Die Tabellenführung zum 20. Geburtstag der Hannover IndiansVerdientes 6:5 über Meister Tilburg Trappers
(Foto: TKH Photography)
Eigentlich war es ein doppelter Geburtstag. Im Oktober 1998 wurde der Kleefelder EV Hannover (KEV) der offizielle Nachfolger der in Konkurs gegangenen Hannover Turtles und im gleichen Monat, nur fünfzig Jahre vorher, war die ESG Hannover (Eissportgesellschaft Hannover) von einem Vertriebenen des 2. Weltkriegs, einen begeisterten Sportler namens Fedor Rose gegründet worden. Somit war es ein Geschenk zum 20. und zum 70. Geburtstag des hannoverschen Eishockeys.
Bohuslav Subr, Trainer der Tilburg Trappers und seit Jahren höchst erfolgreich, machte eine gute Miene zum bösen Spiel: „Wir sind gut gestartet, hatten die Partie im Griff. Im zweiten Drittel haben wir in einem körperlich betonten Spiel den Zugriff verloren und da die Indians gute Einzelspieler haben, hatten wir so unsere Probleme.“ Das Problem war, dass seine Jungs die anfängliche Nervosität der hannoverschen Gastgeber cool ausnutzten und dabei auch noch Glück hatten. Erst stand Danny Stempher bereits nach vier Minuten goldrichtig und traf zum 1:0, dann erhöhte Janne de Bonth nur eine halbe Minute später mit einem abgefälschten Schuss auf 2:0. Das saß und die Indians hatten Mühe, ihre Beine zu sortieren und halbwegs ein Aufbauspiel zu praktizieren. In dieser Zeit hätte es auch, bei konsequenter Chancenausnutzung der Trappers 3:0 oder gar 4:0 heißen können. Das hieß es aber nicht und die Indians versuchten zaghafte Angriffe, die jedoch zu sololastig waren und außerdem von den cleveren Niederländern an die Bande verlagert wurden, wo man die Indians gut stellen konnte. Als dann auch noch das 3:0 fiel, erneut durch Danny Stempher (15.), da schien die Partie gelaufen. Mancher Indian-Fan dachte wohl in dieser Sekunde aus Frust an seinen leeren Magen und musste abseits des Spielfeldes hören, dass die Indians durch Viktor Knaub, der wie sein Bruder ein starkes Spiel zeigte, zum 1:3 kamen.
Obwohl die Niederländer bereits zwei Minuten vor Spielbeginn zum zweiten Drittel auf dem Eis standen, schienen sie in den ersten Minuten komplett entrückt und irgendwie auch gar nicht zu begreifen, wie ihnen geschah. Die Indians, deren Trainer Lenny Soccio die Moral seiner Jungs immer wieder unterstreicht, kam mit Wut und Kraft aus der Kabine und drückte den Gegner in seine Zone. Stellenweise wurde bei personellem Gleichstand Powerplay gespielt und weil sich dieser Kraftakt auch lohnte, sechs Minuten nach Beginn war der Gleichstand erreicht nach Toren von Andreas Morczinietz (23.) und Roman Pfennings (26.) schienen die Hannover Indians, wie auf einer Welle reitend, den ersehnten drei Punkten sehr nahe. Allerdings hatten die Gastgeber nicht immer ihre Nerven im Griff und das die Trappers keine Unschuldslämmer sind, ist sicherlich nicht unbekannt. So auch in dieser Begegnung. Schon seit den ersten Minuten gab es immer wieder kleine Sticheleien und in der 36. Minuten explodierten schließlich die Gemüter. Erst gerieten Nick Bovenschen und Max Hermens aneinander und danach zeigte Robert Peleikis unter dem Jubel der Fans seine Boxqualitäten gegen de Bonth. Da aber auch Hermens seinen Anteil an der Auseinandersetzung hatte, zog Schiedsrichter Ali Soguksu, der besonders im ersten Drittel nicht immer eine glückliche Hand bei der Strafenverteilung hatte, die Konsequenzen. Er schickte erst Bovenschen mit einer Matchstrafe in die Kabine und danach erhielten Peleikis und Hermens je eine Fünfer plus Spieldauer. Danach hatten sich beide Gemüter zwar abgekühlt aber die Niederländer, die jetzt eine einmalige Chance besaßen, nutzten diese sehr unprofessionell. Objektiv gesehen, gelangen ihnen in diesen fünf Minuten nur drei vielversprechende Angriffe und der schönste, ausgeführt von Julian van Oorschot mit einem Topsolo, endete schließlich mit dem 4:3.
