Von Eishockeyprofis, die auf Pappkameraden starren…DEL 2 - Round Up
(Foto: dpa)Zugegeben: Unverdient ist das nicht, denn die Comeback-Kids aus der Dreihelmenstadt haben auch am Freitag wieder ein großes Herz bewiesen und nach einem 1:4-Rückstand mal eben auswärts noch in der Overtime beim alten Rivalen aus Kaufbeuren triumphiert. Insbesondere die erste Reihe mit den kanadischen Spezl‘n Zach O`Brien, Marcus Power (der Name hält, was er verspricht!) und Liga- Topscorer Felix Schütz wirbelt derzeit die Liga auf und vereint schon 29 Punkte auf der Habenseite.
Das hätten die Teams aus Bayreuth (das komplette Wochenende) sowie Kaufbeuren und Heilbronn (am Sonntag) dann auch gerne gezeigt, doch stattdessen findet das Training auf der heimischen Couch oder im Garten statt, denn nach positiven Tests heißt es für die Teams Quarantäne. Nachvollziehbar, sagt der Sachverstand; merkwürdig, findet der Sportfan, wenn er samstagsabends die Freiluftsportler mit dem runden Leder in Leipzig sah. Schließlich konnten dort sogar positive Fälle beim Gegner nicht für eine Spielabsage sorgen. So gesehen endlich mal etwas Positives für König Fußball.
Durchaus positiv ist auch der Gedanke, Pappaufsteller anstatt „echter“ Fans im Stadion zu haben. „Im Herzen dabei“. Schön gedacht, doch Vorsicht: Weder bei den Bietigheim Steelers führte das zu einem Heimsieg, noch bei den Löwen vom Main, die somit am Wochenende ihren Fehlstart komplettierten. Der Overtime-Niederlage vom Freitag gegen Heilbronn folgte das Gleiche am Sonntag in der Elbflorenz gegen die tierischen Namensvetter der „Eislöwen“. Stichwort Gewohnheiten: An die leeren Hallen schien der Freitagsgegner aus Heilbronn so gewohnt, dass man nach dem späten Siegtor vor der heimischen Bank jubelte. Fühlt man sich doch wie daheim…
„Gude Landon“, heißt es dagegen für einen ehemaligen NHL-Spieler. Landon Ferraro, immerhin bereits für die Boston Bruins aktiv gewesen, kommt mit 77 Spielen nach Frankfurt. Damit reagiert der Club aus der hessischen Finanzmetropole auf die vielen Verletzten zum Start, denn so ganz angekommen ist man noch nicht: „Wir spielen zu kompliziert. Wir müssen einen einfachen Weg finden“, stellt Neu-Trainer Olli Salo fest, und vielleicht richtet es ja der Neue.
Mal kurz neu in Weißwasser – darauf muss man erstmal kommen – sind hingegen Lucas Dumont aus Köln sowie Marcel Kurth aus Schwenningen. Spielpraxis und Eiszeit? Unbezahlbar. Wurde aber auch nötig, schließlich wurde der Sieg am Freitag gegen die Kasselaner teuer erkauft: Bennet Roßmy, Jakub Kania und Ondrej Pozivil schieden verletzt aus und fehlen wohl langfristig und machen es dem jungen Team um Coach Corey Neilson nicht gerade leichter.
„Man muss den Fans dankbar sein. Ohne sie ist es schwer für uns alle“, gab der Tölzer Coach Kevin Gaudet zu Protokoll, war es für seine Jungs schließlich auch nur ein „Ein-Punkt-Wochenende“ – der Fairness halber sei erwähnt, es gab auch nur dieses eine Spiel. Keine weiteren Spiele wird es für Florian Proske geben, denn der (jetzt) ehemalige Goalie der Dresdner Eislöwen beendet verletzungsbedingt mit 24 Jahren seine Karriere.
Soweit muss es für Christoph Kiefersauer nicht kommen, doch auch auf seinen Ausfall reagieren die Wölfe aus Freiburg und holen Chad Bassen ins Breisgau – der ehemalige Nürnberger bleibt immerhin bis Saisonende. Kennt man ja gar nicht mehr, so einen „langfristigen“ Vertrag im Wechselkarussel DEL2. Immerhin: So viel Qualität war selten und führt so manchen Hochkaräter zurück zu den Wurzeln des Hockeys. Kleine und enge Stadien, tolle Stimmung und… ach, da war ja was.
Was Neues: Das Powerplay der Steelers funktioniert wieder. Die „Null“ auf der Statistikseite der DEL2 weist schließlich nur den Zuschauerzuspruch aus, auf der Habenseite im Ellental stehen derzeit magische 42,9%. Absolute Mehrheit für den neuen Coach Dany Naud, der die Stellschraube scheinbar gefunden hat – oder es ist einfach nur die Rückkehr des Powerplay-Monsters Tim Schüle, der für seine Farben unersetzlich scheint und als Verteidiger mit fünf Toren gerade groß aufspielt.
Ob die Saison für die Puzzlestädter aus Ravensburg auch mal groß wird, steht in der Spieleanleitung…sorry, den Tower-Sternen; doch die Mannen von Rich Chernomaz haben die Kurve nach der mauen Vorbereitung gekratzt und grüßen derzeit von ganz oben. Nicht ganz unbeteiligt daran auch: die Torhüter. Nur sieben Gegentore bekam das Goalie-Duo um Olafr Schmidt und den gerne als „besten Torhüter der Liga“ gepriesenen Leih- und damit Kurzzeitspieler Niklas Treutle. Vorne wirbelt Andi Driendl nach Belieben und der 4:1-Heimsieg gegen die Eispiraten aus Crimmitschau schien auch locker herausgespielt. Die nächsten Spiele gegen die hessischen Teams aus Frankfurt und Kassel werden wegweisend sein und zeigen, was noch möglich ist…
Was auch die neue Woche wieder bringen mag, wir sind schon heute wieder „heiß auf Eis!“