Tilburg Trappers lassen sich von Hannover Scorpions nicht aufhaltenDeutliches 4:1 und 104 Strafminuten
Goalie Fight in Mellendorf zwischen Enrico Salvarani und Ruud Leeuwesteijn. (Foto: Manfred Schneider)Die Scorpions dagegen, die während der Woche den Abgang ihres Topverteidigers Schütt nach Rosenheim verkraften mussten, blieben erst einmal auf Platz fünf, nur einen Punkt hinter Leipzig und deren fünf hinter Hamburg. Allerdings stehen mit Halle und dem Lokalrivalen vom Pferdeturm zwei Rivalen direkt dahinter, so dass die nächsten Wochen spannend werden sollten.
Das Duell versprach Spannung. Immerhin hatten die Scorpions nach einem schwachen November mehrere Spiele hintereinander gewonnen, wollten sich zumindest den Plätzen drei und vier nähern und die Tilburger, dem Titelverteidiger, geht es erst einmal um den Gruppensieg und da war ein Erfolg notwendig, denn den Hernern war ebenfalls ein Sieg in Hamburg zuzutrauen, was diese ja auch später bestätigten.
Im ersten Drittel durften sich die Zuschauer über ein gutes, rassiges und schnelles Oberligamatch mit Play-off-Charakter freuen. Schiedsrichter Nikolas Neutzer, über den später noch sprechen sein wird, ließ die Partie laufen und das war in dieser Phase auch richtig so. Beide Teams wollten zeigen, dass sie zu den Besseren in der Liga gehören, ließen es technisch aufblitzen, zeigten taktisch eine gute Leistung und auch läuferisch war es stellenweise eine Augenweide. Kein Wunder also, dass es hoch und runterging und beide Keeper mehr in das Geschehen involviert wurden als es diesen lieb war.
Vor allem Valery Trabucco und Pelletier, also den beiden Kontingentspielern in den Reihen der Scorpions merkte man die Spielfreude an, während sich die Topscorer der Gastgeber, Björn Bombis und Patrick Schmid schwerer taten. Das war ein Geheimnis der Gäste, was deren Trainer Bohuslav Subr nach dem Spiel zugab: „Es war ein Teil unseres Matchplans, die beiden Topleute aus dem Spiel zu nehmen. Bei Bombis ist uns das gelungen, bei Schmid nicht ganz.“ Etwas anders sah es bei den Trappers aus. Die durch den Abgang von Schütt und dem Ausfall von Danny Reiss nur noch fünf Verteidigern der Scorpions sah man an, dass ihnen bei der Intensität dieser Begegnung die Optionen fehlten. Ihnen gelang es nur mit Mühe sich zu befreien und stellenweise spielten die Trappers bei personeller Gleichheit Powerplay. Bester Mann der Gastgeber zwischen der zehnten und 20. Spielminute war Keeper Enrico Salvarani, der mit mehreren Topsaves praktisch das 0:1 in die Kabine rettete, wobei er beim Führungstreffer der Trappers durch Max Hermens auch sträflich allein gelassen wurde.
In der ersten Drittelpause schien Scorpions-Coach Dieter Reiß seinen Mannen die richtigen Worte mitgegeben zu haben, denn jetzt zeigten sich die Scorpions deutlich verbessert. Vor allem das Aufbauspiel klappte und damit wurde auch die stellenweise haarsträubende Überlegenheit der Trappers vom ersten Drittel abgestellt. In dieser Phase konnte sich Trappers-Coach Subr darüber freuen, dass er neben seinem Stammkeeper Meierdres mit Ruud Leeuwesteijn auch eine starke Nummer zwei hat, die ohne Probleme alle Chancen der Scorpions entschärfte. Dies passierte vor allem in den ersten zehn Minuten, danach war die Stärke der Scorpions wie weggeblasen und das hatte seinen Grund. In der 28. Minute kassierte van Elten (Trappers) eine Strafe und im ansonsten starken Powerplay der Gastgeber unterlief diesen ein Fehler, Danny Stempher machte seinem Namen alle Ehre, stampfte davon und konnte nur durch ein Foul gestoppt werden. Schiri Neutzer verhängte einen Penalty und Stempher selbst bestrafte diesen Lapsus des Gegners mit dem 2:0. Danach war mit der spielerischen Gleichheit erst einmal Schluss. Tilburg begann seinen Vorsprung zu verwalten und die Scorpions, die kämpferisch einmaliges leisteten, konnten den Gegner einfach nicht in den Griff bekommen.
