„Die Gesten haben sie schon gut drauf“Boris Rousson und Serge Aubin im Interview

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Boris Rousson spielt eine wesentliche Rolle im Jugendkonzept der HSV Young Freezers. Der Ex-Keeper der Hamburg Freezers ist als Nachwuchskoordinator und Trainer der zentrale Ansprechpartner für die Kooperationsvereine und fungiert zudem als Headcoach der Schüler-Bundesliga-Mannschaft, macht Profi-Torwart-Coaching und trainiert die Young-Freezers-Auswahlmannschaft für den VoBa-Cup.

Herzlichen Glückwunsch zum vierten Platz, Herr Rousson, in Anbetracht der anderen Mannschaften und der Spielergebnisse kann man damit doch zufrieden sein, oder wie sehen Sie als Trainer das?

Boris Rousson: „Ja, ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Niederländer kommen jedes Jahr mit einer Mannschaft und waren diesmal sehr gut. Düsseldorf war auch sehr stark. Wir hatten letztes Jahr mit der gleichen Mannschaft in Düsseldorf ein Vorbereitungsspiel, das wir deutlich zweistellig verloren haben. Diesmal im Halbfinale hingegen war es mit dem 0:1 sehr knapp. Eine starke Verbesserung unsererseits. In Hamburg zählt Eishockey nicht zum Traditionssport – oder besser noch nicht – und dann gegen Kassel oder Düsseldorf so eng zu spielen, ist auch schon eine Belohnung und es zeigt uns, dass wir gute Arbeit machen. Vor dem Einsatz und der Leistung meiner Jungs ziehe ich den Hut. Das war sehr gut.“

Die U12 der Young Freezers, die zum VoBa-Cup dieses Jahr angetreten ist, ist eine Auswahl aus verschiedenen Vereinen. Was genau hat es damit auf sich?

Boris Rousson: „Es ist eine Auswahlmannschaft aus vier Hamburger Vereinen: es sind Spieler vom HSV, von den Molots, aus Farmsen von den Crocodiels und von den Musketeers dabei. Während der Saison haben wir ein- oder zweimal pro Monat Auswahltraining. Also spielen die Jungs die meiste Zeit der Saison gegen- anstatt miteinander, aber das ist kein Problem, die kommen alle super miteinander klar.“

Sie haben es eben schon erwähnt: In Hamburg gilt Eishockey nicht – oder auch noch nicht – als Traditionssportart, dennoch wird Hamburg als Eishockeystandort mehr und mehr erfolgreich. Sowohl die DEL-Profis der Freezers geben jede Saison immer bessere Leistungen ab wie jetzt gerade auch die Young Freezers, die nun auch letztendlich in der DNL spielen. Wie macht sich das im Nachwuchs bemerkbar?

Boris Rousson: „Wir haben sehr viel mehr Zulauf im Nachwuchs. Wir haben hier von den Freezers jeden Samstag Laufschule und es ist immer rappelvoll. Da sind bis zu 60, 70 Kinder auf dem Eis. Von den Bambini bis hin zu den Profis kann man in Hamburg spielen – in Zusammenarbeit mit Bremerhaven in der DEL2, in der Oberliga mit dem HSV. Wir haben ein gutes Netzwerk so kann der Nachwuchs die ganze Zeit in allen Altersklassen auf hohem Niveau spielen. Wir gehen auch mehr und mehr in die Schulen, um dort Eishockey näher zu bringen: jede Woche habe ich hier eine Schulklasse und es gibt mittlerweile Schulen, die Eishockey als Extrasport anbieten.“

Während des Spieles musste ich oft schmunzeln. Die Gesten der Profis haben die Youngsters teils schon gut drauf. Sie haben als Trainer mit den Profis gearbeitet und mit dem Nachwuchs – was macht mehr Spaß?

