Erich Kühnhackl: „Die DEL ist eine andere Welt.“
Erich Kühnhackl hat schon viel erlebt im Eishockey und
darüber hinaus. Noch immer ist es sein Name, der auch vielen, die sich weniger
intensiv mit dem schnellen Kufensport beschäftigen ein Begriff ist. Der „Lange“
stach in seiner Zeit als aktiver und erfolgreicher Profi heraus und tut es auch
heute noch, ist begehrter Gesprächspartner, wenn es um Expertenmeinungen zum
Thema Eishockey geht. Am Rande der Pressekonferenz zur Eröffnung der 13.
Spielzeit der Deutschen Eishockey Liga ergab sich für Hockeyweb die Möglichkeit
zum Gespräch mit Deutschlands Eishockeyspielers des Jahrhunderts.
Herr Kühnhackl,
ihr Debüt als DEL-Coach von Aufsteiger Straubing Tigers steht unmittelbar
bevor. Sind sie nervös?
Nein, nicht wirklich. Wir hatten eine sehr gute
Vorbereitung. Ich hätte nur gerne gegen weitere DEL-Mannschaften getestet.
Gegen Augsburg sahen wir aber nicht schlecht aus.
Nach der
Meisterschaft in der 2. Bundesliga war die Euphorie in Straubing groß, noch
größer als die Auflagen für den DEL-Aufstieg erfüllt waren. Wie sind ihre
Erwartungen an ihre Mannschaft?
Dass unsere
Gesellschafter das geschafft haben, war allein schon eine große Sache! Aber ehrlich, von
Platz 10 zu reden, wie manch einer das tut, ist einfach unrealistisch. Das zu
schaffen, müsste vieles zusammen kommen. Der Ausfall von Tobi Abstreiter ist da
schon eine Sache, die nicht passt. Er ist einer unserer Führungsspieler und
wird uns lange, vielleicht zu lange fehlen.
Platz 10
empfinden sie also als unrealistisch. Mit welchen Mannschaften, vermuten sie,
könnten sich die Straubing Tigers auf Augenhöhe bewegen?
Vielleicht Augsburg und Duisburg, eventuell Iserlohn. Zum
jetzigen Zeitpunkt ist das aber nur schwer zu sagen. Die DEL ist eine andere
Welt.
Inwieweit?
Gerade die
Spieler, die wir aus der 2. Bundesliga mit in die DEL genommen haben, werden
diesen Unterschied zu spüren bekommen. Sie spielen zwar die selben Positionen,
sind Verteidiger oder Stürmer, müssen aber alles was sie tun, doppelt so schnell
tun. Das gegenüber der 2. Liga weit höhere Tempo, die größere Härte, die
Intensität überhaupt und die Spielstärke vieler Mannschaften bedeuten schon
eine gewaltige Umstellung.
Ist es da für
die Straubing Tigers nicht gut zu wissen, dass sie sportlich nicht absteigen
können?
Ich weiß es
ehrlich gesagt nicht, ob das wirklich so ein großer Vorteil ist. Man muss
sehen, wie die Spieler damit umgehen, ob sie die Motivation bis zum Schluss
halten können. Aber das ist natürlich eine meiner Aufgaben, dafür zu sorgen,
dass es so ist!
Herr Kühnhackl,
alles spricht davon, dass mehr für den Nachwuchs getan werden muss. Wie sehen
sie das?
Natürlich muss
mehr getan werden, mehr als nur davon zu reden, wie es meiner Meinung nach
viele tun. Ich bin der Meinung, dass die DEL nicht durch Modus-Änderungen
besser werden wird, sondern viel mehr dadurch, inwieweit es gelingt, die
Nachwuchsförderung zu intensivieren.
Wie passt da zum Beispiel die Anhebung des Förderlizenzalters auf 25
Jahre dazu?
Auch da muss man
erst sehen, wie das wirkt. Ich bin aber der Meinung, dass wir in einer
Leistungsgesellschaft leben. Wenn der 17-Jährige besser ist als der 36-Jährige,
muss der 17-Jährige spielen. Wenn die jungen Spieler gut sind, brauchen sie
diesen Schutz nicht, nur muss man ihnen auch das Vertrauen geben.
DEL-Teams wie
Mannheim, Köln oder Berlin betonen, dass sie zu den Top-Adressen im
europäischen Eishockey gehören möchten. Vergleiche mit Top-Teams anderer
Nationen gibt es aber höchstens in der Vorbereitung.
Es ist ja so, dass
sich die besten jungen deutschen Spieler bei den Spitzenteams der DEL
konzentrieren. Gerade sie bräuchten diese internationalen Vergleiche, um sie
auch mit Blick auf die Nationalmannschaft auf das Niveau zu bringen, das wir
uns von ihnen erhoffen. Schade, dass es etwas wie früher den Europapokal nicht
mehr gibt. Nach Möglichkeiten etwas in der Art wieder zu bekommen, müsste
gesucht werden.
Zum Schluss, Herr Kühnhackl: Wer sind ihre Meisterschaftsfavoriten?
Ja, wie gesagt,
das ist zum derzeitigen Zeitpunkt schwer zu sagen. Mit Mannheim, Düsseldorf und
Berlin liegt man aber wohl nicht sehr falsch. Ich halte die Berliner zum
Beispiel für ziemlich clever, sie behalten die Ruhe, haben aus den letzten
Jahren viel gelernt. Zudem besitzen sie neben vorzüglichen Kontakten auch noch
den finanziellen Hintergrund, um personell nachzubessern, wenn es nötig ist.
Vielen Dank und viel Erfolg, Herr Kühnhackl!
(Matthias Eckart - Foto by City-Press)