Auf eigene Kosten zur WMDie „andere“ Inlinehockey-Weltmeisterschaft
Deutschland ist Vizeweltmeister im Inlinehockey. Das könnte eine einfache Feststellung sein. Ist es aber nicht. Denn das ist in etwa so, als würde man sagen: Karl Haudrauf ist Weltmeister im Boxen. Bleibt schließlich die Frage: In welchem Verband eigentlich?
Nun Deutschland ist tatsächlich Vizeweltmeister im Inlinehockey. Und zwar bei der International Icehockey Federation. Die IIHF hatte 1996 beschlossen: Inlinehockey ist wie Eishockey auf Rollen, also sind wir zuständig. Tatsächlich könnte man sagen, Eishockey und Inlinehockey seien nur unterschiedliche Disziplinen der gleichen Sportart. Weil sich aber auch der Rollsport-Weltverband FIRS für zuständig erklärt hat, gibt es zwei Inlinehockey-Weltmeisterschaften (die der FIRS sogar schon seit 1995). Und die Nationalmannschaft des Deutschen Rollsport- und Inline-Verbandes (DRIV) macht sich am Donnerstag per Flieger auf den Weg nach Kolumbien – zur FIRS-Inlinehockey-WM.
Tatsächlich ist die FIRS-Variante sogar die vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannte Version – wenngleich die IIHF-Inlinehockey-WM das sportlich deutlich bessere Turnier darstellt.
So sagt auch Bundestrainer Christian Müller von Inlinehockey Deutschland (IHD) unter dem Dach des DRIV: „Externe Sponsoren haben wir einfach nicht.“ So kommt bei der IHD-Nationalmannschaft vor allem auch eine Menge Idealismus hinzu. „Sicher bekommen wir Fördergelder, die wir auf die Spieler aufteilen, dennoch bleibt für jeden Spieler ein ganzer Batzen übrig, den er selbst zahlen muss.“ Und außerdem: „Bei uns spielen anders als bei der DEB-Nationalmannschaft im Inlinehockey keine Profis. Jeder muss sich frei nehmen.“ So werden mit Christian Köster und Timo Podgrabinski zwei Leistungsträger der IHD-Nationalmannschaft die Reise zur ersten FIRS-Inlinehockey-WM auf südamerikanischem Boden nicht antreten können. Insgesamt machen sich zwei Torhüter und neun oder zehn Feldspieler auf den Weg nach Bucaramanga.
Alleine diese Strapazen unter diesen Bedingungen ringen einem Respekt ab.
Und Müller ist zuversichtlich, das Mindestziel erreichen zu können. Bei der FIRS-WM spielen 16 Mannschaften in vier Gruppen. Die Gruppen 1 und 2 bilden den A-Pool, die Gruppe 3 und 4 den B-Pool. Aus den beiden oberen Gruppen qualifizieren sich jeweils die ersten Drei für das Viertelfinale der WM, aus den unteren Gruppen nur die Gruppensieger. Diesen „Aufstieg“ in die Play-offs des A-Pools haben sich die Müller-Jungs zum Ziel gesetzt. „Und wenn wir dann mindestens Siebter werden, haben wir uns für die World Games 2013 qualifiziert.“ Die vom IOC unterstützten Weltspiele der nicht olympischen Sportarten finden nächstes Jahr übrigens ebenfalls in Kolumbien, genauer in Cali, statt. Inlinehockey (in der FIRS-Variante, wie gesagt hat das IOC die „Rollsportler“ als zuständig erklärt) ist zum dritten Mal nach 2005 in Duisburg und 2009 in Kaohsiung (Taiwan) bei den World Games vertreten.
Ab dem 9. Juli bekommt es das deutsche Team mit Lettland, Brasilien und Venezuela zu tun. „Venezuela haben wir vor einem Jahr geschlagen. Auch Brasilien sollte machbar sein. Aber wir sind halt nicht in voller Stärke da. Und wer weiß, wie diese Mannschaften auf ihrem eigenen Kontinent besetzt sein werden“, so Müller. „Lettland ist erstmals bei der FIRS dabei. Von einer ,Stürzertruppe‘ bis zu einem Profiteam ist da alles denkbar.“
Das deutsche Team:
Tor: Torben Grass (Pinguine Baunatal), Julian Hessel (Frankfurter REC)
Feld: Thomas Müller, Alexander Brinkmann, Dennis Spanke, Gabriel Hildebrandt, Kristian Isenberg, Sebastian Weitz (alle Düsseldorfer EG Rhein Rollers), Kevin Trinder (Pinguine Baunatal), Yannick Wehrheim, Marco Forster (beide Frankfurter REC); noch unklar: Tobias Schmidt (ebenfalls Frankfurt).
Bei den FIRS-Inlinehockey-Weltmeisterschaften holten die USA 13 Mal den Titel. Einmal gewannen die Schweiz und Kanada. Im Vorjahr holte sich Tschechien zum insgesamt zweiten Mal Gold.
Die Gruppen:
A-Pool; Gruppe 1: Tschechien, Kanada, Frankreich, Australien
Gruppe 2: Italien, USA, Schweiz, Argentinien
B-Pool, Gruppe 3: Deutschland, Venezuela, Brasilien, Lettland
Gruppe 4: Kolumbien, Mexiko, Chile, Ecuador.
Gespielt wird vom 9. bis zum 14. Juli.
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