Boris Rousson: „Oh ja, die Gesten haben die Jungs und Mädels schon gut drauf und nicht immer die positiven. Die wachsen natürlich mit YouTube und Co. auf und gucken sich das dann da ab, aber es macht Riesenspaß, mit den Kindern zu arbeiten. Ich habe vorher gerne mit den Profis gearbeitet und arbeite nun vier Jahre mit dem Nachwuchs. Als Coach macht mir die Nachwuchsarbeit mehr Spaß – der Effekt auf die Kinder ist viel größer als bei den Profis.

Gibt es schon Pläne oder Zusagen für den 8. VoBa-Cup nächstes Jahr?

Boris Rousson: „Vor ein paar Jahren war eine kanadische Mannschaft da, die würden gerne noch mal kommen. Wir haben auch Kontakt mit Frankreich und der Schweiz und die Teams, die dieses Mal dabei waren, haben auch schon gesagt, sie kommen gerne wieder. Hinzu kommt, dass Hamburg eine attraktive Stadt ist, da fährt man gerne nochmal hin. Die Organisation läuft wirklich gut. Wir haben ein eingespieltes Team an Eltern und jedes Jahr kommen wieder ein paar neue dazu. Ohne diese Mithilfe wäre das alles nicht möglich.“

Auch Freezers-Chefcoch Serge Aubin war beim Turnier dabei – allerdings als Spielervater.

Wer selber Kinder hat, die Eishockey spielen, der weiß, es reicht nicht, dass die Kinder mit Begeisterung dabei sind. Auch die Eltern sind oft gefordert. Der Trainingsplan des Nachwuchses muss berücksichtigt werden, Auswärtsfahrten organisiert und sind die Jungs und Mädel noch kleiner und die Ausrüstung noch zu schwer und zu sperrig, müssen Vater oder Mutter oft Fahrdienste übernehmen, wenn dann noch zusätzlich ein Turnier stattfinden soll, ist jeder gefragt. Da bildete auch ein Serge Aubin Headcoach der Hamburg Freezers keine Ausnahme – diesmal als Spielervater in der VoBa-Arena unterwegs packte er natürlich auch mit an und hatte sichtlich Spaß dabei.

Herr Aubin, ihr Jüngster, Benoit, spielt dieses Wochenende in der Auswahl der Young Freezers beim VoBa-Cup mit und Sie helfen wie alle Eltern beim Ablauf des Turniers mit. Wie fühlt sich das an? Sind Sie da eher der Vater oder kommt dann auch mal der Coach durch?

Serge Aubin: „Dieses Wochenende bin ich mehr als Vater hier. Manchmal ist es auch schön einfach nur ein Spiel an zu sehe, ohne daran beteiligt zu sein. Ich kann dann auch mal Fan sein und einfach nur Spaß haben. Ich hab es sehr genossen den Kids zuzusehen, sie haben wirklich hart gekämpft. Den vierten Platz in dem Turnier zu erreichen, ist eine gute Leistung. Boris Rousson hat wirklich fantastisch mit den Kids gearbeitet, alle hatten eine tolle Zeit und darum geht es auch in so einem Nachwuchsturnier.“

So ein Turnier für die Kinder zu veranstalten, ist nur möglich, wenn jeder ein bisschen mit anpackt und ganz besonders die Eltern sind da gefragt: organisatorische Tätigkeiten galt es zu übernehmen, für Verpflegung zu sorgen. Einige Eltern haben zum Beispiel Kuchen gebacken und Brötchen geschmiert oder eine Tombola zusammengestellt oder Zeitnehmer gemacht – und noch vieles mehr. Sie waren da auch als Vater mit eingeplant – wie war das? Bei der Preisverleihung hatten Sie ja eine besondere Aufgabe zu erledigen.

