Lenny Soccio: „Ich erwarte eine spannende Saison“Interview mit dem Trainer der Hannover Indians
Trainer Len Soccio freut sich auf die neue Saison in der Oberliga Nord. (Foto: TKH Photography)
Bei einem Rückblick über die letzte Saison. Was lief in Ihren Augen gut und was war nicht optimal?
Soccio: „Beeindruckend war der Start. Dieser verlief nicht so optimal, aber das Team hat unglaublich zusammengehalten und hat sich hervorragend aus dem Tief herausgekämpft. Gern kann ich auf so heftige und langwierige Verletzungen verzichten, wie sie Robby Hein und Michael Burns hatten. Die beiden waren fast Komplettausfälle. Das hat der Mannschaft viel Kraft gekostet.“
Die Endrunde wurde mit Platz vier abgeschlossen. Was meinen Sie, wie weit hätten die Indians in den Play-Offs kommen können?
Soccio: „Meine Mannschaft ist zum Schluss immer besser eingespielt gewesen. Dazu wäre noch die Rückkehr von Hein und Burns gekommen, so dass wir gegen Rosenheim eine echte Chance gehabt hätten. Ich will nicht vermessen klingen, aber das Halbfinale wäre bei optimalem Verlauf machbar gewesen.“
Dann kam Corona. Branislav Pohanka war der einzige positiv getestete Spieler bei den Indians. Gab es da noch neue Informationen?
Soccio: „Nein. Pohanka wurde recht früh positiv getestet. Danach wurden die staatlichen Maßgaben sofort und schnell konsequent umgesetzt und es blieb zum Glück bei diesem einen Fall.“
Die Indians haben sich mit drei Top-Rookies hintereinander (Mark Ledlin, Thore Weyrauch und Kristian Hufsky) in der Liga bundesweit einen Namen gemacht. War die Entwicklung von Hufsky eine Überraschung für Sie?
Soccio: „Am Anfang hatten wir nur die Statistiken. Aber wir waren schnell von seinem Talent und Können überzeugt. Besonders sein Stellungsspiel, seine Nervenstärke und sein Engagement waren klasse. Wenn man dann noch einen sehr guten Keeper wie Lehr im Team hat, dann ist es für einen Trainer keine leichte Aufgabe, wer im nächsten Spiel im Tor stehen wird.“
Somit war der Abgang von Hufsky nach einem Jahr zu erwarten oder wäre noch ein zweites Jahr bei den Indians möglich gewesen?
Soccio: „Am Anfang war die Hoffnung schon vorhanden. Aber die Interessenten haben sich schnell gemeldet und da war uns ebenso schnell klar, dass wir ihn nicht halten können, zumal er ja auch über einen deutschen Pass verfügt und damit für die höherklassigen Vereine interessant war. In Landshut wird er sich neu beweisen müssen, aber wenn er genug Eiszeit bekommt, dann kann er schnell einen großen Sprung machen.“
Ein Jahr zuvor hatte sich Thore Weyrauch diesen indirekten Titel geholt. Jetzt spielt er die dritte Saison am Turm. Er scheint sich wohlzufühlen.
Soccio: „Wir hatten bei den Verpflichtungen ein gutes Näschen und die Spieler wie Thore Weyrauch haben sofort die benötigte Verantwortung bekommen, um zu reifen. Weyrauch, Hertel, Glemser, um nur einige zu nennen, haben sich innerhalb kürzester Zeit in der Oberliga etabliert. Diese Spieler fühlen sich hier wohl und geben mit ihren Vertragsverlängerungen auch viel zurück.“
Vor 18 Monaten kam Hertel aus der Krefelder DNL-Mannschaft, jetzt kommt mit Nick Aichinger sogar der Kölner Kapitän der DNL-Mannschaft. Ist die Oberliga für DNL-Spieler eine gute Startliga für ihre Karriere?
