Steht Philipp Grubauer vor dem Aus bei den Seattle Kraken?Wichtige Saison für den 32-jährigen Rosenheimer
Nationaltorhüter Philipp Grubauer im Tor der Seattle Kraken. (Foto: dpa/picture alliance/ASSOCIATED PRESS)Nach sehr guten Leistungen bei seinen Stationen in Washington, mit denen er 2018 den Stanley Cup gewann und anschließend in Colorado, unterschrieb Grubauer 2021 als Free Agent einen 6-Jahresvertrag zu je 5,9 Millionen Dollar pro Jahr bei der damals neuen Franchise aus Seattle, nachdem er sich mit den Avalanche nicht auf einen neuen Vertrag einigen konnte.
Die Erwartungen in Seattle, wo er die klare Nummer 1 sein sollte, konnte er auch aufgrund mehrerer Verletzungen nie so ganz erfüllen, was auch seine Statistiken aus dieser Zeit belegen. Seine Fangquoten lagen stets unter 90% und 49 Siegen als Starter stehen 72 Niederlagen gegenüber. In der Saison 2022/23 führte er Seattle in der zweiten Franchise-Saison jedoch mit starken Leistungen bis ins Conference-Halbfinale. Die jeweiligen Backups hinter Grubauer, konnten ebenfalls selten überzeugen, so dass der gebürtige Rosenheimer nicht zur Disposition stand. Nun hat sich die Situation allerdings verändert, da die Kraken letzte Woche mit Joey Daccord einen weiteren Goalie langfristig und vor allem gut dotiert an die Franchise gebunden haben (5 Jahre à 5 Millionen Dollar). Daccord konnte in der abgelaufenen Spielzeit eine Fangquote von 91,6% bei durchschnittlich 2,46 Gegentoren aufweisen und nutze seine Chance während Grubauer verletzt ausfiel. Die Werte des deutschen Nationaltorwarts lagen hingegen bei 89,9% und 2,85 Gegentoren im Schnitt.
Grubauer’s Vertrag läuft noch bis zum Ende der Saison 2026/27 und mit insgesamt knapp elf Millionen Dollar ist die Torhüterposition der Kraken ab der kommenden Saison ein immenser Kostenpunkt, der bei der bisherigen Performance des Tandems nicht unumstritten gesehen wird.
Während der 32-jährige Deutsche bereits über 300 Starts in der NHL hatte und vor seinem Engagement in Seattle stets überzeugen konnte, steht mit Daccord (28) ein jüngerer Goalie zu Verfügung, der zuletzt die stärkeren Auftritte im Tor der Kraken hatte, allerdings auch erst auf 63 Starteinsätze zurückblicken kann. Die Franchise geht hier also eine Wette auf die Zukunft ein, denn wie auch Elliotte Friedman vom kanadischen Sender Sportsnet betonte, könnte ein Buyout von Grubauer die einfachste Lösung für die Franchise sein, wenn Daccord seine letztjährigen Leistungen bestätigen kann. Letztlich muss Grubauer in dieser Spielzeit sein Potential abrufen und seine Leistungen stabilisieren, um dem Management der Kraken entsprechende Argumente zu liefern. In der aktuellen, noch jungen Saison, haben beide Goalies je zwei Starts bekommen und bezeichnenderweise hat Daccord beide Spiele gewonnen, Grubauer hingegen beide verloren, wobei er sich keine Fehler leistete und sogar vom neuen Headcoach Dan Bylsma explizit gelobt und geschützt wurde. Wer das Geschäft aber kennt, der weiß, dass dies auch ein Zeichen sein kann, dass die Organisation die Gerüchte um Grubauer verfolgt. Üblicherweise wird bei unumstrittenen Nummer-1-Goalies selten nach deren Leistung gefragt, wenn es keine offensichtlichen Fehler gab.
Ein Trade von Grubauer könnte sich, wie Friedman bestätigte, tatsächlich schwieriger gestalten, denn bisher hatte Grubauer eine sogenannte komplette No-Trade-Clause, was es dem Team verbot, ihn ohne seine Zustimmung zu traden. Seit dieser Saison aber ist diese Klausel modifiziert, so dass Grubauer dem Team eine Liste von zehn Teams gegeben hat, zu denen er weiterhin nicht ohne Zustimmung getradet werden darf. Das heißt im Umkehrschluss, dass es immerhin 21 mögliche Tradepartner in der NHL gibt, bei denen Grubauer kein Vetorecht mehr hat. Die besagte No-Trade-Liste ist nicht öffentlich, so dass nach Herzenslust spekuliert werden darf. Weiterhin muss in Betracht gezogen werden, dass der hochdotierte Vertrag des Deutschen niemanden vor dem Ofen herlockt, was bedeutet, dass die Seattle Kraken keinen großen Gegenwert erwarten dürfen, oder aber für die Dauer seines Restvertrags einen Anteil seines Gehalts einbehalten müssen, um einen Trade für den Partner schmackhaft zu machen. Hingegen wäre, wie eingangs beschrieben, der Buyout eine einfache Möglichkeit, große Teile des Vertrags von Grubauer loszuwerden. Grubauer wäre dann ab dem 1. Juli ein Free Agent und könnte mit anderen Teams einen Vertrag aushandeln.
Ein Buyout ist eine Auszahlung der restlichen Vertragslaufzeit und dem damit verbundenen Gehalt. In der Regel wird ein Drittel des Grundgehalts auf den Salary Cap gerechnet, dafür aber doppelt so lang. Für die Kraken hieße das dementsprechend, dass für vier weitere Jahre ab dem Buyout noch jeweils 1,68 Millionen Dollar in den Büchern stehen und dem Salary Cap angerechnet werden, obwohl Grubauer nicht mehr unter Vertrag steht. NHL-Spieler können nur im Sommer ausgezahlt werden, nicht aber während der Saison.