Trappers können auch im zweiten Anlauf Pferdeturm nicht stürmenIndians gewinnen mit 4:3 nach Penaltyschießen
Die Hannover Indians besiegen die Tilburg Trappers trotz eines schnellen 0:2-Rückstands. (Foto:TKH Photography)Erster Matchwinner aber war, bei aller Bescheidenheit, nicht der Neue oder einer der übrigen Verdächtigen wie Indians-Kapitän Branislav Pohanka, Brent Norris oder Roman Pfennings, sondern Robert Peleikis. Der Abwehrstratege, der zusammen mit Thomas Ziolkowski die Defensive ordnen soll, zeigte nicht nur in der Defensive eine erstklassige Leistung, der gebürtige Freiburger war auch für das 2:2 in der 27. Minute verantwortlich und vor allem für den einzigen Treffer im Penaltyschießen. Als insgesamt achter Schütze trat er an und wie er den mit allen Wassern gewaschenen Ian Meierdres im Tilburger Tor mit einem kleinen Lupfer überwand, das hatte nicht nur Klasse, das hatte Stil. Solche witzigen Abschlüsse in dieser Spielphase sieht man sonst eigentlich nur in der DEL oder sogar NHL.
Bis zu dieser Entscheidung war das Spitzenspiel des Tages auch wirklich ein Spitzenspiel, zumindest etwa ab der achten Minute. Dazu Lenny Soccio, Trainer der Indians: „Ich habe ein sehr gutes Spiel meiner Mannschaft gesehen. Warum wir aber wieder gegen Tilburg acht Minuten nur zusehen und dann sogar Glück haben nicht höher als 0:2 zurückzuliegen, erschließt sich mir nicht.“ Die Trappers, bereits im Oktober nach einer 3:0-Führung mit 5:6 nach Verlängerung unterlegen, griffen von Anfang an mit Vollgas an und zwangen die Indians zu verstärkter Abwehrarbeit und diese waren diesem Druck nicht gewachsen. Bereits nach 108 Sekunden stand Max Hermens am rechten Pfosten völlig frei und konnte das 1:0 erzielen und ganze 15 Sekunden später überwand Mickey Bastings mit einer ähnlichen Aktion Indians-Keeper Kevin Beech, der zumindest in diesen Minuten unruhige Zeiten erlebte. Eigentlich wurden alle Anwesenden an den Oktober erinnert, als es ebenfalls in den ersten fünf Minuten dreimal im Indians-Gehäuse eingeschlagen hatte. Damals fingen sich die Indians schnell und auch diesmal brachte Soccio seinen Jungs mit seinem Temperament das Fliegen bei. Allerdings blieb es beim Spielstand 0:2 im ersten Drittel, die Ergebnisänderung gab es erst in den zweiten 20 Minuten.
Den Beginn machte der Kapitän persönlich, Branislav Pohanka. Der Slowake erhielt in der 23. Minute von Pfennings den Puck und jagte ihn mit blitzsauberer Technik direkt ins Tor von Tilburgs Ian Meierdres, der diesmal den Vorzug vor Leeuwesteijn erhielt und seine Arbeit sehr gut verrichtete. Drei Minuten später tobte das Stadion, als im Powerplay Robert Peleikis den Puck förmlich in die gegnerischen Maschen nagelte. In dieser Phase bekamen die Trappers förmlich Schwimmunterricht und dann hatten sie auch noch Pech, als ihr Abwehrspieler Alexei Loginov, normalerweise ein fair auftretender Akteur im Zweikampf mit Bacek diesen unglücklich in die Bande checkte und weil dieser seinen Kopf dazwischen hatte und nach der Aktion deutlich Wahrnehmungsprobleme hatte, musste Loginov mit einer Fünfer plus Spieldauer unter die Dusche. In diesen fünf Minuten hätte die Partie entschieden werden können, aber viel Pech im Abschluss und eine aufopferungsvoll kämpfende Trappers-Einheit verhinderte den Rückstand. Besonders beeindruckend neben den vergebenden Großchancen von Pohanka, Valasek und Viktor Knaub die Möglichkeit von Bosas, der mit seinem waffenscheinpflichtigen Handgelenkschuss Meierdres prüfte und der mit einer unfassbaren Reaktion das 2:3 verhinderte. Das hätte sich fast noch gerächt, denn in der letzten Drittelminute kamen die Niederländer noch einmal bedrohlich auf und Mitch Bruijsten sowie Nagtzaam hätten ihrerseits für eine Führung sorgen können.
