Hannover Scorpions entscheiden Spitzenspiel gegen Hannover Indians für sich6:5-Erfolg nach Penaltyschießen

Es sollte ein Festtag werden. Kevin Beech, Keeper der Hannover Indians, feierte am Spieltag seinen 32. Geburtstag und seine Mannschaftskameraden hatten ihm einen Sieg versprochen. Ein Wunsch, den sie letztlich nicht halten konnten, denn es gab einen Spielverderber und das waren die Hannover Scorpions.
Die Scorpions zeigten sich von Anfang an in blendender Spiellaune, während die Indians, bei denen mit den Matchstrafen gesperrten Maximilian Pohl, Michael Knaub und dem verletzten Thomas Ziolkowski drei Spieler fehlten, wie auch schon am Freitag gehemmt wirkten. Auch wenn sie die ersten Chance bereits nach sechs Sekunden hatten, am Ende des ersten Drittels mussten sie erkennen, dass es eigentlich nur Soloaktionen waren, die für Gefahr vor dem Tor von Scorpions-Keeper Mathis gesorgt hatten. Besonders Norris haderte einmal gewaltig, als er ein prächtiges Solo hinlegte und Mathis Fanghand hochzuckte und die Scheibe festhielt. Eventuell war dies eine der spielentscheidenden Szenen, denn während die Indians sich die Zähne an der gegnerischen Abwehr, vor allem aber an Mathis, ausbissen, gelang den Scorpions eine schnelle Führung. Wilkins, der sträflich alleine gelassen wurde, reagierte direkt vor Beech am schnellsten, als dieser einen Schuss von Schmid nicht festhalten konnte. Als nur vier Minuten später das 2:0 durch Christoph Koziol fiel, da konnten einem die Indians schon fast leidtun. Und es kam noch härter. Beim ersten Powerplay, Viktor Knaub konnte nur mit Hilfe eines Fouls ein Gegentor verhindern, bediente Bombis seinen Kollegen Marius Garten mustergültig und gegen dessen Schuss hatte das Geburtstagskind im ECH-Gehäuse keine Chance. Auch nach dem 3:0 spielten sich vor dem Kasten von Beech mehrere turbulente Szenen ab und man fragte sich als Beobachter, wann das 4:0 fallen würde. Das vierte Tor fiel dann auch, aber merkwürdigerweise auf der anderen Seite. Beim ersten durchdachten Angriff nach wenigstens zehn Minuten schickte Pfennigs den ECH-Routinier und früheren Scorpion Andreas Morczinietz auf die Reise, dieser lockte Mathis aus dem Kasten, umspielte diesen und schob die Scheibe aus fast unmöglichem Winkel ins Tor. Glücklich, aber nicht unverdient, denn wie bereits erwähnt, vor dem Torefestival der Gastgeber waren die Indians ebenbürtig.
Auch in den zweiten 20 Minuten waren die Scorpions Herr der Lage. Allerdings hatten diese Glück, als Morczinietz in der 22. Minute vor dem Tor behindert wurde und Schiedsrichter Fynn Marek unter den gestrengen Augen von Ligen-Obmann Oliver Seeliger zur Überraschung auf Penalty entschied. Indians-Coach Soccio vertraute Morczinietz aber diese konnte das Vertrauen nicht zurückzahlen. Mit einem für einen Alt-Internationalen extrem schwach ausgeführten Penalty scheiterte Morczinietz an Mathis, von dem nach dem Spiel sein Trainer Dieter Reiß sagte: „Mathis hatte heute einen perfekten Tag. Er hat uns am Leben gehalten und wir haben die zwei Punkte ihm zu verdanken.“ Statt eines 3:2 fiel in der 32. Minute das 4:1, als die Scorpions mal wieder nicht nur effektiv waren sondern schlicht das Glück auf ihrer Seite hatten. Bombis scheiterte mit einem Kracher an Beech, der konnte die Scheibe nur ablenken und genau auf den Schläger von Schmid und gegen dessen Schuss war der Torwart natürlich machtlos. Sehr ärgerlich für die Indians und doch konnte man ihnen eines nicht absprechen. Sie blieben am Drücker, ohne zwingend die Scorpions unter Druck zu setzen und hatten kurz vor Drittelende Glück, als Pohanka im Powerplay von der blauen Linie genau in den rechten Winkel traf. Mathis sah die Scheibe zu spät.