Serge Aubin: „Ja, ich durfte den Kindern zum Schluss die Medaillen überreichen. Ansonsten habe ich die meiste Zeit an diesem Wochenende die verschiedensten Aufgaben mit übernommen wie alle Eltern. Ich habe bei den Zeitnehmern mitgeholfen und hier und da mit angefasst, wo halt was anfiel. Alle haben wirklich toll zusammen gearbeitet, um dieses Turnier möglich zu machen. So ein Wochenende ist mal ein ganz anderes Erlebnis für mich: Da ist kein Druck wie normalerweise, wenn ich an der Bande stehe. Natürlich ist das positiver Druck, denn es macht mir ja Spaß als Coach zu arbeiten, aber so konnte ich mich einfach mal nur zurücklehnen und die Spiele genießen.“

Können Sie wirklich ganz abschalten oder kommt da nicht irgendwann doch so ein kleines bisschen der Coache wieder hervor?

Serge Aubin: „Da ist immer der Coach in mir, der Situationen auf dem Eis sieht und dann aber nichts machen kann. Ich versuche, den Coach in mir bei der Arbeit mit dem DEL-Team zu lassen und hier nur als Vater zu sein, aber es ist immer da. Ich sehe all die kleinen Details auf dem Eis, die Situationen und weiß, was als nächstes kommt. Ich kann es halt nie ganz ausblenden.“

Sie haben drei Kinder – eine Tochter und zwei Söhne – und beide Söhne spielen Hockey.

Serge Aubin: „Ja, mein ältester Sohn hat letztes Jahr das Turnier mitgespielt, mein jüngster dieses Jahr. Für mich ist es wichtiger, dass die Jungs den Sport machen können, den sie lieben und Spaß dabei haben. Die Jungs wollen natürlich auch weiter kommen und erfolgreich sein. Dür mich ist der Spaßfaktor bei so einem Turnier wichtiger und wenn ich dann meinen Sohn sehe, wie er das ganze Wochenende lacht und neue Kontakte knüpft – das ist, was wirklich zählt.“

Also sind Sie in dem Punkt mehr der Vater oder wird dann auf dem Nachhauseweg doch Hockey-Talk betrieben?

Serge Aubin: „Nein, das ist schon lustig. Ich habe selber lange gespielt, nun bin ich Coach, aber meine Kinder sprechen nie über Hockey mit mir. Wenn wir drüber sprechen, sagen sie dann eher: ‚Mein Coach hat mir was anderes gesagt und er ist mein Coach.‘ Und ich mag das, so wie es ist. Wenn sie dann mal ankommen und meine Hilfe brauchen, dann bin ich natürlich da für sie.“

Nach den Freuden, die man so als Vater mit der Familie erlebt, was macht der Coach Serge Aubin in nächster Zeit?

Serge Aubin: „Ich werde Dienstag zur WM nach Prag reisen, mir einige Spiele ansehen und das Coaching Symposium besuchen – das ist Vergnügen und Arbeit gleichermaßen. Natürlich werde ich auch nach möglichen neuen Spielern für die DEL-Mannschaft Ausschau halten. Es gibt da schon eine Liste von Favoriten. Der erste Neuzugang Marcel Müller kommt auf eigenen Wunsch nach Hamburg - ich finde es großartig ihn für nächste Saison dabei zu haben.“

Ich glaube, darauf sind wir alle sehr gespannt. Vielen Dank für diesen kleinen Einblick und noch ein entspanntes Restwochenende mit der Familie. Das heißt: Eine Frage hätte ich da doch noch: Welchen Kuchen haben Sie gebacken?

Serge Aubin: (lacht) „Nein, ich habe keinen Kuchen gebacken. Meine Frau hat Besuch aus Quebec bekommen und ist dieses Wochenende unterwegs. Ich hab mich besser aus der Küche fern gehalten, schließlich möchte ich nicht, dass sich hinterher jemand unwohl fühlt. Da hab ich lieber Früchte und Gemüse, das ist sicherer. Nun werde ich erst mal nach Hause gehen und sicherstellen, dass die Hausaufgaben für morgen auch alle erledigt sind.“


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