Huskies: Wohin geht der Weg?
Die Eishockeyfans in Deutschland sind
sich uneinig. Sollen die Kassel Huskies in der Deutschen
Eishockey-Liga (DEL) verbleiben, oder sollen sie aufgrund ihrer
Plan-Insolvenz den Weg in die Unterklassigkeit antreten. Letztendlich
wird die DEL-Gesellschafterversammlung am 2.Juli über deren Zukunft
entscheiden. Der letzte Akt des DEL-Sommertheaters, mit Klub und Liga
in den Hauptrollen?
Recht undurchsichtig muteten die
Argumenten in den letzten Wochen an, welche über „Wohl und Wehe“
der Nordhessen entscheiden sollen. Nach den Statuten der DEL hat das
Insolvenzverfahren der verschuldeten Kassel Huskies zur Folge, dass
sie aus der Liga ausgeschlossen werden müssten. Begründet auf jene
Statuten, welche die Huskies einst unter ihren Vorbesitzern
mitbeschlossen hatten. Ob diese Regelungen aber „wasserdicht“
sind, scheint wohl letztendlich ein Fall für das Gericht zu werden.
Zwar seien die Kassel Huskies nach eigener Aussage jetzt
schuldenfrei, allerdings kam dies durch ein Planinsolvenzverfahren
wohl nur nach finanziellen Abstrichen ihrer Gläubiger zu Stande.
Auf ihr Geld verzichten mussten aber
nicht alle Gläubiger. Wie Hockeyweb erfuhr, wurden zuletzt noch bei mindestens zwei Gläubigern (welche Beschwerde gegen das
Insolvenzverfahren beim Landgericht Kassel eingelegt hatten) offene
Rechnungen beglichen. Bei den Beträgen handelte es sich aber nicht
um die im Vorfeld des Insolvenzantrages abgestimmten Forderung,
sondern um den gesamten offenen Betrag, plus deren Anwaltskosten.
Absender dieser Zahlungen war, nach Angabe eines Gläubigers, die
Rosco-Unternehmensgruppe (Eigentümer: Huskies-Eigner Dennis
Rossing), welche als Investor der neuen Multifunktionsarena in Kassel
(Fertigstellung für Herbst 2012 geplant) gilt.
In der offiziellen Pressemitteilung
der Kassel Huskies hieß es dann, dass die Beschwerden vom
Landgericht Kassel abgelehnt wurden, und: „ … nunmehr endgültig
eine Akzeptanz dahingehend herbeiführen, dass das
Insolvenzplanverfahren, welches die Huskies durchlaufen haben,
rechtlich in keinster Weise zu beanstanden ist. Dies wurde nunmehr
zum wiederholten Mal durch ein ordentliches Gericht bestätigt.“
Was aber seitens der Huskies nicht veröffentlicht wurde ist, dass
mit der plötzlichen und vollständigen Zahlung der Aussenstände
gegenüber dieser Gläubiger die Beschwerden nicht mehr nötig waren.
Bedeuten diese Fakten nun im
Umkehrschluss, dass jene Gläubiger, welche ihren Forderungen
öffentlich Nachdruck verliehen, diese auch beglichen bekamen?
Zwar wurden diese Forderungen nicht von
den Kassel Huskies ausgeglichen, dafür aber von dem Unternehmen
seines Eigners Dennis Rossing. Eben jenes Unternehmen, welches nach
Medienangaben 40 Millionen Euro in das Hallenprojekt in Kassel
investiert. In dieser Multifunktionshalle sollen später auch die
Kassel Huskies spielen.
Natürlich stellt sich nun auch die
Frage, ob dieses Unternehmen nicht auch Forderungen von weiteren
Gläubigern hätte begleichen können? Dies ist nicht unüblich, wie
vor über zehn Jahren in der DEL schon einmal erlebt, denn:
Dass ein Investor sich im Vorfeld die
möglichen Nutzer seiner Halle aneignet, wäre in Deutschland kein
Einzelfall. Bei den Eisbären Berlin übernahm 1999 die Anschutz
Entertainment Group (AEG) den total verschuldeten Klub, um den ersten
Schritt für ein großangelegtes Arena-Projekt zu tätigen. Damals
bezahlte aber die AEG die Verbindlichkeiten der Eisbären. Zehn Jahre
später haben sich die Berliner zu einer Hausmarke (nicht nur im
deutschen) Eishockey entwickelt. Zwar stehen die Eisbären noch immer
mit über 35 Millionen Euro im Minus, allerdings nun bei ihrem
Mutterkonzern, der AEG, welche aber stets eine Patronatserklärung
für ihre „Filiale“ abgeben. Die Aussenstände sind also eher als
„intern“ anzusehen.
Ob die Planinsolvenz der Kassel Huskies
für deren Eigner die vielleicht einfachere Variante ist, mit deren
Altlasten abzurechnen, bleibt fraglich und ist im Kern der Disput
zwischen dem Klub und der Liga. Ferner lockt natürlich auch die neue
Arena in Kassel und der Etablierung eines Eishockeyteams unter
besseren Bedingungen als zuvor. Letztendlich entscheidet zunächst
aber die DEL-Gesellschafterversammlung über den Verbleib der Huskies
– und je nach deren Ausgang wohl die Gerichte. Immerhin wurden aber
die Verbindlichkeiten der Huskies gegenüber der DEL von über 70 000
Euro wohl auch komplett beglichen.
Also egal wie das Sommertheater
ausgeht: Eine Fortsetzung folgt mit Sicherheit!
Oliver Koch