Kein Eis in Herne – HEV in Gelsenkirchen?

Die Altlasten der Herner Eissporthalle haben das aktuelle Eishockey in Herne erreicht. Die Eisaufbereitung am Gysenberg ist aufgrund maroder Leitungen, die über Jahre nicht in Stand gesetzt worden waren, stark gefährdet.
Nach der Übernahme der Eissporthalle Herne im Jahr 2008 durch die Pape Gruppe, vertreten durch die Eissporthalle Herne GmbH, erfolgte eine behördentechnische Abnahme der Eissporthalle, vor der ersten Inbetriebnahme durch die neuen Betreiber, im Herbst 2008.
Erhebliche Investitionen, sowohl im zeitlichen, als auch finanziellen Rahmen mussten getätigt werden, um eine vorläufige Betriebsgenehmigung zu erhalten. Diese vorläufige Betriebsgenehmigung wurde im Herbst 2008 erteilt mit der Auflage, in der Stillstandsphase während der Sommerpause 2009 alle Ammoniak führenden Rohre ab zu isolieren, und einer Wandstärkenmessung zu unterziehen.
Das Ergebnis der kürzlich vom TÜV abgeschlossenen Untersuchung ergab, dass alle Ammoniak führenden Rohre aufgrund früherer, mangelhafter Isolierung durch jahrelangen Rostfraß deutlich die Mindest-Wandstärke unterschritten haben. Siebzig Prozent der Rohre hatten nur noch ein Drittel ihrer Ursprungsstärke. Ein Weiterbetrieb mit diesen defekten Rohren ist wegen der Gefahr eines unkontrollierten Ammoniakaustrittes unverantwortlich. Der Ammoniakunfall vom 27. Juli 2009 in der Eissporthalle Reutlingen, bei dem acht Menschen verletzt und 78 untersucht werden mussten, macht dies nur allzu deutlich. In Folge dessen wird eine neue Betriebsgenehmigung erst dann erteilt, wenn diese Rohre komplett getauscht worden sind.
Das Investitionsvolumen für die Erneuerung der Rohre, einschließlich Austausch der beiden nicht mehr funktionstüchtigen Kühltürme, beläuft sich auf über 200.000 Euro. Für die gesamte Halle besteht ein Investitionsstau für Dach, Bande, Beleuchtung, Entfeuchtung und Sanierung der Eispiste in Höhe von 1,2 Millionen Euro.
Die Hallenbetreiber hatten sich, über die Stadt Herne, wo das Ansinnen wohlwollend geprüft worden war, erhofft, im Rahmen des Konjunkturprogrammes Zuschüsse für die Investitionen zu erhalten. Diese Bitte wurde jedoch von der Bezirksregierung verweigert, da die Eissporthalle Herne sich in privater Trägerschaft befindet.
Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage sieht sich die Betreibergesellschaft zurzeit nicht in der Lage, die notwendigen Investitionen für die Sanierungsarbeiten alleine aufzubringen. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl der öffentliche Eislauf in der vergangenen Saison, als auch die Cateringeinnahmen bei Eishockeyspielen des HEV die Betriebskosten der Halle nicht annähernd deckten, und somit ein wirtschaftlicher Betrieb nicht darstellbar war.
Ohne fremde Hilfe ist es unvermeidbar, den Eisbetrieb der Halle, zumindest vorübergehend, einzustellen. Daher wird es in der Saison 2009/ 2010 kein Eis am Gysenberg geben können. Selbst bei zügigem Beginn der Sanierungsarbeiten könnten diese frühestens Anfang 2010 abgeschlossen werden.
Für den Herner EV kommt dies einer Tragödie gleich. Nach Jahren des Dahinvegetierens in Liga 4 ging es in den vergangenen zwei Jahren stetig Berg auf. Die erste Mannschaft schaffte den Sprung von der Regionalliga NRW in die Oberliga und zählt diese Saison zu den Favoriten um den Aufstieg in die 2. Liga und im Nachwuchsbereich wurde ein kompetentes Trainerteam um Guido Drongowski und Andrej Dmitriev aufgebaut. Seit einigen Wochen bereiten sich alle sechs Nachwuchsteams durch intensives Sommertraining auf die neue Saison vor und die erste Mannschaft hat vergangen Donnerstag bereits das erste Testspiel absolviert.
An einer Lösung für den Nachwuchs wird intensiv gearbeitet. Die Verantwortlichen der Spielbetriebs-GmbH des HEV haben die Geschäftsführung der Eishalle in Gelsenkirchen kurzfristig kontaktiert. In ersten Gesprächen konnte man sich grundsätzlich einigen, die Heimspiele der ersten Mannschaft im Sportparadies auszutragen. Eine endgültige Einigung wird jedoch erst Mitte August möglich sein, wenn der Gastronomiebetreiber aus dem Urlaub zurückkehrt. Der zuständige Verband, die ESBG, wurde ebenfalls bereits informiert und wird über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.
„Ich glaubte, dass es nach der ersten schweren Saison und dem Betreiberwechsel der Eissporthalle vor einem knappen Jahr, nun endlich etwas ruhiger wird und einigermaßen Planungssicherheit am Gysenberg herrscht. Heute haben uns die Versäumnisse der Vergangenheit eingeholt. Herne steht vor einer Entscheidung: Eishockeystandort ja oder nein!
Es gab Hilfe aus Kanada und Duisburg. Wenn man den Eishockeystandort erhalten möchte, muss nun Hilfe aus Herne kommen, sei es von der Stadt oder den Herner Unternehmen. Andernfalls macht das alles keinen Sinn mehr.
Außerdem muss es uns gelingen, unsere Nachwuchsabteilung zu erhalten und drohende Spielerwechsel zu verhindern. Die kommende Saison müssen wir irgendwie überstehen, retten was zu retten ist, und gleichzeitig sicherstellen, daß wir 2010/11 wieder Eis am Gysenberg haben werden. Wir haben in den letzten 24 Monaten schon so viel geschafft. Dies muss uns nun auch gelingen! Ich will mich nicht damit abfinden, dass die Halbfinal-Spiele gegen Hannover vor jeweils über 3000 Zuschauern die Letzten am Gysenberg gewesen sein sollen“, so der Geschäftsführer der Herner Eissport GmbH, Matthias Roos.