Neue Schwedenhappen (4)Die Eishockey-WM aus einem anderen Blickwinkel
Erneut in Deutschland
Erfreulicherweise werden die Abstände, eine WM in Deutschland auszurichten, immer kürzer. Zum dritten Mal in diesem Jahrhundert dürfen sich die schwarz-rot-goldenen Fans wieder auf ein Weltturnier im Heimatland freuen. Nach 2001 und 2010 (da wurden die Adlerträger gar Vierter und verpassten das Treppchen quasi nur um eine Stufe) ist diesmal Köln der alleinige Austragungsort. Allerdings ist bis zum Viertelfinale Paris als Junior-Partner dabei.
Edvinsson in der Hall of Fame
Jan-Ake Edvinsson, ehemaliger Generalsekretär der IIHF, ist in die Ruhmeshalle, die sogenannte Hall of Fame, aufgenommen worden. Uns Deutschen ist er nicht gerade in guter Erinnerung, war es ihm bei der WM in Wien vor 26 Jahren doch zu „verdanken“, dass unser Team die Punkte mit dem damaligen Kölner Spieler Miroslaw Sikora abgezogen bekam. Der temperamentvolle Rechtsaußen war als Pole an einem Nachwuchsturnier beteiligt, was im Nachhinein als offizielles IIHF-Turnier gewertet wurde, obgleich ihm Edvinsson im Namen des Weltverbandes die Spielberechtigung erteilte.
Schweizer Verband generös
Generös zeigte sich der Schweizer Eishockeyverband. Die anwesenden Journalisten, die in der Mehrzahl die Rückflüge nach dem Viertelfinale vorgebucht hatten, können die Dienste der Chartermaschine des Verbandes, mit der die Mannschaft und die Offiziellen in die Alpenrepublik zurückdüsen, für 500 Euro in Anspruch nehmen. Die Schweizer gehören zu den drei Teams, die noch vor einem Jahr nicht unter den ersten Vier zu finden waren. Auch die USA und Schweden mussten vor der Vorschlussrunde die Segel streichen. So ist Suomi als einziges Land vom letzten Turnier übriggeblieben.
Sundblad redet für Deutschland
Niklas Sundblad, seinerzeit im blau-gelben Tre-Kronor-Trikot, jetzt als Co-Trainer bei den Kölner Haien tätig und dazu in gleicher Funktion beim DEB, wurde von den Redakteuren des offiziellen Programms interviewt. „Eishockey ist eine große Sache in Köln, Düsseldorf und Berlin, aber das ist regional zu verstehen. Das ist keine nationale Sache. Ich glaube aber, dass die Arenen die schönsten in Europa sind“, ließ Sundblad, der in der Nähe von Mönchengladbach wohnt, verlauten. „Die Atmosphäre in den Arenen sind fantastisch. Wir haben keine Probleme mit den Fans wie im Fußball. Aus irgendeinem Grund ist jeder einfach glücklich, wenn er zu einem Eishockeyspiel geht.“ Zur Stärke der Liga meint der sympathische Schwede: „Die Liga hat eine leicht negative Reputation. Ihr Niveau dürfte nicht ganz an das von Schweden oder Finnland herankommen, wobei die KHL eine eigene Klasse hat. Allerdings können die guten Akteure und auch die Topreihen durchaus in der Elitserie mithalten. In Schweden gibt es nur mehr Tiefe in den Teams.“
Programm ohne Korrekturleser?
Allerdings gingen die Redakteure recht nachlässig mit der Gestaltung des Programms um. So erscheint auf der „Deutschland-Seite“ ein Jubelfoto mit dem auf tragische Weise ums Leben gekommenen Robert Dietrich. Die USA kommen in dieser Broschüre auf eine Einwohnerzahl von rund neuneinhalb Millionen, wobei die Anzahl der erwachsenen russischen Spieler mit 2.606 angegeben wird. Für Deutschland steht hier eine Zahl von 8.042. Ob Russland wirklich eine Eishockey-Diaspora ist und die USA gerade mal soviel Einwohner wie Tschechien hat, wage ich aber zu bezweifeln.