Stanley Cup Finale 2010: Ausgleich! Flyers gewinnen Spiel vier

In den Schlusssekunden von
Spiel vier des Stanley Cup Finals zwischen den Philadelphia Flyers und
Chicago Blackhawks, hielt es niemanden mehr im Wachovia Center auf den
Sitzen, alles war möglich. Doch dann verloren die auf den späten Ausgleich
drängenden Hawks trotz numerischer Überzahl den Puck an der gegnerischen
blauen Linie. Philys Jeff Carter schnappte sich die Scheibe, zog auf
und davon und versenkte sie unter dem Jubel aller in Orange gekleideten
der über 20.000 Zuschauer im verwaisten Gästegehäuse zum 5:3 Endstand
(3:1; 0:0; 2:2) für das Heimteam. Die Philadelphia Flyers gewannen
also auch ihr zweites Heimspiel und glichen die Finalserie somit aus.
Nun beginnt alles wieder von vorn! Das vielleicht Richtung weisende
fünfte Spiel findet in der Nacht zum Montag um 2.00 Uhr MESZ in Chicago
statt. Und es sind dort wohl eher die Blackhawks, die unter der Last
des vermeintlichen Heimvorteils unter Erfolgsdruck stehen. Eine dritte
Niederlage in Folge, ein Rückstand in der Serie, das so genannte Momentum
damit womöglich endgültig aufseiten des Gegners und dann das sechste
Spiel auf fremden Eis, könnten der Negativvorzeichen zu viel sein,
um die Mission des ersten Stanley Cup-Siegs nach 1962 erfolgreich zu
vollenden. Aber wie auch in Philadelphia ist gleichwohl im Stadtbild
von Chicago unübersehbar, welches Ereignis derzeit im Mittelpunkt des
Interesses seiner Einwohner steht. Beseelt davon, dieses große Ziel
zu erreichen, ist man in beiden Städten mit jeder Faser. Zumindest
von einem können die Mannen von Chefcoach Joel Quenneville also getrost
fest ausgehen: von der Unterstützung ihrer Fans.
Dass es am Ende noch so eine
knappe Geschichte werden könnte, war nach Verlauf des ersten Drittels
nicht unbedingt zu erwarten. Denn schon dort erwiesen sich die Flyers,
obwohl sie weniger Schüsse abgaben, gegenüber den Hawks in Sachen
Chancenverwertung als effizienter. Mike Richards (5. Spielminute) nutzte
per Rückhandschuss einen missglückten Befreiungsversuch von Hawks-Verteidiger
Niklas Hjalmarsson zu einem untypischen Powerplaytreffer und brachte
sein Team damit in Führung. Chancen gab es dann hüben wie drüben
und beide Keeper, Michael Leighton für Phily und Antti Niemi für Chicago,
waren mehrfach gefordert. Und als brauchte es erst noch eines Beweises,
dass die Hawks nicht vorhatten sich zum willfährigen Spielball degradieren
zu lassen, lieferte eben den Verteidiger Brian Campbell in der achten
Spielminute: mit einem mächtigen Open Ice Hit rammte er den in diesem
Moment unaufmerksamen Flyers-Stürmer Ville Leino in der neutralen Zone
kompromisslos in die Waagerechte. Die davon gewiss erhoffte einschüchternde
Wirkung hinterließ die Aktion von Campbell aber weder bei Leino geschweige
denn beim gesamten Team der Flyers. Im Gegenteil, Philadelpia erhöhte
durch Matt Carle (15.) auf 2:0. Auch den Anschlusstreffer der Blackhawks
in der 19. Spielminute, erzielt durch einen kräftigen Schlagschuss
von Patrick Sharp, steckten die Cracks von Chefcoach Peter Laviolette
gut weg. Nur wenige Sekunden vor der ersten Pause erhöhte Claude Giroux
für die Flyers noch auf 3:1. Der erst 22-jährige Giroux, der in der
gesamten Vorrunde 16-mal ins Schwarze traf, hat sich mit seinem nun
schon zehnten Play-off-Treffer für die Flyers zu einem verlässlichen
Torschützen gemausert.
Nachdem der Mittelabschnitt
torlos geblieben war, nahmen beide Teams im Schlussdrittel die Produktion
wieder auf. Und es waren erneut die Flyers, die einen Weg fanden, die
gegnerische Defensivabteilung auszumanövrieren. Viel besser hätte
Ville Leino den Hawks nicht zeigen können, dass er Campbells Check
hervorragend verdaut hatte, da er mit dem Puck aus der neutralen Zone
kommend seine Gegenspieler umkurvte wie Slalomstangen und beim Abschluss
auch dem guten Antti Niemi keine Abwehrchance ließ. 4:1 (47.) – eine
Vorentscheidung schien gefallen. Doch die Blackhawks fanden, wenn auch
spät, durch einen Powerplaytreffer von Dave Bolland (53.) noch einmal
ins Match zurück. Und als Brian Campbell in der 56. Spielminute den
Puck zum 3:4 Anschluss für Chicago über die Torlinie bugsierte, begann
im Wachovia Center dann besagtes Bangen bei allen, die den Flyers die
Daumen drücken. Das fand aus Sicht der Flyers mit Jeff Carters Empty-Net-Treffer
ja aber ein durchaus verdientes wie erfreuliches Ende. (mac)
Stanley Cup-Finale Spiel 4:
Philadelphia Flyers
– Chicago Blackhawks 5:3 (3:1; 0:0; 2:2)
Serie 2:2
Tore: 1:0 (5.) Richards PP;
2:0 (15.) Carle; 2:1 (19.) Sharp (Keith); 3:1 (20.) Giroux (Timmonen/Hartnell)
; 4:1 (47.) Leino (Briere/van Riemsdyk); 4:2 (53.) Bolland (Keith/Kane)
PP; 4:3 (56.) Campbell (Ladd/Keith); 5:3 (60.) Carter EN
Strafminuten: 8/14
Zuschauer: 20.304