Julian Napravnik: „Inline- und Skaterhockey haben mir sehr geholfen“Teil 2 des Sommerinterviews mit dem Flügelstürmer der Hershey Bears (AHL)
In der vergangenen Saison wurde Julian Napravnik AHL-Meister mit den Hershey Bears, kam aber nur auf 18 Einsätze. Derzeit befindet er sich in seiner hessischen Heimat bei Bad Nauheim. (Foto: Michael Sender)Hier geht es zu Teil 1 des Interviews...
Herr Napravnik, der Blick geht nun in Richtung der Saison 2023/24. Wie sieht ihre Vorbereitung aus?
Am 24. Juli fliege ich zurück in die USA. Bis dahin halte ich mich zuhause mit Trockentraining fit. Meine Ausrüstung habe ich nicht mit nach Deutschland genommen. Es ist wichtig auch mal abzuschalten. Die Saison ging lang und wir haben glücklicherweise die AHL-Meisterschaft gewonnen. Nach meinem Rückflug geht es dann auf dem Eis weiter. Ich werde hart arbeiten, um im September beim Camp der Washington Capitals zu zeigen, was ich drauf habe.
Dort trainieren Sie mit Eishockeygrößen wie Alexander Ovechkin. Es gibt einen großen Hype um den Russen, weil es möglich erscheint, dass er den scheinbar ewigen Torrekord von Wayne Gretzky knackt...
Ja, Alexander Ovechkin ist ein großartiger Spieler und es ist eine große Ehre, mit ihm auf dem Eis zu sein. Von ihm kann ich sehr viel lernen. Ich drücke ihm fest die Daumen, dass er den Torrekord knackt. Die ganze Organisation der Washington Capitals arbeitet daran, dass er dies schafft und verpflichtet hochkarätige Spieler. Da ist es als Neuling nicht leicht, sich durchzusetzen. Als kleiner Junge habe ich noch auf der Playstation gespielt und in der letztjährigen Vorbereitung durfte ich mit ihm auf dem Eis stehen, das ist schon verrückt. Aber auch die anderen Spieler sind beeindruckend. Es sind Spieler, die dafür sorgen, dass ich mich verbessere. Dafür bin ich dankbar.
Wann werden wir Sie im Dress der deutschen Nationalmannschaft sehen?
Schwer zu sagen. Dafür muss ich auf meine Einsätze im Club kommen, das ist der erste Schritt. Wenn ich dort zeigen kann, was ich drauf habe, wird sich alles Weitere ergeben. Eine Saison wie die abgelaufene kann ich mir nicht nochmal erlauben. Ich brauche mehr Einsätze und den Wettkampf, das ist klar. Nur so kann Harold Kreis sehen, ob es Sinn macht, mich zu nominieren.
Wie sind Sie eigentlich zum Eishockey gekommen?
Mein Vater Stefan hat damals einen Flyer in die Hand bekommen und dann sind wir gemeinsam mit meinem großen Bruder Kevin zum Probetraining gegangen. So nahm alles seinen Lauf. Ich habe bis zur U16 in Bad Nauheim gespielt. Dann ist Helmut de Raaf auf uns zugekommen. Er war damals noch im Nachwuchs der Jungadler tätig. Ich bin dann zu einer Gastfamilie nach Mannheim gezogen, habe später im Internat gewohnt und in der DNL gespielt.
Und wie kam es, dass Sie in den USA gelandet sind?
Mit den Jungadlern haben wir gelegentlich an Turnieren in Nordamerika teilgenommen und dort haben mich dann Scouts angesprochen. Es war eine gute Entscheidung, denn das Niveau zwischen DNL und der USHL unterscheidet sich sehr. Außerdem habe ich in der USHL vor 3000 bis 4000 Zuschauern gespielt. Das war für mich als Nachwuchsspieler natürlich beeindruckend.
Haben Sie noch Kontakt zu den Roten Teufeln Bad Nauheim?
Nein, leider nicht. Da sind jetzt andere Leute am Werk als zu meiner Zeit. Aber ich spüre eine besondere Verbindung zu dem Club, schließlich habe ich dort das Eislaufen gelernt. Wenn ich in Deutschland bin, besteht mehr der Kontakt zu den Löwen Frankfurt. Außerdem bin ich immer wieder mal beim Inlineverein Rhein-Main Patriots. Beim Skaterhockey in Assenheim trainiert mein Vater die Kleinsten. Dort habe ich auch als kleiner Junge viel gespielt.
Auf Inline-Skates waren Sie auch unterwegs.. Hat es Ihnen geholfen?
Ich denke, dass es für Eishockeyspieler keine bessere Möglichkeit gibt, um im Sommer bei Laune zu bleiben. Ich habe immer sehr gerne Inlinehockey mit Puck gezockt. Das hilft speziell bei der Stocktechnik. Aber auch Skaterhockey mit Ball ist eine tolle Sportart. Durch die kleineren Flächen als beim Eishockey werden Zweikampfverhalten und Körperspiel geschult. Das Spiel ist schnell. Der Ball reagiert auch anders als der Puck, springt viel mehr, dadurch habe ich meine Reaktion verbessert. Ich bin mir sicher, dass mir die Spiele und Trainingseinheiten auf Inlinern geholfen haben, ein besserer Eishockeyspieler zu werden.