Turnieren. Wie erwähnt fand 1910 die erste Eishockey-Europameisterschaft statt. In den Jahren 1912 bis 1914 gab es zusätzlich die heute so genannte „LIHG-Meisterschaft“. Die LIHG ist die alte Bezeichnung der heutigen IIHF, die damit Veranstalter dieser Turniere war. An allen drei Turnieren nahm der Berliner Schlittschuh-Club anstelle Deutschlands teil – diese Clubvertretung für ein Land war lange Zeit nichts Ungewöhnliches. Kanada praktizierte dies noch lange nach dem 2. Weltkrieg.

In den Jahren 1912 und 1913 gewann Deutschland beziehungsweise der Berliner Schlittschuh-Club dieses Turnier, das in der damaligen Presse als Weltmeisterschaft bezeichnet wurde. 1912 landete die deutsche Mannschaft vor Kanada, das von einer Studentenmannschaft repräsentiert wurde, die sich aus in England, genauer Oxford studierenden Kanadiern zusammensetze. Dritter wurde Belgien (vertreten von einem Brüsseler Verein), Frankreich (Paris) und der Schweiz, die als einziger Teilnehmer ein Auswahlteam ins Rennen schickte. 1913 wiederholten die Deutschen das Kunststück, 1914 wurde Deutschland, also zum dritten Mal der BSC, Zweiter. Die Bedeutung des Turniers, das bei seiner dritten Austragung auch als Coupe de Chamonix gewertet wurde, nahm drastisch ab, sodass es nach dem 1. Weltkrieg nicht wieder aufgenommen wurde. Wie Stephan Müller in seinem Buch „Deutsche Eishockey-Meisterschaften“ ausführt, durften in den „Nationalmannschaften“ auch ausländische Spieler eingesetzt werden, die offenbar in dem jeweiligen Land beziehungsweise in dem das Land vertretenden Club aktiv waren. Wahrscheinlich ist auch das ein Grund, warum die IIHF ihre ersten „Weltmeisterschaften“ nur als „LIHG-Meisterschaften“ führt – und Deutschland offiziell noch ohne WM-Titel ist.


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