Als die Oberliga noch erstklassig warDie Oberliga im Wandel der Zeit – Teil 1

Der Krefelder EV gewinnt am 13. März 1952 vor 10.000 Zuschauern in Mannheim das Entscheidungsspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen den SC Riessersee. (Foto: dpa/picture alliance)Der Krefelder EV gewinnt am 13. März 1952 vor 10.000 Zuschauern in Mannheim das Entscheidungsspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen den SC Riessersee. (Foto: dpa/picture alliance)
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Der Name Oberliga taucht dabei lediglich in neun Sportarten auf. Am bekanntesten von ihnen ist der große Bruder Fußball. Dahinter folgen Handball, Eishockey, Tischtennis, American Football, Badminton, Poolbillard und Schach.

Interessant, dass die Oberliga lediglich im Eishockey und im Schach die dritthöchste Spielklasse darstellt. In den weiteren Sportarten stellt die Oberliga die vierte Sportklasse dar, im Tischtennis steht sie sogar nur für die fünfte Spielklassenebene.

Kommen wir zurück zum Eishockey. Dort hat die Oberliga, wie im Fußball, im Laufe der Zeit einen Rückschritt hinnehmen müssen, aber sie war immerhin für eine Dekade die höchste Spielklasse, aber im Gegensatz zum Fußball (1945 bis 1963) dauerte der Zeitraum im Eishockey nur von 1948 bis 1958.

Tatsächlich schwang sich der Deutsche Eissport-Verband als „Vorgänger“ des Deutschen Eishockey-Bundes im Jahr 1958 zum Trendsetter auf, als der auf seiner Ligentagung beschloss, die damalige Oberliga als höchste Spielklasse abzulösen und die einteilige Bundesliga einzuführen.

Zuvor wollen wir jedoch einen kleinen Zeitsprung zurück machen. Die erste Eishockey-Meisterschaft nach dem zweiten Weltkrieg war beendet worden und sah im Februar 1948 den SC Riessersee als Sieger. Die Mannschaftsaufstellung der Garmischer lautete: Alfred Hoffmann, Franz Dolna, Gustav Jaenecke, Karl Enzler, Hans Lang, Philipp Schenk, Walter Schmidinger, Reinhard Pfundtner, Franz Stern, Georg Strobl, Karl Wild.

Danach folgte erstmals die Durchführung der höchsten deutschen Spielklasse als Oberliga. Und es begann der Siegeszug eines weiteren süddeutschen Vereins, des EV Füssen. Allerdings konnte man im März 1949, als die Füssener sich ihre erste deutsche Meisterschaft hauchdünn vor Preußen Krefeld gesichert hatten, nicht ahnen, dass es vor der Eintönigkeit noch abwechslungsreich an der Spitze werden sollte. Auch die Meistermannschaft des EVF sollte noch einmal erwähnt werden: Wilhelm Bechler, Walter Leinweber, Oswald Huber, Engelbert Holderied, Georg Guggemos, Klemens Kienberger, Paul Kößler, Xaver Unsinn, Bruno Köpf, Markus Egen, Fritz Poitsch. Trainer war Bruno Leinweber. Herausragend dabei, dass Bruno Leinweber auch als Back-up zur Verfügung stand und mit 42 Jahren der älteste Akteur des EV Füssen war.

Nachfolger des EVF 1950 wurde wieder der Deutsche Meister von 1948, der SC Riessersee. Die Garmischer setzten sich knapp mit zwei Punkten Vorsprung vor Preußen Krefeld durch, den Füssenern blieb nur der dritte Platz. Das Team der Garmischer: Alfred Hoffmann, Karl Wild, Gustav Jaenecke, Philipp Schenk, Hans Lang, Walter Schmidinger, Anton Biersack, Karl Enzler, Rudolf Abele, Franz Stern, Peter Grüner, Reinhard Pfundtner, Cheftrainer: Lorne Drottier.

Auch bei den Garmischern brillierte in dieser Saison ein über 40-Jähriger, der 1908 geborene Berliner Gustav Jaenecke. Der „Justav“, wie er liebevoll von seinen Fans genannt wurde, hält heute noch den deutschen Rekord mit 13 Titeln, und gewann 1926 und 1928 auch den Spengler-Cup, das wertvollste Vereinsturnier der Welt. Da er stellenweise auf Grund seiner Fähigkeiten über die vollen sechzig Minuten auf dem Eis stand, galt er in den dreißiger Jahren als einer der besten europäischen Spieler, was auch die Kanadier beeindruckte. Nebenbei spielte der „Justav“ auch noch erfolgreich Tennis, gehörte 1932 zum Davis-Cup-Team. 1985 starb Jaenecke in Bonn.

1951 war es dann in Krefeld soweit. Nach zwei Vizemeisterschaften holten sich die Preußen endlich den Titel in folgender Aufstellung: Heinz Wackers, Hans Lembeck, Herbert Ulrich, Gösta Johansson, Georg Kowarik, Walter Kremershof, Günter Jochems, Fred Nieder, Otto Brandenburg, Herbert Schibukat, Eriks Koņeckis, Rudi Weide.

