„Meine Zeit als Profi fehlt mir – besonders die Zugfahrten mit unseren Fans!“Ex-Goalie Scott Langkow im Interview

Hockeyweb: Scott Langkow, wie geht es Ihnen in diesen verrückten Zeiten und was machen Sie nach Ihrer aktiven Karriere?
Langkow: Danke, meiner Familie und mir geht es in dieser herausfordernden Zeit sehr gut, obwohl es sehr „tough“ war in den ersten Monaten der Pandemie, als in Kanada alles geschlossen war. Meine Frau und ich konnten weiterarbeiten, als viele ihre Jobs verloren haben und wir konnten als Familie sehr viel Zeit miteinander verbringen. Ich arbeite jetzt in der Öl- und Gasindustrie, was für mich eine große Veränderung zu meiner Zeit als Sportler bedeutet.
Hockeyweb: Den Standort hier in Krefeld kennen Sie nur allzu gut. Was sind Ihre besten Erinnerungen an die Seidenstadt, die Organisation und die Fans vor Ort?
Langkow: Die Zeit hier war einfach großartig und hat sehr viel Spaß gemacht. Vor diesen Fans zu spielen war aufregend; die Menschen hier waren so gut zu meiner Familie und zu mir. Wir konnten Deutschland für fünf Jahre unsere Heimat nennen und meine Familie und ich vermissen das Leben dort sehr. Meine ältesten Kinder haben sogar Deutsch gesprochen und die Veränderung, zurück nach Kanada zu ziehen, war für uns alle sehr groß. Die Leute fragten danach immer, ob ich das Hockey vermisse, aber es ist nicht der Sport allein. Es sind die Team-Kollegen, das Zusammensein in der Kabine vor oder nach Spielen, die Busreisen mit Kartenspielen und der ganzen Zeit sind etwas, was ich nicht vergessen werde. Besonders waren die Fahrten mit dem Zug, wenn unsere Fans dabei waren!
Hockeyweb: Viele Spieler aus „Übersee“ genießen die Atmosphäre in den Stadien, besonders in den Derbys gegen die DEG aus Düsseldorf oder die Kölner Haie. Hatten Sie auch „Ihren“ speziellen Derby-Moment?
Langkow: Die Spiele gegen die DEG und Köln waren immer aufregend. Die Arenen waren voll, es war laut und es war immer eine „Playoff-Atmosphäre“. Ich werde mich immer an unsere Playoff-Serie gegen die DEG erinnern, die über sieben Spiele ging. Auch wenn wir verloren haben, es war eine hart umkämpfte und enge Serie. Ich glaube, es waren immer Spiele mit einem Tor Unterschied, außer dem Letzten.
Hockeyweb: Für viele Spieler ist es eine realistische Option nach Ihrer Karriere dem Hockey weiter verbunden zu bleiben, vielleicht als Coach. War das auch für Sie eine Überlegung wert?
Langkow: Darüber habe ich nie ernsthaft nachgedacht, außer über eine Tätigkeit als Torwarttrainer. Derzeit arbeite ich mit Ian Gordon zusammen, der seine eigene Torhüter-Schule hat - die ist richtig gewachsen im Großraum von Edmonton. Ich schätze mich glücklich einen guten Job nach der Karriere gefunden zu haben. So kann ich beides verbinden. Derzeit genieße ich es, meine beiden Söhne zu trainieren und zum Spaß zu spielen, wann immer es geht.
Hockeyweb: In Ihren Karriere-Statistiken finden sich auch einige Spiele in der NHL. Können Sie uns etwas über den Draft erzählen, als Sie von den Winnipeg Jets gepickt wurden und aus Ihrer Zeit in der NHL?
Langkow: Ein Traum wurde wahr. Ich spielte mein erstes Spiel in Buffalo bei den Sabres gegen Dominic Hasek, damals einer der besten Torhüter der Welt. Das Spiel endete mit einem 3:3-Unentschieden. Daran werde ich immer denken.
Hockeyweb: Nach Ihrer Zeit in Nordamerika „entdeckten“ Sie Europa mit Clubs in Finnland, Russland und der Schweiz. Können Sie diese Ligen mit der DEL vergleichen und welche Unterschiede haben Sie ausgemacht?
Langkow: Die Ligen in Russland und Schweden waren echt hart für mich als Goalie. Ich sah nicht viele Schüsse auf mein Tor zukommen, aber wenn, dann waren es gute Torchancen für den Gegner. Persönlich denke ich, dass die Ligen in Finnland und Deutschland ziemlich ähnlich zu der „nordamerikanischen Art“ sind, Hockey zu spielen.
Hockeyweb: Ihr früherer Teamkollege, Boris Blank, nannte Sie einst den besten Torhüter, mit dem er je zusammen gespielt hat. Wie würden Sie Ihre Art beschreiben, Eishockey zu spielen, speziell Ihren Spielstil als Torhüter?
Langkow: Von mir selbst denke ich, dass ich immer hart gearbeitet und gekämpft habe und meinem Team immer die Möglichkeit zu gewinnen gegeben habe. Das war einfach für mich in Krefeld, denn ich hatte eine gute Mannschaft um mich herum und wir konnten uns immer gegenseitig aufeinander verlassen.
Hockeyweb: Jetzt, da die DEL plant zu spielen: Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer „alten“ Mannschaft, der Organisation und der Stadt? Immerhin waren Sie dort ein Publikumsliebling und sie gaben Ihnen den Spitznamen „Hooligan“.
Langkow: Ja, ich kam noch ein paar Mal zurück in die Stadt nach meiner Karriere und es fühlte sich großartig an. Wir konnten alte Mannschaftskameraden und vor allem Freunde wieder treffen. Und ich hörte die Fans noch einmal, die meinen Namen riefen und mich feierten. Das war unglaublich.
Hockeyweb: Wir haben zum Schluss noch unsere Rubrik „Fantasy Hockey“. Wie würden Sie Ihre Starting Six aufstellen mit ehemaligen Mitspielern für Ihre „perfekte“ Mannschaft?
Langkow: Oh, das wird eine Krefelder Mannschaft. Ich würde gerne zusammen spielen mit Herberts Vasiljevs, Boris Blank und Daniel Pietta im Sturm, in der Verteidigung laufen dann Dusan Milo und Richard Pavlikovsky auf. Ich stehe natürlich im Tor...
Scottie Langkow, vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview. Wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft und bleiben Sie gesund!