Die Scorpions, die ohne die verletzten bzw. gesperrten Niddery, Fischer, Pantic, Tim Marek und Janisch antraten mussten eigentlich ihrem hohen Tempo im letzten Drittel Tribut zollen. Allerdings reichten die Energiereserven noch zehn Minuten und das reichte zur vermeintlichen Vorentscheidung. Die Indians, die in Unterzahl ihre Box extrem defensiv aufbauten und damit die Schlagschussspezialisten der Scorpions zum Schießen förmlich einluden, ließen Matt Wilkins in der 47. Minute frei zum Schuss kommen und gegen dessen Hammer aus nächster Entfernung war Beech natürlich machtlos. 5:2 und noch 13 Minuten zu spielen. Für die neutralen Beobachter wie auch den Fans war die Partie entschieden. Nicht jedoch für die Indians, die im Gegenzug durch Nico Turnwald auf 3:5 verkürzten. Eigentlich immer noch ein komfortabler Vorsprung. Dieser hielt ziemlich genau vier Minuten, dann mogelte Andreas Morczinietz bei jetzt deutlich zunehmenden Offensivdruck der Indians die Scheibe über die Linie von Matthis. Jetzt stand das Spiel auf des Messers Schneide und beide Fanvertretungen puschten ihre Teams lauthals nach vorne, wie überhaupt die Fanunterstützung von beiden Seiten mustergültig war. In der 57. Minute griff dann Schiedsrichter Fynn-Marek, der bis dahin eine saubere Partie mit gut eingesetzter Autorität geleitet hatte, unvorhergesehen in das Spiel ein, als er Strakhov für zwei plus zwei Minuten auf die Strafbank schickte. Die jetzt hochüberlegenen Indians fuhren einen Angriff auf den nächsten und als Morczinietz vierzig Sekunden vor Schluss das leere Tor verfehlte, schien das Match gelaufen aber Glücksgöttin Fortuna hatte noch einen Pfeil im Köcher, diesmal für die Gäste. Exakt neun Sekunden vor Schluss mogelte Norris die Scheibe über die Scorpions-Torlinie zum Ausgleich 5:5.
Hatte diese Aufholjagd den Indians zu viel Kraft gekostet? Es schien fast so, denn auf einmal kamen die Scorpions zurück, hatten durch Schmid, Bombis und Schütt in der Verlängerung drei Großchancen, die nicht genutzt werden konnten. Beim abschließenden, entscheidenden Penaltyschießen klappte auf Indians-Seite nichts, während Dennis Schütt den Scorpions ihren letzten Endes knapp verdienten zweiten Punkt sicherte.
Indians-Geschäftsführer Andy Gysau: „Ich bin mit dem Spiel zufrieden. Wir hätten vielleicht sogar gewinnen können, aber das wäre vielleicht vermessen gewesen. Was mir aber gefallen hat, war die unerschütterliche Moral der Mannschaft. Darauf kann man aufbauen.“
Scorpions-Trainer Dieter Reiß: „Wir haben das Spiel verdient gewonnen, waren aber nicht immer konzentriert und haben uns unnötige Tore einschenken lassen. Eigentlich war es aber eine echte Werbung für den Eishockeysport. Die Fans haben Tore satt bekommen und unglaublich viel Spannung bei fairen Rahmenbedingungen. So muss Eishockey präsentiert werden.“
Tore: 1:0 (02:21) Matt Wilkins (Schmid, Schütt), 2:0 (06:44) Christoph Koziol (Blank, Garten), 3:0 (10:18) Marius Garten (Bombis, Lehmann/5-4), 3:1 (19:24) Andreas Morczinietz (Pfennings, Bovenschen), 4:1 (31:40) Patrick Schmid (Bombis, Lehmann/5-4), 4:2 (38:41) Branislav Pohanka (Bacek, Norris/5-4), 5:2 (46:03) Matt Wilkins (Schütt,Schmid/5-4),5:3 (47:59) Nico Turnwald (Norris, Morczinietz), 5:4 (52:08) Andreas Morczinietz (Turnwald, Norris/5-4), 5:5 (59:51) Brent Norris (Pohanka/5-4), 6:5 (65:00) Dennis Schütt (entscheidender Penalty). Strafen: Scorpions 16, Indians 16. Zuschauer: 1752.