Warum haben deutsche Eishockeystandorte dauerhaft solche großen Probleme? Ein KommentarHamburg Freezers abgetaut, EHC Neuwied insolvent, Leipzig vor dem Aus

Schon im Jahre 2008 standen die Nürnberg Ice Tigers vor dem Aus. Die Kassel Huskies meldeten 2010 ihre fünfte Insolvenz an und starteten in der Hessenliga neu. In Düsseldorf stand man 2012 kurz vor dem Ende des Eishockeysports. Ein Jahr später verkauften beide Teams in Hannover (Scorpions – DEL, Indinas – DEL2) ihre Lizenzen. 2015 verabschiedete sich der Traditionsverein und mehrfache Deutsche Meister EV Füssen wegen Verschuldung in die sechste Liga.
Und nun kommen 2016 zwei, mit Pech drei, Vereine dazu. Doch warum haben deutsche Eishockeystandorte dauerhaft solche großen Probleme? Schließlich könnte man behaupten, dass man, und das sind nur die auffälligsten Beispiele der letzten Jahre, aus den Fehlern anderer lernen hätte müssen. Allerdings ist dies leichter gesagt als getan.
Seit mehreren Spielzeiten gibt es im deutschen Eishockey unzählige Vereine, sei es in der DEL oder in den unteren Ligen, welche Jahr für Jahr um ihre Existenz bangen. Sponsoren springen ab oder bleiben ganz aus. Zuschauerzahlen gehen teilweise zurück oder sind nicht konstant genug. In einige Eishallen musste viel investiert werden. Diese und einige weitere Faktoren sind für die meisten Eishockeyklubs existenzbedrohende Ausgaben.
Ebenfalls kommt hinzu, dass in der DEL und DEL2 nur mäßige Fernsehgelder an die Vereine ausgeschüttet werden können. So machen diese in der ersten Liga maximal 15 Prozent im Etat aus.
Insgesamt standen beispielsweise in der Saison 2013/2014 106,1 Millionen Euro für 14 DEL-Klubs zur Verfügung. Dagegen wurde im gleichen Jahr in der Fußball-Bundesliga mehr als das Vierfache aufgeteilt und einige bekannte Vereinsbosse fordern für die nächste Saison sogar eine Milliarde Euro.
Aber man sollte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Schließlich steht Eishockey neben Basketball und Handball in Deutschland im medialen Schatten des Fußballsports. Kein Wunder, dass es dadurch schwer für die Vereine ist, langfristige und vor allen Dingen zahlungskräftige Sponsoren und Investoren zu finden.
Ein weiteres großes Problem der letzten Jahre ist die finanzielle Selbstüberschätzung. Nicht selten wurde in den Ligen des deutschen Eishockeys der Erfolg teuer bezahlt. Mehrfach hatten Deutsche Meister in der Saison darauf extreme Geldprobleme und mussten teilweise sogar Insolvenz anmelden. Ob dies an fehlerhafter Kalkulation, überraschenden Ausgaben oder anderen Gründen lag, blieb meistens ungeklärt. Das Unverständnis der Fans blieb jedoch gleich.
Und das nicht ohne Grund. Schließlich ist es für keinen Zuschauer schön, nicht sicher sein zu können, ob man in der nächsten Saison noch am gewohnten Platz im Stadion sitzen oder stehen kann, oder wenn man überraschend erfährt, dass die Eishalle in Zukunft geschlossen ist.
Des weiteren ist Eishockey in Deutschland die einzige Sportart, in der so viele Vereine absichtlich nicht aufsteigen wollen. Denn oft stehen die Klubs vor der Entscheidung zwischen sportlichem Erfolg und finanziellem Ruin. Und kein Verein möchte seine Tradition und Vereinsliebe der Fans für ein Aufstiegsbanner verkaufen.
Doch mit Vereinsliebe, Tradition und früheren Erfolgen lassen sich weder Spieler finanzieren, noch Restaurierungen bezahlen oder Lizenzauflagen erfüllen. Letztendlich können Sponsoren und Investoren nur durch steigendes Ansehen der Sportart angelockt werden. Und diese sind nun einmal in jeder Sportart Finanzgrundlage.
Mit einer sehr guten Leistung der deutschen Nationalmannschaft bei der letzten Eishockey-WM und einer ebenfalls gelungenen Übertragung konnte man sicher neue Punkte sammeln. Jedoch wird es kurz- oder langfristig unmöglich sein, dem Eishockeysport in Deutschland ein Ansehen wie in Tschechien, Russland oder Skandinavien zu verleihen. Von Übersee ganz zu schweigen.
Letztendlich bleibt zu hoffen, dass Leipzig das Ende noch abwenden kann und dass es dieses Jahr keinen weiteren Klub trifft. Jeder Eishockeyfan oder -begeisterte liebt diese verrückte Sportart und, wie man in der Vergangenheit gesehen hat, ist bereit, dafür zu kämpfen. Wenn sich finanzielle Unterstützer daran ein Beispiel nehmen würden, hätten wahrscheinlich viele Krisen abgewendet werden können und manche wären gar nicht erst entstanden.