Indians wehren Scorpions-Angriff abHannover Indians - Hannover Scorpions 4:2

Die Überraschung gab es schon vor der Partie. Der langzeitverletzte Deon Jones stand Indians-Trainer Peter „Peewee“ Willmann wieder zur Verfügung und da auch Robert Hock sein Debüt gab, konnte Willmann auf vier komplette Blöcke zurückgreifen. Ein Zustand, den der Hauptverantwortliche des Tabellenführers so schon lange nicht mehr erlebt hatte.
Die Augen waren dann auch am meisten auf die Spieler gerichtet, die im Vorfeld die größte mediale Aufmerksamkeit eingeheimst hatten: Robert Hock und Darcy Vaillancourt. Beide zeigten großes Engagement, wobei man Hock aber durchaus anmerkte, dass der gerade erlebte Jetlag Spuren hinterlassen haben musste. Vaillancourt war äußerst bemüht, schnell, versuchte immer wieder das Spiel der Scorpions anzutreiben, nur beim Punktesammeln haperte es, zum Glück für die Indians. So hätten andere einspringen sollen, taten dies aber auch nicht und so blieb gab es für einen der wichtigsten Scorpions-Protagonisten eine „One Man-Show“: Phil Hungerecker. Der Lüneburger mit dem kanadischen Namen brachte zweimal im Laufe des Spieles mit erfolgreichen Abschlüssen die Spannung zum Siedepunkt. Zunächst glich Hungerecker in der 16. Minute die 67sekündige Führung der Gastgeber aus, als er mit Daniel Reiss und Sebastian Lehmann erfolgreich war und in der 53. Minute machte er mit seinem Treffer zum 2:3 das Match wieder spannend, dass 66 Sekunden zuvor nach dem 3:1 entschieden schien.
Schon das erste Drittel zeigte deutlich, warum beide Teams ganz vorne stehen. Spielerisch, läuferisch und kämpferisch gab es nichts zu kritisieren. Beide Vertretungen waren jederzeit Herr der Lage, gaben sich nichts und wenn mal eine Chance durchkam, dann waren die beiden Keeper Boris Ackers (Indians) und Dennis Korff (Scorpions) auf dem Posten. Gerade bei letzterem waren die Experten nicht sicher, ob evtl. nicht doch Jimmy Hertel im Kasten stehen würde, aber nach den exzellenten Leistungen von Korff in den letzten Woche wäre ein Nichteinsatz nicht fair gewesen. Das Geschehen wogte hin und her und als es nach 12 Minuten immer noch 0:0 stand, da hätte jeder Beobachter nie und nimmer darauf gewettet, das in diesem Drittel noch drei Tore fallen würden. Zunächst ging der Tabellenführer in Führung, wobei nicht die altbekannten Scorer dafür verantwortlich zeichneten sondern Alexander Weller und Yannick Meve als Assistgeber und Maximilian Pohl (15.) als Torschütze. Der Ausgleich fiel dann fast schon im Gegenzug durch Hungerecker, aber der letzte Pfeil steckte noch im Köcher der Indians. Wieder war kein Duris, Koziol oder Gerartz verantwortlich, sondern ein Nils Bohle und ein Tobias Stolikowski sowie als Goalgetter Karan Moallim (19.).
Die zweiten 20 Spielminuten brachten eine Fortsetzung des ersten Drittels, nur geändert durch eine neue Spieldramatik. Diesmal fielen keine Tore, es blieb hochgradig spannend und so musste man sich zwangsläufig die Frage stellen: Reicht die Führung oder geht die Stadtmeisterschaft durch einen Auswärtssieg an die Scorpions?
Zunächst brachten sich die Gäste in ziemliche Not, denn der bis dahin strafzeitlose Tabellenzweite musste gleich zweimal, allerdings nacheinander, Akteure auf der Strafbank hinnehmen, was natürlich in Bezug auf einen erhofften Torerfolg kontraproduktiv war. Erst musste Andreas Morczinietz auf die berühmte Bank, dann folgte Thomas Herklotz, die Folgen blieben indes überschaubar, denn die Indians bewiesen auch diesmal, dass das Powerplay nicht ihre Lieblingsdisziplin ist. Als dann in der 53. Minute Sebastian Lehmann die dritte und letzte Scorpions-Strafe nahm, hatte sich die Toranzeige zuvor beim Spiel fünf gegen fünf innerhalb kurzer Zeit verändert. Einer der zuvor nicht so erfolgreich auftretenden Hauptakteure der Indians, Oliver Duris, markierte mit dem 3:1 zunächst die sichere Führung, die jedoch, wie bereits beschrieben, nur 67 Sekunden Bestand hatte. Hungerecker brachte die Kreisläufe von 4.608 Fans auf ungeahnte Höhen und erst die Erfahrung und Coolness eines Robert Hock entschied eine Partie, die bis zuletzt auf, für Oberliga-Nord-Verhältnisse, äußerst hohen Niveau stand.
Beide Teams zeigten in dem strammen Match, dass sie sich keineswegs als Kanonenfutter der Topvertreter aus der Oberliga West und Ost sehen. Die Vorrundenmeisterschaft indes scheint sich als Sache der Hannover Indians heraus zu kristallisieren. Elf Punkte Vorsprung vier Wochen vor Schluss bedeuten zumindest eine Vorentscheidung.