Hannover Indians erkämpfen sich mit Kraftakt gegen Duisburg Platz vierFast einen 3:0-Vorsprung verspielt – 3310 Zuschauer am Turm

In der Pressekonferenz nach dem Spiel passierte etwas Ungewöhnliches. Beide Trainer versuchten mit vielen Worten zu erklären, was sie zuvor gesehen hatten, aber richtig darstellen konnte es keiner. Weder Füchse-Coach Uli Egen: „Wir haben erst im zweiten Drittel angefangen zu spielen“, noch Indians-Coach Lenny Soccio: „Im ersten Drittel haben wir uns die Tore toll erarbeitet, um dann komplett unterzutauchen. Zum Glück haben wir in den letzten zwanzig Minuten unsere Linie wieder gefunden.“
Der Grund lag auf der Hand. Das Spiel hatte im ersten Drittel Einbahnstraßencharakter. Duisburgs Abwehr stand im Dauerstress und Christian Wendler im Tor war trotz der drei Gegentore noch der beste Mann einer absoluten desolaten Defensive der Füchse. Als Lukas Gärtner in der vierten Minute den ersten halbwegs gefährlichen Schuss auf das ECH-Gehäuse, dass von Philip Lehr gehütet wurde, abgab, hätte die Hausherren schon 2:0 führen können aber im Gegensatz zu anderen Spielen klappte es in diesem Drittel mit dem Toreschießen. Chad Niddery spielte in der elften Minute hervorragend Roman Pfennings an und der vollendete zum 1:0. Zwischendurch ein gefährlicher Duisburger Angriff von Krüger, den Lehr nur mit Mühe parieren konnte und im Gegenzug vollende Igor Bacek, diesmal in Überzahl, zum 2:0 und weil es so viel Laune machte, erzielte nur sechzig Sekunden später Branislav Pohanka, im Slot völlig frei, das 3:0. Dieses Gegentor erzürnte Füchse-Keeper Wendler derart, dass er seine Verteidiger noch auf dem Eis zusammenstauchte.
Vermutlich ging dieser Anfall in der Kabine weiter, denn während die einen sich schon wie der Sieger fühlten, kamen die anderen wie umgewandelt aus der Kabine. Einer der besten Gäste, Kyle Gibbons, besorgte bereits in der 24. Minute den Anschluss. Das war Gift auf den Mühlen der Pferdetürmler, die auf einmal keinen vernünftigen Angriff mehr auf die Reihe bekamen. Die Gäste hatten Oberwasser und drängten die Indians immer mehr in deren Hälfte. Trotzdem hätten die Gastgeber Tore erzielen können, ja müssen wie z.b. in der 29. Minute, als Pohanka und Bosas eine 2:1 Situation nicht im Füchse-Tor unterbringen konnten. Stattdessen legten die Füchse nach und kamen, nicht unverdient, zum Ausgleich. Erst jagte Robin Slanina einen Schlagschuss in die Maschen, wobei Lehr freie Sicht hatte und etwas unglücklich aussah, aber der gleiche Schlussmann war in der 37. Minute chancenlos, als Artur Tegkaev einen DEL-würdigen Antritt mit einem satten Schuss aus nächster Entfernung zum 3:3 krönte. Dazu Duisburgs Coach Uli Egen: „In den zweiten zwanzig Minuten haben wir gezeigt, was wir können. Leider konnten wir am Ende den Druck nicht aufrechterhalten.“
Die Frage lautete nun: Kommen die Indians noch einmal zurück oder setzt Duisburg noch einen drauf? Bei einem vierten Duisburger Tor wäre es sicherlich für die Indians sehr sehr schwer geworden und so neigte Glücksgöttin Fortuna ihr Füllhorn gleich zu Beginn des Abschlussdrittels über die Indians. Bereits der erste Angriff wurde von Igor Bacek erfolgreich abgeschlossen. Aber auch dieser Vorsprung hatte keinen Bestand. Keine vier Minuten später traf Alexander Eckl perfekt von der blauen Linie in den linken Winkel. Philip Lehr sah die Scheibe zwar, aber viel zu spät, konnte kaum noch reagieren. Die Reaktion der Indians nach diesem Pech war jedoch hervorragend. Sie nahmen den Kampf an, fighteten zurück, ohne, wie auch die Duisburger, unfair zu werden und hatten noch einmal Glück, als ihr bester Verteidiger Steven Raabe einen Moment der Sonderklasse auf das Eis zauberte. Während sein Mitspieler Philipp Hertel auf der Strafbank schmorte, nahm sich Raabe ein Herz, rannte einfach auf und davon, wurde kurz vor dem gegnerischen Tor gestellt und umgestoßen und schob trotzdem die Scheibe im Fallen noch ins Tor des konsternierten Christian Wendler.
Am Ende somit ein glücklicher, aber auch verdienter Erfolg der Hannover Indians, da diese nach dem schwachen zweiten Drittel in der letzten Spielphase wieder in ihr Spiel fanden und sich die drei Punkte redlich verdienten. Zuletzt sollte auch die Leistung des Schiedsrichter-Trios gelobt werden unter der Leitung von Eugen Berger zu verdanken, der das Spiel wunderbar laufen ließ, nur die wirklich wichtigen Fouls pfiff und ansonsten kaum bemerkt wurde.
Tore: 1:0 (10:43) Pfennings (Beally, Niddery), 2:0 (15:10) Bovenschen (Goller, Pohl/5-4), 3:0 (16:11) Pohanka (Bacek, Bosas), 3:1 (23:22) Gibbons (Abercrombie, Neumann), 3:2 (35:22) Slanina (Krüger, Spelleken), 3:3 (36:39) Tegkaev (Neumann, Abercrombie), 4:3 (40:35) Bacek (Pfennings, Pohanka), 4:4 (44:12) Alexander Eckl (Spister, Bödefeld), 5:4 (51:41) Raabe (Pohanka, Pfennings/4-5). Strafen: Hannover 4, Duisburg 8. Zuschauer: 3310.