Eisbären-Verteidiger Jens Baxmann – Zurück aus dem Tal
Jens Baxmann ist in Wernigerode, am östlichen Rand des Harzes geboren. Da kennt man sich aus mit Bergen und Tälern. Der 22-jährige lernte in der vergangenen Saison in sportlicher Hinsicht allerdings vor allem letztere kennen, nicht nur bedingt durch das schlechte Abschneiden seiner Mannschaft. Bei Ex-Trainer Pierre Pagé war er zum fünften Rad am Wagen, zum Lückenfüller geworden. Als Verteidiger kam Jens Baxmann nur noch selten zum Einsatz, vervollständigte meist die vierte Angriffsreihe. „Der Andere“, sagt er rückblickend und meint den Ex-Coach, „war wirklich kein Fan von mir.“ Um dem ganzen Dilemma noch die Krone aufzusetzen, musste sich Jens Baxmann im April auch noch einer Schulter-OP unterziehen. Was folgte, war der mühsame Weg durch das Tal Reha, den er aber wenigstens gemeinsam mit dem ebenfalls an der Schulter operierten André Rankel gehen konnte. Unter Anleitung von Physiotherapeutin Marina Schubert quälte es sich so für beide etwas leichter. “Ich möchte mich bei Marina bedanken“, sagt Jens Baxmann, „sie hat einen super Job gemacht.“
Offensichtlich, wie man nun nach neun Spielen in der noch jungen Spielzeit 2007/08 weiß. Jens Baxmann, der noch vor Monaten so konsequent Geschmähte, führt derzeit die DEL-Plus/Minus-Statistik mit einer satten +11 an, hat dreimal eingenetzt, drei weitere Tore der Berliner vorbereitet und so zählbaren Anteil an den acht Siegen der Eisbären aus neun Spielen. „Es ist einfacher, wenn man mehr Eiszeit bekommt und in allen Spielsituationen eingesetzt wird. Zudem reißt uns der Coach nicht den Kopf ab, wenn mal was nicht klappt. Bei der nächsten Schicht hat man die Chance, seinen Fehler wieder gut zu machen. Das schafft Selbstvertrauen.“, erklärt Jens Baxmann die neue Situation bei den Eisbären. Statt „dem Anderen“ gibt nun Don Jackson als Chefcoach der Eisbären die Kommandos und scheint dabei die Töne besser als sein Vorgänger zu treffen. Hartmut Nickel, der alt gediente Trainerfuchs an der Seite Jacksons lobt die positive Entwicklung auch Baxmanns: „Durch das Mehr an Einsatzzeit ergibt es sich ja automatisch, dass man auch mehr Spielpraxis sammelt. Das wiederum hilft die Fehlerquote zu reduzieren. Das ist bei Jens so aber auch bei anderen. Außerdem experimentiert er nicht groß rum, hält sein Spiel einfach.“
Einen nicht unerheblichen Anteil an seiner positiven Entwicklung der letzten Wochen schreibt der junge Eisbären-Crack seinem Verteidigungspartner Andy Roach zu: „Es ist gut an der Seite eines so erfahrenen Spielers zu stehen. Da kommt unheimlich viel rüber, was mir weiterhilft. Außerdem ergänzen wir uns ganz gut. Wenn er als der offensivere von uns beiden nach vorne geht, sichere ich ihn ab.“
Freilich, Nickel hebt auch gleich mahnend den Zeigefinger, wenn er sagt: „Es liegt an ihm, zu beweisen, dass das jetzt nicht nur eine Momentaufnahme war. Dazu gehört auch die Bereitschaft, jeden Tag neu hart und fleißig zu arbeiten und eben nicht abzuheben. Das ist nicht leicht, schmiert sich nicht einfach wie Marmelade aufs Butterbrot.“ Nickel weiß wohl, warum er das sagt. Denn in der Vizemeistersaison 2004 war Jens Baxmann schon mal auf einem guten Weg, danach aber stockte seine Entwicklung. Und nicht wenige im Umfeld des Wellblechpalastes hatten ihn daher schon abgeschrieben und in ganz naher Zukunft überwiegend im Farmteam in der Oberliga auflaufen sehen. „Das wieder ist totaler Quatsch“, schimpft Hartmut Nickel los, „gerade so junge Spieler sollte man nie abschreiben. Ein paar kleine Veränderungen hier oder da und schon kann sich plötzlich die Entwicklung in die richtige Richtung ergeben. Der Jens ist aktuell ein gutes Beispiel dafür.“ Baxmann betrachtet es nüchtern: „Sind wir doch mal realistisch: Wir haben bis jetzt nur drei ausländische Verteidiger unter Vertrag und irgendwann wird noch mindestens einer dazu kommen. Kommt ein Neuer, dann wird auch für mich die Luft dünner. Dass das nicht so schnell passiert, dafür werde ich mich weiter mit aller Kraft rein hängen.“
Was nun, wenn all das gelingt und auch Bundestrainer Uwe Krupp der Leistungsschub des Berliner Verteidigers nicht verborgen bleibt? „Daran verschwende ich im Moment keinen Gedanken“, gesteht Baxmann, „klar würde ich mich freuen, wenn er dann mal irgendwann anrufen würde. Aber jetzt sehe ich mein Ziel eher darin, meine Leistung zu festigen und mich im DEL-Kader der Eisbären zu etablieren. Vielleicht ergibt sich alles andere dann von selbst.“ Noch im Sommer bei einem Pressetermin auf der Baustelle der O2 World entfuhr es Jens Baxmann auf die Frage, wie es ihm gefallen würde in der neuen Arena aufzulaufen, sinngemäß: „Tolle Sache wäre das, wenn ich dann noch da bin.“ Darin spiegelten sich die Selbstzweifel, die noch aus der verkorksten letzten Saison herrührten, deutlich wider. Im Moment liefert Jens Baxmann durch seine guten Leistungen indes ebenso gute Argumente, im nächsten Herbst doch dabei sein zu können, wenn die O2 World ihre Pforten öffnet. Und es ist einmal mehr der alte Trainerfuchs Hartmut Nickel, der Jens Baxmann das richtige Motto gleich noch mit auf den Weg gibt: „Berge und Täler gibt es in jeder Spielerkarriere. Es kommt darauf an, die Täler so klein wie möglich zu halten.“ Und wie er aus diesen dann möglichst schnell wieder herausfindet, das weiß der Junge aus dem Harz ja schon.
Matthias Eckart - Foto by City-Press