Neue Schwedenhappen (2)Die Eishockey-WM aus einem anderen Blickwinkel
Kölns Rok Ticar (links), hier im Zweikampf mit Krefelds Nationalspieler Daniel Pietta, bekam viel Lob. (Foto: Sebastian Sendlak - www.US-Sports.TV)Guten Appetit
Was ein einzelner Mensch verdrücken kann, grenzt manchmal schon an das Unfassbare. Beim Frühstück erschien ein Kerl wie ein Schrank und räumte, übertrieben gesagt, das halbe Büffet ab. Mit einer Ruhe, die ihresgleichen sucht, machte der Mann aus Russland mit der Figur eines durchtrainierten Kugelstoßers, dem der Doppeladler auf der linken Brustseite prangte, nacheinander rund 15 Köttbullar (kleine Frikadellen, Fleischpflanzl, oder Buletten), zehn Würstchen, etliche Brotbeläge und dazu diverse Gemüsebeilagen platt. Nach getaner Arbeit war sein „Tellerchen“ blank wie ein Kinderpopo. Dann holte er sich in aller Seelenruhe Nachschlag, der jedoch nicht so üppig ausfiel wie der erste Gang. Ob er noch in Runde drei aktiv war, konnte ich nicht beurteilen, da ich das Feld beeindruckt räumte.
Zum ersten Mal nach 53 Jahren
Zum ersten Mal nach 53 Jahren musste eine sowjetische bzw. russische Mannschaft in einem IIHF-Turnier wieder acht Gegentreffer kassieren. 8:3 hieß es am Ende zugunsten der USA, die damit als erstes Team ins Halbfinale einzogen, während die Russen ihren Rückflug von Helsinki nicht über Stockholm buchen mussten. Beide Keeper der Sbornaja, weder Ija Brysgalow noch Semjon Warlamow, hatten, gelinde gesagt, nicht ihren besten Tag. „Sechs Schüsse, acht Tore“, konstatierte höhnisch ein Kollege im Stockholmer Pressezentrum. Somit blieb Superstar Ilja Kowaltschuk nur der schwache Trost, den ersten Platz in der Scorerliste mit 13 Punkten (acht Tore, fünf Vorlagen) nach der Vorrunde belegt zu haben.
Black and White and never right?
Nie ist über die Schiedsrichterleistungen so viel geschrieben und geredet worden wie heuer. In der Tat: Was sich einige Herren in Schwarz und Weiß erlaubten, war nicht nur einmal jenseits der Schmerzgrenze. Sogar der in puncto Schiedsrichterbeurteilung sonst recht zurückhaltende Sport1-Experte Erich Goldmann machte aus seinem Herzen keine Mördergrube und ließ sich über einige „Leistungen“ negativ aus. Gut nur, dass unser Duo Piechaczek/Brüggemann mit heiler Haut davon kam, was auch für den in der DEL bekannten Schweizer Brent Reiber gilt. Doch das war und ist nicht alles. Auch die Ansetzungen ließen nicht nur Insider ungläubig staunen. Warum haben die Verantwortlichen nicht einfach aus den Unparteiischen eine Helsinki- und Stockholm-Gruppe gemacht?
Ticar und Robar top
Viel Freude hatten die slowenischen Kollegen und Experten an den Leistungen der beiden DEL-Cracks Rok Ticar (Köln) und Mitja Robar (Krefeld). Von Ales Kranjc waren sie nicht so begeistert. Spielerberater Ivo Jan (früher u. a. für Oberhausen und Krefeld an der Scheibe): „Ich würde mich nicht wundern, wenn Ziga Jeglic in der übernächsten Saison in der DEL aufkreuzen würde. Noch ein Jahr in Södertälje würde ihm guttun.“ Als erfolgreichster Slowene belegt nach der Vorrunde Rok Ticar mit sechs Scorerpunkten den 17. Platz. Christian Ehrhoff kommt mit fünf Zählern auf Rang 28.