Dem Eishockeysport ein FestHalbfinalserie Berlin – Krefeld
Was sich nach dem Spiel auf den Rängen abspielte“, berichtet KEV-Fanprojekt-Mitglied Sven Herbertz auch einen Tag später noch beeindruckt, „war einfach nur unbeschreiblich. Der Sieger in dieser Serie war klar der Sport.“ Beide Fankurven blieben nach der Schlusssirene komplett gefüllt und zollten sich gegenseitig und den Mannschaften auf eine Art und Weise Respekt, die tief unter die Haut ging. „Es ging von Anfang an sehr entspannt und freundschaftlich zu zwischen beiden Fanlagern“, fügt Herbertz hinzu, „so richtig ist das nicht zu erklären, warum es ausgerechnet zwischen Pinguinen und Eisbären so ist. Die Zusammenarbeit zwischen unserem Fanprojekt und dem Eisbären-Fanbeirat läuft ja genauso entspannt und macht sehr viel Spaß. Das gute Verhältnis rührt wahrscheinlich aus unserem Meisterjahr 2003.“ Es war auch damals eine hoch emotionale Geschichte, die sich noch in der guten alten Rheinlandhalle zwischen Pinguinen und Eisbären abspielte, nur eben mit umgekehrten Ausgang. Der Berliner Anhang hatte der Play-off-Kampagne ihrer Eisbären ein vielsagendes Motto gegeben: „We have Dream!“. Doch die Rheinländer, vor allem deren legendäre Sturmreihe um Christoph Brandner, Brad Purdie, Patrick Augusta und dem unvergessenen Robert Müller im Tor, setzten allen Eisbären-Träumen vom ersten gesamtdeutschen Meistertitel in Spiel vier des Halbfinals ein jähes, tränenreiches Ende. Häme für den Verlierer? Fehlanzeige!
Ziemlich exakt zehn Jahre später weiß Herbertz zu erzählen: „Als wir damals die favorisierten Eisbären im Halbfinale ausschalteten, unterstützten uns etliche Berliner Fans dann im Finale gegen die Kölner Haie lautstark. Ich habe von vielen von uns schon gehört, die das nun bei den Spielen der Eisbären in Köln auch tun werden. Damals sind viele Verbindungen entstanden, die nicht abrissen und neue kamen hinzu. Das Spruchband im Block der Berliner, mit den kämpferischen Grüßen an Björn von der Comunanza-Seidenstadt, war eine großartige Aktion, die das Verhältnis auch beschreibt. Björn ist ein aktives Mitglied unserer Fanszene und kämpft seit einiger Zeit gegen den Krebs.“
Die Grundlage für gute Stimmung, wie sie Stunden vor Spielbeginn u.a. schon im und rund um die Fankneipe „Karussell“ zu beobachten und unüberhörbar war, wurde in Krefeld indessen auch von offizieller Seite gelegt. Die in übersichtlicher Anzahl präsenten Vertreter der Polizei standen mitten im bunt gemischten Fanpulk vor den Eingängen der Arena und gingen entspannt auf jede Ansprache seitens der Fans ein. Das Management von KönigPalast und Pinguinen hatte zudem ein Einlassprozedere organisiert, das keinen Anlass zu irgendwelchen Angespanntheiten lieferte und die rundum freundliche Atmosphäre nicht im Geringsten störte, ja eher sogar förderte. Eine Strategie, die in all ihrer Angemessenheit auf eine realitätsbezogene Szenekundigkeit hindeutet. Auf Nachfrage von Hockeyweb bestätigt André Schicks, Pressesprecher der Pinguine: „Es war atmosphärisch absolut bewegend, was sich gestern in und um die Arena ereignet hat, insbesondere der Wechselgesang beider Fanblöcke nach Spielende war beeindruckend. Krefelder und Berliner Fans haben unser mit der Polizei abgestimmtes Konzept, das bewusst auf einen Vertrauensvorschuss setzte, honoriert und eins zu eins zurückgegeben. Das war tolle Werbung für unseren Sport.“
Auf Berliner Seite hatte der Tenor der Aussagen über das in Krefeld Erlebte keinen anderen Klang. Holger Wende vom Eisbären-Fanbeirat stellvertretend für viele andere sagte gegenüber Hockeyweb: „Es war völlig sympathisch, das gesamte Drumherum hat einfach gepasst. Emotionen pur, als nach Spielschluss selbst die Hartgesottensten unter uns die Hände oben hatten und die KEV-Hymne mitsangen. Eigentlich schade, dass die Serie nur drei Spiele dauerte. Ehrlich und völlig unabhängig vom Final-Einzug unserer Eisbären: Nach Krefeld? Jederzeit! Immer wieder gern!“