Soccio: „Man kann höchstens von leichten Anfangsschwierigkeiten sprechen. DNL-Spieler sind gut ausgebildet, müssen sich erst einmal an das Tempo und vor allem an die höheren physischen Belastungen gewöhnen. Dafür ist dann aber auch die Vorbereitungszeit vor der Saison da, um ihnen genug Eiszeit zu geben. Man kann aber definitiv sagen, dass für DNL-Spieler die Oberliga für den Anfang ideal ist.“
Stichwort Jugend. Wie sieht es am Turm aus und kann es aktuell ein Spieler aus der Juniorenmannschaft schaffen oder ist der Sprung zu hoch?
Soccio: „Die talentiertesten Spieler sind nach Wolfsburg gegangen, spielen DNL3. In Hannover ist die U17 in der Niedersachsenliga aktiv, wurde dort Vizemeister. Von dort wäre der Sprung in die erste Mannschaft im Augenblick zu hoch.“
Wieder mussten beide Torhüter neu geholt werden. Warum Schaffrath und Zabolotny?
Soccio: „Wir haben uns gut vorbereitet und hatten beide Torhüter schon länger auf dem Schirm. Unser Spielsystem ist kompakt und sollte jedem Torhüter entgegenkommen, wenn er sich darauf eingestellt hat. Ich sehe bei beiden in diesem Fall keine Probleme.“
Bis jetzt haben die Indians neun Stürmer unter Vertrag. Reicht das oder werden noch Plätze besetzt? Ein Kontingentposten ist ja noch frei. Gibt es schon Namen?
Soccio: „Ich kann da im Augenblick nicht viel sagen. Die Verteidigung ist wohl durch und gut aufgestellt. Vermutlich werden wir noch zwei Stürmer holen und einer von ihnen wird, das ist ja verständlich, ein Kontingentspieler sein. Wir haben da auch schon Namen im Auge, aber mehr kann ich dazu im Augenblick nicht sagen.“
Bosas, Burns und Pfennings sind weg. Wurden die Abgänge nach Ihrer Meinung gut kompensiert?
Soccio: „Ich denke schon. Burns und Heins fehlten lange Zeit in der Saison und da hat man gemerkt, dass uns physisch starke Spieler mit einer guten Stockhand gefehlt haben. Jetzt ist Heins wieder einsatzbereit und wir haben als Ersatz für Pfennings Santeri Ovaska geholt, der mit seiner Ausbildung und seinem technischen Können ein mehr als guter Ersatz sein wird. Schade, dass Bosas uns verlassen hat, aber wir werden sicherlich noch einen guten Ersatz finden und bei Trivellato bin ich mir sicher, dass er seine Chance bekommen und auch nutzen wird.“
In diesem Jahr gibt es mit Herford, Hamm und Diez-Limburg gleich drei neue, alte Namen. Was sagen Sie dazu?
Soccio: „Alle drei Mannschaften kennt man aus früheren Oberliga-Zeiten. Sie haben schon ihre Erfahrungen gemacht und sie wissen, was auf sie zukommt. Sie werden sicherlich auf junge Talente zurückgreifen und versuchen, in der Oberliga eine gute Rolle zu spielen. Auf alle Fälle darf man keinen der drei unterschätzen. Was ich natürlich schade finde, ist, dass mit Duisburg und Essen zwei Traditionsvereine, sicherlich hatten sie ihre Gründe für diesen Schritt, sich in die Regionalliga zurückgezogen haben.“
Zum Schluss bitte noch ein Saisontipp. Was ist das Indians-Ziel und welche Mannschaften sehen Sie ganz vorne?
Soccio: „Wir wollen natürlich eine gute Rolle spielen und das werden wir bestimmt. In der letzten Saison wurden wir Vierter und wir wollen diese Position gerne am Ende wiederbesetzen. Das ist wichtig für das Heimrecht in den Play-offs. Vorne erwarte ich natürlich die Scorpions und Herne, aber auch die Ost-Vereine wie Leipzig und Halle werden eine gute Rolle spielen. Rostock ist nie zu unterschätzen und auch Krefeld hat das erste Jahr bestimmt genutzt um seine Schwachstellen zu beseitigen. Ich erwarte eine äußerst spannende Saison und weil Eishockey mein Leben ist, könnte es für mich bald wieder losgehen.“