In den letzten 20 Minuten zeigte sich, dass der Sturmlauf der Gastgeber viel Kraft gekostet hatte. Die Tilburger erzwangen bis zur 50. Minute ein ausgeglichenes Spiel, übernahmen danach immer mehr mit Kontrolle und wurden in der 54. Minute schwer geschockt. Der Grund war der neue Ausländer in den Indians-Reihen, Arnoldas Bosas. Der Litauer, der eher an einen Wikinger erinnert, angelte sich ohne mannschaftliche Hilfe im Zweikampf die Scheibe hinter dem gegnerischen Tor, nutzte seine Antrittskraft um schnell vor das Tor von Meierdres zu kommen und tanzte dann diesen blitzschnell aus. Ein Tor zum Zungeschnalzen und alleine schon das Eintrittsgeld wert. Tilburg war geschockt und hatte jetzt noch knapp sieben Minuten Zeit. Jetzt war Einbahnstraßeneishockey angesagt, die Indians kamen nur noch zum Kontern und dann kam die 58. Minute. Nagtzaam und van den Heuvel brachten die heimische Defensive völlig durcheinander und als alle Verteidiger auf dem Eis lagen, inklusive Torhüter Beech, schob Mitch Bruijsten die Scheibe per Rückhand ins Netz. Der Jubel der Niederländer, auf dem Eis und den Rängen, kannte keine Grenzen.
Das war der erste Punkt für beide und auch die Verlängerung hatte es in sich. Nachdem zunächst noch Pohanka das Siegtor knapp verfehlte, brachte auf der Gegenseite Turnwald durch naives Zweikampfverhalten, das mit einer Strafe bedacht wurde, sein Team in arge Schwierigkeiten. In diesen 120 Sekunden kamen die Pferdetürmler nicht einmal aus ihrem Drittel und Torhüter Kevin Beech musste vier Glanztaten vollbringen um das 3:3 festzuhalten.
Und dann kam das Penaltyschießen mit dem Treffer von Robert Peleikis als Glanztat. Am Ende ein durchaus verdienter Sieg der Niedersachsen, wobei man beiden Mannschaften zugutehalten muss, dass sie mit fairen Mitteln versuchten den Sieg zu ergattern. Dass nur 2127 Zuschauer diese Begegnung sehen wollten, haben sich die Indians mit der Leistung gegen Erfurt selbst zuzuschreiben. Allerdings gab es, wenn man auch den Sieg von Herne dazu nimmt, eine erstklassige Reaktion der Mannschaft und damit sollte das nächste Spitzenspiel am kommenden Freitag gegen die Hannover Scorpions wieder eine Zuschauerzahl erreichen, die einem Spitzenspiel würdig ist.
Trappers-Coach Bohuslav Subr: „Im ersten Drittel haben wir sehr gut gespielt und verdient 2:0 geführt. Danach haben wir den Faden verloren und auch der Ausgleich war okay. Am Ende hätten wir gewinnen müssen und haben es versäumt, so dass der Sieg der Hannover Indians in Ordnung geht.“
Indians-Coach Lenny Soccio: „Wir haben erst nach der achten Minute Eishockey gespielt und dann sehr gut. Eigentlich hätten wir das 3:2 nach Hause bringen müssen aber ein individueller Fehler wird halt von einem Spitzenteam sofort ausgenutzt. Am Ende ein verdienter Sieg durch einen Schlitzohren-Penalty von Robert Peleikis.
Tore: 0:1 (1:48) Hermens (Stempher, de Hondt), 0:2 (2:03) Bastings (van den Heuvel, Montgomery), 1:2 (22:55) Pohanka (Pfennings, Bacek), 2:2 (26:04) Peleikis (Ziolkowski, Norris/5-4), 3:2 (53:03) Bosas, 3:3 (57:11) Mitch Bruijsten (van den Heuvel, Nagtzaam), 4:3 (65:00) Peleikis (entscheidender Penalty). Strafen: Hannover 4, Tilburg 6 + 10 (van Gestel) + 5 + Spieldauer (Loginov). Zuschauer: 2127.