Nicht zu bremsen: Brendan Brooks bei den World Games
Nicht zu bremsen: Brendan Brooks bei den World Games„Ganz ehrlich?“, lächelte Brendan Brooks. „Vor einem Jahr wusste ich noch nicht, was die World Games sind.“ Gut, dass er es heraus gefunden hat. Sonst wäre dem Inlinehockey-Turnier bei den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten, der schnellste und torgefährlichste Spieler verloren gegangen. Gerade einmal seit fünf Jahren steht der Kanadier nun im Sommer auf Inline-Skates und jagt dem Puck hinterher. Wenn er auch in den Sommermonaten aus Plastik statt aus Hartgummi besteht. „Nicht besonders oft“, sagt er. „Vielleicht zehn Spiele im Jahr.“ Dafür ist seine Leistung beachtlich. Der 26-Jährige ist auf Rollen fast genauso schnell wie auf Kufen – und das ist erstaunlich. Selbst die Spieler des FIRS-Weltmeisters und nun frisch gebackenen World-Games-Siegers USA konnten läuferisch mit Brooks nicht mithalten. Eine bestimmte Technik? Eine geheimnisvolle Ausrüstung? „Nein. Skating ist auch im Eishockey meine Stärke. Das setze ich einfach auch hier um“, sagt Brooks. Ganz beiläufig. Neun Tore erzielte der Kanadier für dem Silbermedaillen-Gewinner. Auch da konnte keiner mithalten.
„Inlinehockey ist bei uns in Kanada keine große Nummer“, erzählt der Stürmer. „Das ist kein Vergleich zu den USA.“ Gerry St. Cyr, sein Mannschaftskollege, sei im kanadischen Inlinehockey sehr engagiert. „Er macht sehr viel“, berichtet Brooks. Doch auch beim südlichen Nachbarn ist nach einigen Jahren der Versuch gescheitert, Inlinehockey in einer Profiliga zu betreiben. Jetzt läuft alles über lokale, regionale, dann bundesstaatenweite Meisterschaften, ehe es um den US-Titel geht. „Bei uns“, so Brooks, „läuft alles nur über Sponsorenturniere.“ Und genau so ist Brooks und sein Team auch nach Duisburg gekommen. „Eine Woche vor den World Games gab es ein Turnier. Wir haben gewonnen, deswegen sind wir als Team Kanada hier in Deutschland.“ So ähnlich lief es auch einmal im Eishockey – vor vielen, vielen Jahren.
Für die World Games findet Brooks freundliche Worte. „Für mich ist es etwas ganz Besonders. Ich bin noch nie als Teilnehmer in ein Stadion mit über 25.000 Besuchern eingezogen“, erinnert sich der Kanadier an die Eröffnungsfeier am 14. Juli zurück. Auch das Turnier sei sehr eng gewesen. Dass die USA und Kanada nach Belieben dominierten – davon will er nichts hören. Auch das deutsche Team bekommt ein Lob. Mit 3:1 führten die reinen Amateure aus dem Gastgeberland schon gegen den turmhohen Favoriten. „Sie haben uns gezwungen, uns den Sieg zu verdienen.“ Und die anderen Spiele der Deutschen? „Das kann ich nicht beurteilen. Das sind alles nette Kerle und gegen uns waren sie verdammt stark.“ Ein Lob, dass die deutsche Delegation, die im gleichen Hotel untergebracht war, gerne an die Kanadier zurück gab.
Vom reinen Amateursport ist Brendan Brooks weit entfernt – zumindest im Winter. „Ich hoffe, dass ich in der neuen Saison meine Chance in der NHL bekomme“, freut sich der Angreifer auf die kommende Spielzeit. Einen Zwei-Wege-Vertrag für die St. Louis Blues und das neue AHL-Farmteam, die Peoria Rivermen, hat er längst in der Tasche. „Ich hätte wohl schon in der letzten Saison in der NHL spielen können“, zwingt sich Brooks ein gequältes Lächeln ab, „aber da gab es ja den Lockout.“ Kinder hat Brooks übrigens nicht. Das macht es für ihn leichter, im Winter und nun auch im Sommer auf Torejagd zu gehen. „Ich bin im Jahr nur für rund zwei Wochen zu Hause.“ Sein Zuhause, das ist. St. Catharines in Ontario. „Eine eishockeyverrückte Stadt“, betont er. Als wenn das nicht auf jeden Ort seines Heimatlandes zuträfe. 130.000 Einwohner können sich dort auf sechs Eisflächen tummeln. In Deutschland völlig utopisch. „Und im Winter spielen die Kinder auch auf zugefrorenen Seen.“ Kalt genug ist es dort ja.
„Inlinehockey spielt bei uns in St. Catharines kaum jemand.“ Vielleicht ändert sich das ja, wenn Brendan Brooks seine Silbermedaille zeigt, die er in Duisburg gewonnen hat. (the)
Weitere Meldungen und die komplette Statistik der World Games 2005 in Duisburg: Inlinehockey