50 Jahre drittklassige Oberliga Die Oberliga-Geschichte, Teil 4: 1973 bis 2023
Das Bild zeigt die frühen Oberliga-Jahre: Ein Duell zwischen dem Kölner EK und dem Krefelder EV aus der Saison 1957/58. (Foto: Archiv Kölner Haie)Hockeyweb wird daher diese fünfzig Jahre in einer eigenen Reihe im Sommer 2024 behandeln und somit diese Reihe, die die Jahre 1948 bis 1974 beleuchtete, jetzt bis zur Jahrtausendwende weiterführen.
Neben der Namensänderung wurde auch eine geografische Teilung durchgeführt, da die Reise quer durch das damalige Bundesgebiet die Etats der Drittligisten überforderte. Eigentlich, denn schon damals gab es Entscheidungen, die diese verständlichen Überlegungen ad absurdum führten.
Da gab es zum Beispiel gleich in der Premierensaison 1973/74 den ERC Freiburg. Die Badener waren aufgestiegen, wollte im Süden spielen und wurden von den Süd-Oberligisten abgelehnt. Also wechselten sie in den Norden und mussten Fahrten von mindestens 200 Kilometern (Ludwigshafen) bis 800 Kilometer (Berlin) durchführen. Da überraschte es am Ende, dass im Norden Platz vier herausschaute. Die Aufstiegsrunde war jedoch dem jeweiligen Meister und Vizemeister vorgesehen und hier setzte sich der Südmeister EC Peiting vor dem Nordmeister EC Hannover durch. Dahinter der TSV Straubing und Eintracht Frankfurt.
Ein Jahr später gingen dann die Freiburger in den Süden, mussten sich allerdings den Teams aus München (EHC 70), Straubing und Regensburg geschlagen geben.
In den folgenden Jahren gab es dann immer wieder interessante Geschichten, über die es sich zu berichten lohnt. So schaffte es der EHC Essen 1975/76 in den Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga, um dann eben in dieser Runde fürchterlich einzubrechen. Alle sechs Spiele gingen verloren und als Höhepunkt gab es zuhause ein 4:16 gegen den ERC Freiburg.
In der gleichen Saison erreichte Eintracht Frankfurt, dass damals noch auf einer Eisfläche an der Radrennbahn spiele, den sportlichen Tiefpunkt, als man auch in der Oberliga Nord nur Letzter wurde. Im Dezember 1975 trat Preußen Berlin zu einem Punktspiel in Frankfurt an und der heimische Kassierer war am Ende umsonst gekommen. Bei strömenden Regen gab es null (!) Zuschauer. Die Hessen blieben jedoch drittklassig, da die Nordliga aufgestockt werden sollte.
1976/77 hatten die Freiburger vom Drittligaeishockey die Nase voll und wollten mit aller Macht aufsteigen. Im Sommer 1976 wurde daher das Team gezielt verstärkt, Höhepunkt war dabei der Wechsel von Ex-Nationalspieler Gori Köpf vom Berliner SC nach Freiburg. Am Ende hatten die Südbadener die Südmeisterschaft ohne Punktverlust in der Tasche und lediglich in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gab es in Essen eine Niederlage (2:3). Damit war der Aufstieg besiegelt.
Und in der Saison 1977/78 gab es auch das erste und bis jetzt einzige doppelt zweistellige Ergebnis zu bewundern. Der EC Hannover bezwang damals den Hamburger SV am 25. Februar 1978 mit 15:11 (4:2, 7:5, 5:5).
1979/80 gab es dann einen prominenten Neuzugang. Der EHC Krefeld 78 als legitimer Nachfolger des Krefelder EV hatte die Regionalliga im Eilverfahren durchlaufen, mit 48:0 gegen Bielefeld einen deutschen Rekord aufgestellt, schaffte jedoch sportlich den Durchmarsch in die 2. Bundesliga nicht, dafür aber am „grünen Tisch“.
Im Norden stellte der EC Hannover noch einen Rekord auf, als er in 18 Spielen 202 Tore schoss (11/Spiel). Dieser wurde erst 1983/84 von Bad Nauheim verbessert. Die Hessen schossen in nur 14 Spielen 184 Tore (13/Spiel). Ebenfalls einen Durchmarsch schaffte der Süd-Neuling EA Kempten-Kottern 1980/81, wurde hinter dem Augsburger EV Vizemeister und bereicherte ein Jahr später die 2. Liga. 1981/82 tauchte im Süden ein weiterer Name auf, der in den kommenden Jahren für Furore sorgen sollte. Der SV Bayreuth belegte auf Anhieb Rang sieben.
