Abstieg! Vierte Niederlage der Heilbronner Falken in den Play-Downs: Ein Kommentar
Was am Sonntag mit der Niederlage in Kaufbeuren besiegelt wurde, begann letztlich bereits im letzten Mai. Finanzielle Gründe machten es nötig, dass die Falken primär junge Spieler verpflichteten. Einige erfahren Akteure sollten die Nachwuchscracks und das Team in die Pre-Play-Offs führen. Doch es kam anders: Das von Igor Pavlov zusammengestellte Team war über die gesamten Saison hinweg nur selten wettbewerbsfähig. Besonders die Reihe um Alexander und Sergej Janzen sowie Sachar Blank enttäuschte. In insgesamt 63 Spielen schoss der „DEL-Sturm“ gerade einmal 20 Tore. Gäbe es auch in der DEL2 eine Plus-Minus-Statistik würde man dieses Trio zudem wahrscheinlich hoch im Minus finden. Nur Dustin Cameron (19) und Marcel Kruth (14) trafen zweistellig. Die nachverpflichteten Riley Armstrong, Thomas Gödtel und Stefan Legein brachten zwar eine größere Tiefe in den Kader, konnten das Ruder aber nicht mehr entscheidend herumreißen. Dass Armstrong während der Play-Downs verletzt ausfiel, kam erschwerend hinzu. In seinem einzigen Spiel in Crimmitschau verbuchte der Kanadier drei Punkte.
Sicherlich schlug das Verletzungspech in hohem Maße zu, doch in den Play-Downs gegen Crimmitschau und Kaufbeuren konnten das Trainer-Duo Wittmann und Calce vier Sturmreihen und mindestens sechs Verteidiger aufbieten. Es wog schwer, dass mit Robin Thompson und Louis Heinis vermeintliche Leistungsträger ausfielen, allerdings kann man eine mangelnde Chancenverwertung nicht an diesen beiden Verteidigern festmachen. Dass in den letzten beiden Spielen gegen Kaufbeuren nicht ein einziges Tor durch die Falken erzielt wurde, unterstreicht dies. Wäre die Mannschaft in der Lage gewesen, die Pre-Play-Offs zu erreichen, was vor der Saison primär durch Igor Pavlov avisiert wurde, hätte man auch ohne Thompson und Heinis Crimmitschau oder Kaufbeuren schlagen müssen.
Zeitweise fragte man sich, ob die Spieler der Falken-Mannschaft die Situation verinnerlicht hatten. Das fünfte Spiel gegen den ESV Kaufbeuren war ein spielerischer Offenbarungseid. Von spritzigen und kampfbereiten Allgäuern ließ man sich in der eigenen Halle mit 4:0 besiegen. Zwar hatten beide Teams 108 Spielminuten aus dem vierten Aufeinandertreffen in den Beinen, doch die Kaufbeurer zeigten, dass dies mit Willen und Kampf wettgemacht werden konnte.
Die Folgen sind drastisch! Aufgrund des Abstiegs werden die Adler Mannheim ihre zahlreichen Förderlizenzspieler eventuell bei einem anderen DEL2-Team spielen lassen. Spielern wie Dustin Cameron, Riley Armstrong, Thomas Gödtel, Stefan Legein oder T.J. Fast wird wahrscheinlich die Möglichkeit geboten, die Koffer zu packen und anderswo Eishockey zu spielen. Sei es ihnen gegönnt, immerhin ist es deren Beruf. Die Frage wird sein: Was passiert mit den jungen Spielern wie Alexander Ackermann, Florian Proske, Kevin Maginot, Lennart Palausch, Tobias Kircher, Philip Lehr, Dominik Tiffels oder Marcel Kurth? Besonders Ackermann und Kurth wurden in Heilbronn zu Leistungsträgern und bildeten mit Dustin Cameron die erste Reihe. Bleiben sie bei den Falken, wird die Oberliga ein sportlicher Rückschritt. Wechseln sie zum neuen Kooperationspartner der Adler, wird der Vorteil der geographischen Nähe nur dann gegeben sein, wenn die Adler mit den Bietigheim Steelers kooperieren werden. Gleiches gilt für Maginot, Tiffels und Proske. Dieses Trio hat den größten Leistungssprung während der letzten acht Monate gemacht. Für sie persönlich kann der Abstieg auch einen Karriereknick bedeuten.