Im dritten Drittel versuchten es die Skorpions noch einmal mit aller Gewalt. Andre Reiß bereits nach 60 Sekunden, Björn Bombis und auch Julien Pelletier, alle drei versuchten es mit brachialer Gewalt und alle drei scheiterten an Leeuwesteijn. Und dann kam die 44. Minute. Kevin Bruijsten saß auf der Bank, als Mario Valery Trabucco abzog, Patrick Schmid seinen Schläger in die Schussbahn hielt und Leeuwesteijn endlich geschlagen war. Das 1:2 schien die Wende zu sein. Auf einmal war das Publikum wieder wach und auch die Spieler der Scorpions schienen an ihre Chance zu glauben. Allerdings mussten die Gastgeber, um eben diese Möglichkeit nutzen zu können, ihre Offensive verstärken und das bot den Gästen große Kontermöglichkeiten. Bereits in der 45. Minute hatte dabei Kevin Bruijsten das leere Tor vor sich und traf, nur den Pfosten.
Und jetzt kam auch die Phase mit Schiri Neutzer als wichtigem Randakteur. Bis dahin hatten er und sein Team die Partie souverän geleitet und es schien, als ob er nicht bemerkte, dass beide Mannschaften jetzt anfingen, die Endphase des Spieles mit Nickligkeiten einzuleiten. Besonders negativ fiel dabei Patrick Schmid auf, der in der 48. Minute Tilburgs de Hondt derart hart in die Bande checkte, dass dieser danach erst einmal benommen die Spielerbank aufsuchen musste. Keine Strafe und somit Glück für Schmid und trotzdem fiel das dritte Trappers-Tor, wobei die gute Abwehr der Gastgeber den Torschützen Danny Stempher am linken Pfosten völlig übersah. Nach Vorlage von de Hondt brauchte Stempher drei Versuche um Salvarani zu überwinden, was am Ende gelang. Das war der entscheidende Nadelstich, denn jetzt wurde es die Scorpions doppelt schwer und wieder war es Schiri Neutzer, der mit einer Fehlentscheidung die Eskalation der letzten zwei Minuten heraufbeschwor. Pelletier wurde mitten in den Ausgleichsbemühungen auf die Bank geschickt und der bereits erwähnte Schmid wollte eine Auseinandersetzung mit Mitch Bruijsten provozieren, da dieser diese Strafe mit dem 4:1 bestrafte. Dieser ließ es aber nicht zu und bei einem Bully am Scorpions-Tor versetzte Schmid seinem Gegenpart einen Crosscheck. Daraufhin kam es zu einem Tumult und dann stürmte Scorpoins-Keeper Salvarani über das Eis, um sich mit seinem Gegenpart Leeuwesteijn zu prügeln. Merkwürdig allerdings, dass am Ende der Niederländer zwar wie Salvarani eine Spieldauer bekam und dann sogar noch zwei Minuten dazu. Am Ende mussten, für jeweils knapp neunzig Sekunden, beide Ersatzkeeper, Ansgar Preuss (Scorpions) und Ian Meierdres (Tilburg) noch in den Kasten.
Letzter Höhepunkt des Abends war der Abschluss-Shake-Hands, der diesmal ausfiel, weil die Trappers dies den Gastgebern, unter einem Pfeifkonzert der heimischen Fans, verweigerten.
Tilburgs-Coach Bohuslav Subr: „Ein verdienter Sieg von uns, weil wir unseren Matchplan sehr gut umgesetzt haben.“
Scorpions-Coach Dieter Reiß: „Gegen uns spielen alle Teams eine Klasse besser. Tilburg war sehr gut und wir hatten viel Pech. Schütt hat uns sicherlich gefehlt aber das ist jetzt Vergangenheit und wir müssen nach vorne schauen.“
Tore: 0:1 (10:35) Hermens (Loginov), 0:2 (29:46) Stempher (Penalty), 1:2 (43:13) Schmid (Valery Trabucco, Pelletier), 1:3 (50:31) Stempher (de Hondt, Bison), 1:4 (58:14) Mitch Bruijsten (Bastings, van Oorschot). Strafen: Hannover 20 + 5 + Spieldauer (Salvarani) + 10 (Peleikis), Tilburg 14 + 5 + Spieldauer (Leeuwesteijn) + 10 (Loginov). Zuschauer: 1244.