Nach drei Jahren Ruhe wurde es dann in Sachen Ligenstruktur wieder spannend. 1985/86 schuf der DEB die Oberliga Mitte. Der Verband meinte, dass die Fahrtkosten für viele Vereine einfach zu hoch seien. Erster Meister in der neuen Liga wurde der EV Stuttgart vor dem EHC Bad Liebenzell, dem ERC Rödermark und dem REV Heilbronn. Dieses Abenteuer hielt zwei Jahre, dann verkündete der DEB, dass die Liga aussetzen solle, „um Schaden vom Sport abzuwenden“. Alle qualifizierten Teilnehmer wurden im Norden und Süden in der Regionalliga eingeordnet, lediglich Karben spielte in der Oberliga Nord und Bad Liebenzell war eh in Konkurs gegangen.
Auch in der Saison 1991/92 gab es wieder eine Besonderheit. Die Oberliga Nord wurde geteilt in eine West- und eine Nordgruppe. Zur Erinnerung: Im Süden wurde Weiden Meister, im Nord-Norden Timmendorf, im Nord-Westen Unna. In der Endrunde setzte sich Timmendorf gegen Herne durch. Aus heutiger Sicht hochinteressant die damalige Besetzung in der Qualifikation zur Oberliga Nord: Erster ESC Wolfsburg (heute DEL) vor ESC Frankfurt (heute DEL) und Sechster REV Bremerhaven (heute DEL).
1994/95 wurde die Ligenstruktur mit Einführung der DEL (Deutsche Eishockey Liga) neu eingestellt und auch die unteren Klassen bekamen neuen Namen, die jedoch nicht lange hielten. Die zweite Spielklasse sollte jetzt 1. Liga heißen, die drittklassige Oberliga 2. Liga. Und natürlich gab es auch in dieser zweiten Liga einen handfesten Skandal, diesmal im Süden. Ausgerechnet der Leader, der EV Dingolfing hatte zwei Tschechen unter Vertrag, die unter falschen Voraussetzungen sich die Spielgenehmigung erschlichen hatten. Die Strafe des Verbandes war hart: Alle gewonnenen Spiele wurde mit 0:5 gegen den EVD gewertet, die Dingolfinger wurden Letzter, durften aber trotzdem die Quali zur 1. Liga Süd mitspielen, wo sie allerdings sportlich keine Rolle mehr spielten. Der Leidensweg des EVD war jeodch noch nicht zu Ende. Zur Saison 1995/96 schickte sie der bayrische Landesverband gemäß den Statuten sogar runter in die sechstklassige Landesliga.
Nicht ganz so heftig erging es 1996/97 dem EHC Bad Reichenhall. Eigentlich wären die Reichenhaller pleite gegangen, aber die Gegner, die auf kein Heimspiel verzichten wollten, unterstützten den EHC, der jedoch die letzten Spiele nur mit einer Notbesetzung antreten konnte. Das letzte Heimspiel in der Drittklassigkeit ging am 1. März 1997 gegen Bietigheim mit 0:28 verloren. Für die Statistik: Der letzte Sieg des EHC datiert vom 15.11.1996 mit einem 6:4 gegen Dorfen. Bis 2006 hielten sich die Bad Reichenhaller noch in der Landesliga, dann stürzte damals das Dach auf Grund extremer Wetterbedingungen und einer Schneeüberlastung ein und der Spielbetrieb wurde endgültig eingestellt.
1997/98 wurde es besonders verrückt in der Ligenstruktur. Nach der DEL spielten die beiden ersten Ligen. Da aber der Norden für die drittklassige 2. Liga nicht genug Vereine hatte, wurde der kümmerliche Rest der 1. Liga Nord zugeschlagen. Dieser Zustand blieb auch in der Saison 1998/99 erhalten. Somit konnte es auch zu einem geschichtsträchtigen Resultat am 25. September 1998 kommen, als die heute nicht mehr existierende Braunschweiger Eintracht u.a. mit Roman Kondelik im Tor und Luigi Calce im Sturm den EHC Wolfsburg, heute in der DEL, mit 5:3 besiegte.
Südmeister wurde übrigens ein Team, dass heute in der fünftklassigen Landesliga Eishockey betreibt, der EHC Bad Aibling vor dem EC Peiting und dem ESC München.
1999/2000 war es dann wieder soweit. Aus der 1. Liga und der 2. Liga wurden wieder die 2. Bundesliga und die Oberliga, und so blieb es bis heute.
Und im Süden gab es auch gleich einen prominenten Neueinsteiger. Der EV Landshut hatte seine DEL-Lizenz an die München Barons verkauft und trat nun in der dritten Liga an. Der EVL startete im Oktober 1999 mit einem 2:3 gegen Bayreuth in die Runde, konnte sich für die Zweitligaaufstiegsrunde qualifizieren, wurde dort sogar Zweiter, um dann auf sein Aufstiegsrecht zu verzichten. Dafür kamen die Erding Jets in den Genuss von Zweitligaeishockey in der Saison 2000/01.
Das sollte es erst einmal gewesen sein. In der nächsten Sommerpause wird Hockeyweb dann die 50 Jahre Oberliga noch einmal genauer Revue passieren lassen.