Hätte man dem entgegen wirken können? Diese Frage ist nicht ohne Spekulation zu beantworten. Eindeutig mit „Ja“ beantworten kann man die Frage, ob man mehr hätte tun können, um den Abstieg zu verhindern. Viel zu lange hielten die Verantwortlichen rund um Geschäftsführer Atilla Eren an Igor Pavlov als Trainer fest. Der eloquente Weißrusse wusste sich anscheinend gut zu verkaufen. Störfeuer, die man sah und auch rund um die Eisfläche hörte, schienen in der Chefetage nicht wahrgenommen oder wurden von Pavlov entkräftet. Konsequent glaubte er an das Erreichen der Pre-Play-Offs, auch nach elf Niederlagen in Folgen und dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz. Mit Luigi Calce holte man einen Jugendtrainer aus den eigenen Reihen und mit Gerd Wittmann jenen Trainer, den man letzte Saison durch Pavlov ersetzte. An Bewerbungen hat es nicht gemangelt, allerdings hielt man am Trainer-Duo fest, das rein von der Punkteausbeute her erfolgloser war als Pavlov. Vielleicht hätte man im Januar oder Februar erneut reagieren und einen wahren „Abstiegs-Feuerwehrmann“ holen müssen.
Wir können die Arbeit von Geschäftsführer Atilla Eren nicht beurteilen, eine Frage sei allerdings erlaubt: Wo kam sportliches Wissen her? Während der Zeit von Pavlov gab es niemanden, der die Arbeit des Trainers hinterfragte und kontrollierte. Eren selber gab an, dass es eine sportliche und wirtschaftliche Trennung zwischen Pavlov und ihm gab. Ein sportlicher Leiter, Sportdirektor oder ein Berater hätte hier sicherlich unterstützen und zusätzliche Ansätze einbringen können. Gewiss hätte diese Position ebenso Geld gekostet wie ein neuerlicher Trainerwechsel. Der nun feststehende Abstieg wird allerdings auch Spuren auf dem Konto hinterlassen.
Wie geht’s weiter im Unterland? Ab sofort kann die Devise nur sofortiger Wiederaufstieg heißen. Als erstes muss ein neuer Trainer gefunden werden. Gemeinsam mit diesem muss das sportliche Konzept, die Taktik definiert werden und danach das Personal, sprich die Spieler verpflichtet werden. Dem Vernehmen nach wird Luigi Calce nicht mehr zur Verfügung stehen. Gerüchte rund um die Heilbronner Eishalle sehen ihn im kommenden Jahr als Nachwuchstrainer in Mannheim. Für eine weitere Verpflichtung haben sich nicht viele aufgedrängt. Gehalten werden sollten Florian Proske, Dominik Tiffels und Kevin Maginot. Allerdings müssen deren Verbleib die Adler Mannheim zustimmen. Ebenso verhält es sich bei Dorian Saeftel und Lennart Palausch. Louis Heinis hat gezeigt, dass er gerade das körperliche Spiel beherrscht, wenn auch nur selten punktet. Gerade diese Komponente hat gefehlt und sollte in der kommenden Saison deutlich verstärkt werden. Viele würden den sympathischen Verteidiger sicher gerne wieder im Falkentrikot mit der Nummer 88 sehen. Als Ur-Heilbronner und absoluter Publikumsliebling sollte auch Fabian Krull in den Überlegungen der Verantwortlichen eine wichtige Rolle spielen und das nicht nur auf dem Eis.
Der einzig positive Aspekt am Abstieg ist die Chance, die sich nun im Norden von Baden-Württemberg bieten kann. Allen Rivalitäten zum Trotz könnte man diesen Abstieg nutzen, um eine noch bessere Förderung von jungen Talenten zu starten. Mit dem DEL-Finalist Adler Mannheim, den DEL2-Finalist Bietigheim Steelers, dem DNL-Champions Jungadler Mannheim und den Heilbronner Falken wäre man in den obersten Ligen vertreten, könnte Spieler mit Förderlizenzen ausstatten und entsprechend ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit aus- und weiterbilden. Ein Trost für die treuen Falkenfans ist dies zum jetzigen Zeitpunkt gewiss nicht, eine Chance für junge Spieler und für das Eishockey in Heilbronn allemal.