Mitentscheidend für den Gewinn der Meisterschaft war der Einsatz des lettischen Duos Koneckis und Weide. Aber auch der Schwede Gösta Johansson war ein Qualitätsgarant. Beeindruckend: In der Endrunde wurden alle acht Spiele gewonnen.

1951/52 tauchten wieder ein paar neue Namen auf, die später noch für Furore sorgen sollten. Einmal die Düsseldorfer EG und zum anderen der EV Rosenheim. Beide belegten in der Vorrunde punktlos die letzten Plätze. Titelverteidiger Preußen Krefeld konnte nur zwei Spiele absolvieren, gewann beide, belegte aber nur Rang zwei hinter dem Überraschungsteam aus Bad Nauheim und dem Lokalrivalen Krefelder EV. Im Süden setzte sich problemlos und ohne Punktverlust der SC Riessersee durch, dahinter folgten mit klarem Abstand Füssen, Bad Tölz und Rosenheim. In der Endrunde überraschten dann ausgerechnet die Jungs vom KEV, während die Bad Nauheimer ihrer Form hinterherliefen. Am Ende machten es die Krefelder und der Vizemeister aus Garmisch richtig spannend. Beide hatten nach zehn Endrundenspielen (!) 15 Punkte auf der Habenseite und es musste am 12. März 1951 in Mannheim ein Entscheidungsspiel stattfinden, dass am Ende vor 10.000 Zuschauern mit 6:4 vom KEV (Team: Torhüter: Ulli Jansen; Spieler: Walter Schmidinger, Eriks Koņeckis, Hans Werner Münstermann, Heinz Dohr, Karl-Heinz Scholten, Bernhard Peltzer, Ulrich Eckstein, Wilhelm Moesgen, Karl Bierschel, Kurt Müller, Bruno Guttowski, Hans Georg Pescher, Cheftrainer: Eriks Koņeckis) entschieden wurde.

Im Tor damals Ulrich Jansen. Der heute noch lebende 92-Jährige stand von 1946 bis 1973 im Tor des Krefelder EV und wird, leider ist es statisch unmöglich exakte Zahlen zu nennen, auf etwa 600 Spiele im Tor zurückblicken können. Auch wenn diese Zahl vielleicht heute kein Spitzenwert mehr ist, 27 Jahre aktiv sein und immer beim gleichen Verein, ist und bleibt unerreicht und ist weiterhin Deutscher Rekord.

Ab der Saison 1952/53 begann dann der Siegeszug des EV Füssen. Die Allgäuer holten sich sieben Titel in Folge, manchmal etwas knapper, manchmal hochüberlegen. 1953 reichten zwei Punkte auf den ewigen Rivalen aus Riessersee, aber man traf auch als einziges Team in nur 14 Spielen über 100 Mal. 133 erzielte Tore bedeuteten fast zehn Tore pro Spiel, heute undenkbar. Interessant: Die Aufstiegsrunde zur Oberliga bestritten vier Landesmeister, von denen heute nur noch der Mannheimer ERC im DEL-Club „Adler“ weiterlebt. Aufsteiger wurde der SC Weßling/Starnberg, die Plätze zwei und vier belegten zwei Teams, die heute deutlich näher dem Tennis bzw. Feldhockey stehen, nämlich Rot-Weiß Berlin und der Harvestehuder THC Hamburg. Der EVF-Kader: Wilhelm Bechler, Karl Fischer, Ludwig Kuhn, Martin Beck, Fritz Kleber, Ernst Eggerbauer, Paul Ambros, Oswald Huber, Xaver Unsinn, Georg Guggemos, Markus Egen, Kurt Sepp Cheftrainer: Frank Trottier.

1953/54 konnte die weitestgehend zusammengehaltene Truppe der Füssener die Gegnerschaft auf fünf Punkte Distanz halten. Von 14 Spielen gab es nur eine Niederlage, die allerdings mit 4:14 beim Krefelder EV heftig ausfiel. Im Mittelfeld tummelten sich Preußen Krefeld, Riessersee und Bad Nauheim und ganz hinten schaffte es Neuling SC Weßling die Düsseldorfer EG durch einen Erfolg im direkten Duell (6:2,3:4) hinter sich zu lassen.

Wie 1954 standen auch 1955 die beiden Topteams hintereinander an der Spitze: EV Füssen vor dem Krefelder EV, diesmal mit drei Punkten Differenz. Es folgten Riessersee, Bad Tölz, Bad Nauheim und Preußen Krefeld. Der SC Weßling hatte diesmal keine Probleme, konnte gegen Neuling Mannheim fünf Punkte Vorsprung herausspielen, gewann die direkten Duelle mit 5:3 und 4:1. Auch vom SC Weßling ist der damalige Kader erhalten geblieben: Im Tor Nationalspieler Wilhelm Edelmann, die Verteidiger: Paul Jakob und Roland von Rebey und die Stürmer Albert Dellinger, Anton Edelmann, Franz Kemeter, Raimund Ressemann, Alfred Riedl, Thomas Schaberer und wirklich ein gewisser Manfred Schneider (Keine Verwandtschaftsverhältnisse mit dem Hockeyweb-Redakteur; die Red.).

