Halten die Eispiraten ihr Schiff vom Kentern ab?Saisonvorschau - Crimmitschau

Im Tor verlässt man sich weiterhin auf Michael Bitzer und Mark Arnsperger, auch wenn man sich fragt, wieso hier kein Handlungsbedarf gesehen wurde. Während sich Bitzer den Status der Nummer Eins mit durchwachsenen, inkonstanten Auftritten nie vollkommen verdienen konnte, kommt die DEL2 für Arnsperger einfach noch zu früh.
Umso wichtiger ist eine sattelfeste Defensive, die dem Torhüter die Arbeit erleichtert. Wichtige Stützen der Verteidigung brechen nun weg. Philipp Halbauer, der Deutsch-Tscheche Martin Kokes oder auch der vielleicht größte defensive Leistungsträger, Ty Wishart, nahmen ihren Hut und konnten in qualitativer Hinsicht nur bedingt ersetzt werden. Einer derjenigen, dem es gelingen soll, die Lücke zu füllen, ist der offensivstarke Kanadier Kelly Summers, welcher sein Glück zuletzt in der ECHL (East Coast Hockey League) sowie der AHL (American Hockey League) suchte und nun seine erste europäische Station erreicht. An seiner Seite wird Landsmann Carl Hudson in seine dritte Saison bei den Westsachsen gehen und zählt zu den wichtigsten Personalien der Hintermannschaft. Ebenso wichtig könnte auch der 35 Jahre alte Mario Scalzo werden, bei dem auf fehlende Spielpraxis der vergangenen Jahre geblickt werden darf. Mit Felix Thomas, Ole Olleff, Moritz Schug oder auch dem Crimmitschauer Urgestein Andre Schietzold steht eine siebenköpfige Abwehr für die neue Spielzeit parat. Bis zum Start der DEL-Saison wird diese von Nationalverteidiger Marco Nowak unterstützt.
Geht man auf dem Piratenschiff in die Offensive, muss sich wieder verwundert gefragt werden, wie es bei den Westsachsen entscheidend bergauf gehen soll. Die Leistungsträger der abgelaufenen Saison Austin Fyten und Alex Wideman werden das Trikot der Eispiraten nicht wieder überstreifen, genauso wie auch Adrian Grygiel, Mitch Wahl oder Christoph Körner. In Zukunft sollen die Kontingentstürmer Timmins oder Lemay für Offensivgefahr sorgen. Der 31 Jahre alte Scott Timmins bringt den ganz großen Glanz mit in den Sahnpark, schließlich stehen in seiner Vita sogar 24 NHL Spiele für die Florida Panthers. Zuletzt war der Kanadier drei Jahre für den Dornbirner EC und Fehervar AV19 in der EBEL aktiv und konnte in 157 Spielen 54 Tore selbst erzielen, zudem weitere 57 vorbereiten. Noch etwas beeindruckender lesen sich die jüngsten Leistungen des Kanadiers Mathieu Lemay, der mit 85 Scorerpunkten aus 44 Spielen für Sterzing/Vipiteno aus der Alps Hockey League nach Sachsen kommt - vielversprechende Verpflichtungen, die auf einen seit vielen Jahren in Crimmitschau verankerten Stamm treffen. Patrick Pohl, Vincent Schlenker oder auch Dominik Walsh sind die treuen Leistungsträger des gegenwärtigen Piraten-Hockeys. Eine ganz wichtige Verpflichtung könnte die kurz vor Saisonbeginn getätigte von Petr Pohl sein. Der mittlerweile 34 Jahre alte Deutsch-Tscheche kommt von den Dresdner Eislöwen, für die er in der abgelaufenen Saison 24 Tore schoss und weitere 15 vorbereitete. Zudem bringt er die Erfahrung aus über 200 DEL-Spielen in Diensten der Eisbären Berlin, des ERC Ingolstadt, der Nürnberg Ice Tigers und der Grizzlys Wolfsburg mit. Leider kommen die Eispiraten mit dem neu verpflichteten Timo Gams, dem aus Finnland zurückgekehrten Willy Rudert und dem jungen Marius Demmler aktuell auf etwas mehr als lediglich drei Angriffsreihen. Im Kader befindet sich zwar noch der 33- jährige Lukas Vantuch, doch wird dieser ohne seinen zu erwartenden deutschen Pass vorerst die Rolle des überzähligen Ausländers einnehmen. Der fehlenden Breite im offensiven Bereich könnte der 23-jährige Testspieler Lukas Lenk entgegen wirken.
Aufgrund der aktuellen Covid-19 Pandemie stehen dem Sport schwierige Zeiten bevor. Die seit Jahren hoch verschuldeten Crimmitschauer treffen diese in finanzieller und daraus resultierend auch sportlicher Hinsicht sehr hart. Die Ausgaben müssen gut überlegt sein und zu hohe Risiken sollen vermieden werden, um die Existenz des Vereines nicht zu gefährden. Beim Betrachten der Mannschaft sucht man überzeugende Verbesserungen und der Fan darf sich wohl auf den harten Abstiegskampf einstellen. Zwar sind die neuen Spieler, insbesondere auf den Kontingentstellen, vielversprechende Verstärkungen, doch ersetzen sie lediglich, wenn überhaupt, die Abgewanderten. Kurz vor Saisonstart darf gehofft werden, dass die Westsachsen die ein oder andere Verstärkung noch aus dem Hut zaubern oder der Kooperationspartner aus Bremerhaven aushelfen kann. Sollte dies nicht der Fall sein, sind die Sorgen um das Bestehen in der DEL2 über die Spielzeit 2020/21 hinaus mehr als berechtigt.