„Ein Traum wird wahr!“ – Kassel erhält zweite EisflächeInterview mit dem 1. Vorsitzenden der EJ Kassel Matthias Kolodziejczak

Herr Kolodziejczak, wie ist es, während Corona Vorsitzender eines Eishockeyvereins zu sein? Was sind die besonderen Herausforderungen?
Es ist eine sehr herausfordernde Situation. Vor dem zweiten Lockdown haben wir uns überwiegend um die Umsetzung und Einhaltung des Hygienekonzepts und das Drumherum gekümmert. Momentan organisieren wir das Hometraining in Zusammenarbeit mit den Trainern. Auch füllen wir Anträge aus für die Corona-Förderprogramme von Bund und Land. Die Spendenakquise ist derzeit nicht möglich. Wir müssen schauen, dass wir Einnahmen generieren.
Wie steht es finanziell um den Verein? Sind ihre hauptamtlichen Trainer in Kurzarbeit?
Die Unterstützungsprogramme durch die Stadt Kassel und das Land Hessen helfen. Der Verein hat aktuell noch keine Zahlungsschwierigkeiten. Mit den Förderungen können wir als Verein unsere Fixkosten bezahlen. Ohne die Förderungen wäre das so nicht möglich, da aktuell kaum bis keine Spenden eingehen und auch sonstige Einnahmen fehlen. Die hauptamtlichen Trainer befinden sich in Kurzarbeit.
Wie ist die Stimmung bei den Young Huskies unter den Mitgliedern?
Bedrückt! Gerade die Kinder wollen Eishockey spielen, aber die Pandemie ist zu Gange. Uns hält die positive Nachricht bei Laune, dass wir endlich die zweite Eisfläche kriegen. Das Stadtparlament will 5,1 Millionen Euro in die Hand nehmen und den Eissport kräftig fördern. Das sorgt für Zuversicht. Wir sind überglücklich, dass nach gefühlten 25 Jahren endlich eine positive Entscheidung gefallen ist. Wenn alles glatt läuft, könnte die Halle 2022 stehen.
Nun gibt es kritische Stimmen wegen des Bauvorhabens. Vordergründig gehe es um die Standortwahl. Vorgesehen ist eine Fläche im Sportareal Auepark. Wie sehen Sie die Situation?
Es wurden Gespräche zwischen den zuständigen städtischen Gremien und der Profiabteilung der Kassel Huskies geführt. Ohne Resultat. Wir sind einfach nur froh, dass die Stadt eine zweite Eisfläche realisieren wird. Das ist überwältigend. So viele Jahre haben wir dafür gekämpft.
Welche Vorteile bringt der Bau an den Giesewiesen?
Mit der zusätzlichen Trainingsfläche wird eine neue Zeitrechnung beginnen. Ein Traum wird wahr. Wir können bessere Trainingszeiten anbieten, die Ausrüstung in der Halle lassen, der Transportaufwand wird deutlich vermindert. Unsere Spieler bekommen eine ganz neue Perspektive. Wir können diese im Verein halten und neue junge Spieler akquirieren. Trainingscamps in den Schulferien werden möglich sein. Der Eishockeystandort Kassel wird deutlich attraktiver.
Hockeyweb legt noch was drauf und gibt Ihnen drei Eishockeywünsche frei. Welche drei Wünsche sollen erfüllt werden?
Oh, das klingt gut. Als erstes wünsche ich mir, dass wir schnellstmöglich wieder mit dem Amateursport beginnen können. Besonders die Kinder brauchen Bewegung. Zweitens, wünsche ich mir generell mehr Eisflächen in Deutschland. Möglichst viele Jugendliche sollen dadurch unseren fantastischen Sport erlernen und ausüben können. Drittens: Der Nachwuchs soll eine größere Chance im Profibereich bekommen. Damit meine ich, dass der Nachwuchs der Stammvereine parallel in ihrem sozialen Umfeld eine berufliche Ausbildung ausüben können und in der Heimatstadt im Profibereich Eishockey spielen können.
Glauben Sie, dass der Nachwuchs in der laufenden Saison noch spielen wird?
Schwierige Frage! Ich würde mir für alle wünschen, dass Kinder, Jugendliche und alle Amateursportler wieder aufs Eis kommen. Jedoch kann ich nicht in die Zukunft schauen und daher nicht absehen, wann die Pandemie endet. Durch die Auswirkungen der Pandemie konnten keine aktiven Neumitglieder zum Beispiel für die Laufschule geworben werden. Das ist ein kompletter Jahrgang, der uns bundesweit verloren geht.
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