Teamcheck Hamburg Freezers: Das Play-off-Halbfinale als MinimalzielDEL-Saison 2013/14
Obwohl sie die Eisbären Berlin im Play-off-Viertelfinale sensationell hoch einmal auf deren Heimeis schlagen konnten, war für die Hamburg Freezers in der letzten Saison das Meisterschaftsrennen dennoch frühzeitig nach nur sechs Spielen beendet. Die Hauptstädter hatten wieder einmal, wenn auch glücklicher denn je, das bessere Ende für sich. Den Freezers kam erneut die undankbare Rolle zu, der weiterziehenden Karawane nachwinken zu müssen. Zu allem Überfluss konnten die Berliner im April dann auch noch ihren siebten Meistertitel feiern. In Hamburg machte einmal mehr das bitter-ironische Wort vom „Murmeltiertag“ die Runde. Sowieso lässt es sich immer weniger gut verbergen, es nervt die stolzen Hanseaten gewaltig, im Hause der Anschutz Entertainment Group (bekanntlich Eisbären- und Freezers-Hauptgesellschafter) hinter den mit Titeln reichlich dekorierten Berlinern ständig nur die zweite Geige zu spielen. Damit soll endlich Schluss sein!
Akribisch wurde daher von Sportchef Stephané Richer und Trainer Benoit Laporte im Sommer die bis zu den Play-off recht erfreulich verlaufene Saison der Freezers analysiert. Im Ergebnis mussten einige Spieler Hamburg verlassen, die ursprünglich als Leistungs- und Verantwortungsträger an die Elbe geholt worden, aber in den entscheidenden Momenten in diesen Rollen kaum zu sehen waren. Insbesondere im Sturm wurden maßgebliche Veränderungen vorgenommen, während die Defensive bis auf eine Position unverändert blieb. Benoit Laporte: „Natürlich wird über das Halbfinale gesprochen. Wichtig ist aber erst einmal, unter die ersten Zehn, besser noch unter die ersten Sechs in der Tabelle zu kommen. Wenn du in den Play-offs bist, kannst du alles erreichen – ob Halbfinale oder Finale.“ Durch ihre beiden Siege in den zwei letzten Gruppenspielen der European Trophy über die Eisbären, konnten die Freezers die Hauptstädter in der Tabelle sogar noch hinter sich lassen. Zumindest ein erster Prestigeerfolg. Mit sage und schreibe sechs Treffern allein gegen Berlin setzte der neu verpflichtete Däne Morten Madsen ein dickes Ausrufezeichen. Insgesamt zeigte sich Chefcoach Laporte über die in der Vorbereitung gezeigten Leistungen nicht unzufrieden: „Wir haben in der Vorbereitung Charakter gezeigt. Bis zu sechs wichtige Spieler waren zwischenzeitlich verletzt. Vor allem die beiden Spiele gegen die Eisbären waren für uns wichtig und eine gute Vorbereitung für unser erstes Saisonspiel in München.“ Die Pechsträhne in puncto Verletzungen bleibt den Hanseaten indessen über den DEL-Saisonstart erhalten. Stammtorhüter Dimitrij Kotschnew, die Verteidiger Mathieu Roy und Johan Ejdepalm sowie Stürmer Marius Möchel werden zum Auftakt nicht zur Verfügung stehen. Die erste Herausforderung auf dem Weg zum Erfolg heißt für die Freezers zunächst also, die zum Teil schwerwiegenden Ausfälle zu kompensieren und dennoch von Beginn an kontinuierlich zu punkten.
Tor:
Auf Grund des vorläufigen Fehlens von Nationaltorsteher Kotschnew rückt zunächst die 22-jährige Nummer zwei, Niklas Treutle, in den Fokus. Der gebürtige Nürnberger erwies sich als weitestgehend solider Vertreter nach Kotschnews Kreuzbandriss. Vollzöge Treutle ausgerechnet in der jetzigen Situation den nächsten Schritt vor allem in Richtung höherer Konstanz, könnte das zu einer völlig neuen Konstellation im Tor der Freezers führen. Aus dem jungen, talentierten zweiten Mann würde ein ernstzunehmender Konkurrent, der leistungsfördernden Druck auf die Nummer eins ausübt. Mit dem 21-jährigen Jonas Langmann (zuvor Hannover Scorpions) steht den Freezers ein weiterer junger Torsteher mit DEL-Erfahrung zur Verfügung. Im Tor sind die Hansestädter gut aufgestellt.
Abwehr:
Mit Routinier Patrick Köppchen (nach Ingolstadt) verloren die Freezers eine ihrer tragenden Säulen in der Defensive. Aus München stieß stattdessen mit dem 31-jährigen Johan Ejdepalm ein grundsolider Verteidiger zum Freezers-Team. Ansonsten setzt man dort auf personelle Kontinuität. Ärgerlich für Chefcoach Laporte, dass er zu Saisonbeginn sowohl auf den schwedischen Neuzugang als auch Mathieu Roy, in der letzten Saison Hamburgs punktbester Verteidiger, verzichten muss. Zum Glück stattete man Martin Walter und den international erfahrenen Ex-Kölner Kevin Lavallée mit Probeverträgen aus. Mindestens einer von beiden wird nun länger in der Hansestadt die Schlittschuhe schnüren. Dennoch stehen insbesondere Kapitän Christoph Schubert und Duvie Wescott in der Pflicht, nicht nur den Laden hinten zusammenzuhalten, sondern auch für Akzente in der Offensive zu sorgen.
Angriff:
Rob Collins, Thomas Dolak, Colin Murphy, Brandon, Reid, Eric Schneider und Artjom Demkow heißen die durchaus namhaften Abgänge der Freezers im Sturm. Frédéric Cabana (aus Ravensburg), Adam Mitchell (aus Mannheim), Philippe Dupuis (von den Wilkes-Barre Scranton Penguins/AHL) und Morten Madsen sollen für beständigere Durchschlagskraft nicht nur im in der letzten Saison arg schwächelnden Powerplay der Hanseaten sorgen. Der Däne Madsen (zuvor Modo/SWE) und Dupuis hinterließen schon in den Spielen der European Trophy einen positiven Eindruck, mit Julian Jakobson machte ein weiterer Däne auf sich aufmerksam. Sie deuteten mehr als nur an, die starke junge Angriffsreihe aus David Wolf, Jerome Flaake und Garrett Festerling, die langfristig an die Freezers gebunden wurden, in Sachen Toreproduktion maßgeblich entlasten zu können. Der Sturm der Hanseaten hat augenscheinlich an Stärke zugelegt, ist qualitativ tiefer tiefer besetzt. Der Ausfall von Marius Möchel sollte daher zu kompensieren, da sich zum Beispiel mit Nico Krämmer oder Ralf Rinke Alternativen ernsthaft anbieten.
Fazit:
Der Kader der Hansestädter hat vor allem in der Offensive an Qualität gewonnen. Die Defensivabteilung muss gegenüber dem Vorjahr aber deutlich zulegen und für mehr kreative Akzente sorgen. Die gerne aggressiv zu Werke gehenden Freezers verfügen so zweifelsohne über die Mittel, erfolgreich zum Sturm auf die ersten vier Tabellenränge zu blasen und auch länger im Play-off-Rennen zu bleiben. Das Erreichen des Halbfinals als langfristiges Saisonziel offen auszusprechen, erscheint daher mehr als legitim.
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