Julian Napravnik: „Positiv bleiben und weiter hart arbeiten!“Der deutsche AHL-Champion im großen Sommerinterview – Teil 1

In der vergangenen Saison wurde Julian Napravnik AHL-Meister mit den Hershey Bears, kam aber nur auf 18 Einsätze. Derzeit befindet er sich in seiner hessischen Heimat bei Bad Nauheim.  (Foto: Michael Sender)In der vergangenen Saison wurde Julian Napravnik AHL-Meister mit den Hershey Bears, kam aber nur auf 18 Einsätze. Derzeit befindet er sich in seiner hessischen Heimat bei Bad Nauheim. (Foto: Michael Sender)
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In der vergangenen Saison kam er beim Farmteam der Washington Capitals auf nur 18 Einsätze. Trotzdem will Napravnik es nochmal versuchen und sich einen Stammplatz und damit die Chance auf NHL-Einsätze erkämpfen. Hockeyweb-Mitarbeiter Michael Sender sprach mit dem gebürtigen Bad Nauheimer während seines Sommeraufenthalts in Hessen. Hier nun der erste von zwei Teilen.

Herr Napravnik, Sie sind derzeit in der Sommerpause in Hessen. Wie geht es Ihnen in der alten Heimat?

Es ist schön, in der Wetterau zu sein und Familie und Freunde zu treffen. Meine Halbschwester Phine hatte heute eine Theateraufführung mit ihrer Klasse. Das habe ich mir angeschaut. Es war ein wunderschönes Stück und eine hervorragende Ablenkung vom Hockeygeschäft. Ich freue mich sehr, hier alle wiederzusehen.

Was treiben Sie sonst, wenn Sie in Deutschland zu Besuch sind?

Vor allen Dingen genieße ich die Zeit mit Familie und Freunden. Es ist immer wieder schön zurückzukommen. Ich bin rund einen Monat in Deutschland und Europa. In den kommenden Tagen werde ich mit meinem alten Kollegen Colin Ugbekile einen Kurzurlaub machen. Wir haben zusammen von 2016 bis 2018 für die Des Moines Buccaneers in der USHL gespielt. Das hat uns zusammengeschweißt. Er ist ein ganz feiner Kerl und zu einem guten Freund geworden.

Colin Ugbekile spielt momentan in Iserlohn. Sie sind weiterhin in den USA. In der abgelaufenen Saison haben Sie lediglich 18 Spiele in der AHL für die Hershey Bears absolviert. Warum so wenige?

Das ist unglücklichen Umständen geschuldet. Wir hatten sehr viele Spieler aus der NHL im Team, die runtergeschickt wurden und gleichzeitig vertraglich festgesetzte Einsatzzeiten hatten. Deshalb kam ich nur auf wenige Spiele. Das war bitter. Ich hatte mir natürlich mehr erhofft.

Ist das nicht auch mental sehr schwierig? Sie trainieren das ganze Jahr für den Wettkampf und sind dann nur das fünfte Rad am Wagen...

Das war tatsächlich eine schwere Saison speziell für den Kopf. Es hat ja nicht nur mich getroffen, sondern auch andere Spieler. Aber ich habe mir immer wieder gesagt, dass negative Gedanken nicht helfen. Die mentale Arbeit ist immens wichtig. Gelegentlich bekamen wir auch Unterstützung durch Mentaltrainer. Es ist wichtig, den Kopf hochzuhalten, positiv zu bleiben und weiterzumachen. Wenn ich mein Bestes gebe, werde ich mich am Ende durchsetzen, davon bin ich überzeugt.

Ist das der Grund, warum Sie letztlich bei Hershey für ein weiteres Jahr verlängert haben?

Ja, ich will mich durchboxen. Seit meiner Kindheit habe ich davon geträumt, in Amerika zu spielen. Da bin ich nun und ich will noch weiterkommen. Der NHL-Traum ist noch nicht erfüllt, daran will ich mit aller Kraft weiterarbeiten. Wenn ich nach Europa gewechselt wäre, würde die NHL in weite Ferne rücken. Ich muss geduldig bleiben. Meine Zeit wird noch kommen.

Sie wurden auch mit DEL-Vereinen in Verbindung gebracht. Ist die deutsche Liga eine Option für Sie?

Definitiv! Ich werde im Laufe der kommenden Monate sehen, wie sich die Situation bei Hershey entwickelt. Der Trainer dort hat mir gesagt, dass er auf mich baut. Und in den wenigen Einsätzen, die ich hatte, wurde ich in wichtigen Situationen gebracht, habe in den vorderen Reihen gespielt. Das gibt mir Hoffnung. Zwischendurch habe ich auch gut gescort, aber es ist natürlich schwer, sich an das Spiel auf Profiniveau zu gewöhnen, wenn der Wettkampf fehlt.

Sie sind nach der Zeit in der Juniorenliga USHL in die NCAA, die höchste US-Collegeliga, gewechselt. Vier Jahre lang lief es prächtig bei der Minnesota State University. Sie waren ligaweit einer der besten Scorer. Wie haben Sie die Zeit erlebt?

Es war eine großartige Erfahrung. Eishockey hat dort einen hohen Stellenwert und ich konnte mich beweisen. Am Ende waren wir unter den besten vier Teams und hätten auch die Meisterschaft gewinnen können. Die Final Four in der NCAA sind ein großes Spektakel und die mediale Berichterstattung sorgt für entsprechende Aufmerksamkeit. Dadurch bin ich ins Blickfeld der NHL-Scouts gekommen. Außerdem konnte ich mein Studium mit dem Bachelor in Sportmanagement absolvieren. Es ist wichtig für mich, den Abschluss in der Tasche zu haben.

Am Ende der Saison 2021/22 sind Sie nach den NCAA-Finalspielen direkt zu Hershey gewechselt, hätten aber auch die WM-Vorbereitung mit der deutschen Nationalmannschaft absolvieren können. Warum haben Sie sich für Hershey entschieden?

Mir wurden sofort AHL-Einsätze zugesichert. Das wollte ich nutzen, um im Profihockey Fuß zu fassen. Leider habe ich mir im vierten Spiel eine große Verletzung zugezogen. Nach einem Bandencheck erlitt ich eine Gehirnerschütterung, musste im Gesicht genäht und meine Nase gerichtet werden. Sechs Wochen war ich komplett außer Gefecht gesetzt. Die großen Jungs wollten mir zeigen, dass es im Profigeschäft anders zur Sache geht und das habe ich ordentlich zu spüren bekommen. Es war eine unfaire Aktion, aber ich habe daraus gelernt.

In Kürze erscheint Teil zwei des Sommerinterviews. Darin lesen Sie unter anderem von Julian Napravniks Plänen für die kommende Saison und seinen Erfahrungen im Inline- und Skaterhockey. 


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