1955/56 wurde es mal wieder richtig spannend. Füssen und Riessersee kamen punktgleich über die Ziellinie. Während der Punktrunde hatte Riessersee im direkten Duell mit 5:2 und 4:5 knapp die Nase vorn gehabt und so traf man sich nach den Statuten am 17. März 1956 in Bad Tölz zum Entscheidungsspiel, dass mit 4:2 an den EVF ging. Der Kader des Deutschen Meisters: Wilhelm Bechler, Karl Fischer, Martin Beck, Ernst Eggerbauer, Paul Ambros, Rudolf Hofmann, Kurt Sepp, Markus Egen, Max Pfefferle, Ernst Trautwein, Georg Guggemos, Xaver Unsinn, Oskar Mayrhans, Walter Krötz, Siegfried Schubert; Cheftrainer: Frank Trottier.

Glück hatten die beiden Tabellenletzten, die DEG und der SC Weßling. Ein Abstieg konnte durch eine Ligaaufstockung auf elf Mannschaften entgangen werden. Aufsteiger wurde der Mannheimer ERC, am grünen Tisch stiegen noch zusätzlich der Kölner EK und der ESV Kaufbeuren auf.

1956/57 gab es mal wieder einen Modusänderung. Zwei Vorrunden im Norden und Süden und eine Endrunde. Meister wurde natürlich Füssen, das aber in der Vorrunde hinter dem SCR nur auf Rang zwei ins Ziel kam. Im Norden gewann Bad Nauheim alle zehn Spiele, wurde für die Endrunde als Kandidat auf Platz eins gehandelt. Neuling Kölner EK startete dagegen besser als erwartet, konnte sogar den Meister von 1951, Preußen Krefeld, hinter sich lassen. Wichtig war dabei ein 5:4 bei den Preußen und ein überraschendes 5:3 gegen den Krefelder EV.

Die Endrunde war dann wieder eine klare Sache für die Füssener, die lediglich mit Bad Tölz (3:2, 1:1) Probleme hatten. Nordmeister Bad Nauheim wurde dagegen mit 13:0 und 13:3 weggepustet. Der Kader des Meisters von 1957: Wilhelm Bechler, Karl Fischer, Martin Beck, Ernst Eggerbauer, Paul Ambros, Ernst Trautwein, Markus Egen, Max Pfefferle, Fritz Kleber, Georg Guggemos, Xaver Unsinn, Walter Krötz, Siegfried Schubert, Oskar Mayrhans; Cheftrainer: Bruno Leinweber.

1957/58 wurde dann das Ende des Begriffs Oberliga als höchste deutsche Spielklasse eingeläutet. Wieder war die Liga in der Vorrunde zweigeteilt. Einziger echter Neuling war der EV Landshut. In der Vorrunde gab es wiederum einige Überraschungen. Titelverteidiger Bad Nauheim stürzte ab, wurde nur Vorletzter vor Köln. Die DEG und Preußen Krefeld bildeten das Mittelfeld und vorne kam es zum Duell zwischen Mannheim und dem KEV, dass der MERC für sich entschied, das direkte Duell sogar klar gewann (6:2, 5:2). Im Süden beherrschte Riessersee das Geschehen, gewann zweimal gegen Füssen (4:3, 5:3) und holte ohne Punktverlust die Vorrunde. Neuling Landshut kam noch vor Kaufbeuren ins Ziel, kassierte aber auch ein paar heftige Niederlagen wie das 0:20 in Bad Tölz oder 2:12 gegen Füssen. Dafür konnten gegen Kaufbeuren drei Punkte (6:3,3:3) geholt werden. In der Finalrunde wurden dann die Karten neu gemischt und der EV Füssen wetzte seine Krallen und holte mit vier Punkten Vorsprung vor Riessersee den fünften Titel in Folge. Beeindruckend: Die ersten drei Plätze belegten die bayrischen Vereine Füssen, Riessersee und Bad Tölz, danach kamen die Nordvertreter Mannheim, KEV und DEG.

Den letzten Oberligatitel holte der EV Füssen in dieser Aufstellung: Wilhelm Bechler, Karl Fischer, Paul Ambros, Walter Krötz, Martin Beck, Oskar Mayrhans, Ernst Trautwein, Xaver Unsinn, Leonhard Waitl, Ernst Eggerbauer, Siegfried Schubert, Fritz Kleber, Markus Egen, Georg Guggemos, Max Pfefferle; Cheftrainer: Markus Egen (Spielertrainer).

Im März 1958 beendete die Oberliga ihre Karriere als höchste deutsche Spielklasse und wechselte ins zweite Glied, war aber dem Oktober 1958 nach der modernen Bundesliga nur noch die zweithöchste Spielklasse.


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