Im dritten Drittel mussten die Indians zunächst ihrem hohen Tempo vom Mitteldrittel Tribut zollen. Es ging langsamer nach vorne, auch nicht so präzise und sie mussten auf die schnellen niederländischen Konter aufpassen. So lief ihnen die Zeit weg und als man schon verzweifelt auf die Spieluhr schaute, passierte es. Branislav Pohanka erzielte das 4:4. Riesiger Jubel im weiten Rund, der ganz schnell wieder auf Zimmerlautstärke zurücksank. Denn Nardo Nagtzaam, einer der hoch gefährlichen Trappers-Angreifer wurde von der ECH-Verteidigung komplett übersehen und er traf zum 5:4. Wieder war Anrennen angesagt mit nur noch 177 Sekunden Zeit. Schließlich nahm Soccio seinen Keeper vom Eis und diesmal brachte diese Maßnahme den erhofften Erfolg. Der in den letzten Wochen vom Buhmann zum echten Mannschaftsspieler gereifte Michael Knaub wuchtete die Scheibe 43 Sekunden vor Ende zum 5:5 in die Tilburger Maschen. Das Stadion kochte und weil sich Glücksgöttin Fortuna diesmal dem Jubilar nicht in den Weg stellen wollte, machte sie den Weg zum Sieg frei, als Brent Norris eine Vorlage von Thomas Ziolkowski scheinbar nicht zum 6:5 nutzen konnte, aber Keeper Meierdres die Scheibe nicht unter Kontrolle bekam und diese die Torlinie knapp überschritt.
Trappers-Coach Bohuslav Subr: „Wir hatten die Chance und haben sie in einem körperlich sehr intensiven Match nicht genutzt. Jetzt heißt es die Fehler abstellen und das nächste Spiel erfolgreich gestalten.“
Indians-Coach Lenny Soccio: „Dieses Team zieht unwahrscheinlich an einem Strang. Sie haben alle eine Gabe: Sie können und wollen nicht verlieren. Aus diesem Grund haben wir am Freitag und heute zwei Spiele trotz Rückstandes noch umbiegen können. Jetzt hat das Team erst einmal seinen freien Tag und dann bereits wir uns auf Braunlage vor.“
Tore: 0:1 (3:43) Stempher (Nagtzaam, van Elten), 0:2 (04:07) de Bonth (van Gorp, Vogelaar), 0:3 (14:18) Stempher (van Oortschot, Nagtzaam), 1:3 (18:32) Viktor Knaub (Morzinietz, Morris), 2:3 (22:30) Morczinietz (Norris, Viktor Knaub), 3:3 (25:56) Pfennings (Peleikis, Hein/5-4), 3:4 (37:24) van Oorschot (5-4), 4:4 (56:09) Pohanka (Bacek, Pohl), 4:5 (57:03) Nagtzaam (Vogelaar, Mitch Bruijsten), 5:5 (59:17) Knaub (Pohanka, Norris/6-5), 6:5 (63:25) Norris (Ziolkowski, Pfennings). Strafen: Hannover 2 + 5 + Spieldauer (Peleikis) + Matchstrafe Bovenschen), Tilburg 10 + 5 + Spieldauer (Hermens). Zuschauer: 2333.