Was macht eigentlich... Dominic Auger?Spieler, Trainer, Funktionäre von einst
Dominic Auger im Trikot der Starbulls Rosenheim (Foto: Kevin Niedereder)Hockeyweb: Herr Auger, vorab die wichtigste Frage, wie geht es Ihnen und wie verbringen Sie die Eishockey-freie Zeit?
Auger: Angesichts der aktuellen Situation aufgrund des Coronavirus geht es mir sehr gut. Ich habe kein Home-Office, also muss ich immer noch zur Arbeit, aber nicht zu oft, da wir in Kurzarbeit sind. So kann ich viel mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen, was wirklich großartig ist. Und ich nutze die zusätzliche Freizeit, um andere Dinge zu erledigen.
Hockeyweb: Sie sagen selbst, man ist nie zu alt für Hockey – und sind das beste Beispiel dafür: Sie spielen noch immer? Was hält Sie fit und wie ist der Alltag für Sie beim EHC Königsbrunn?
Auger: Die letzten beiden Winter habe ich weitergespielt, weil es einfach immer noch viel Spaß macht, Eishockey zu spielen. Eigentlich werde ich immer Eishockey spielen, jährlich mindestens einmal Eiszeit pro Woche wird mein Ziel bleiben, bis ich alt werde. Ich denke, meine Fitnessgene sind ziemlich gut, weil ich nichts Besonderes getan habe, um fit zu bleiben, außer auf meine Ernährung zu achten. Aber auch hart arbeiten, wenn wir Eistraining oder Spiele hatten. In der letzten Saison war ich jede Woche für fünf Abende auf dem Eis, so dass ich meine Fitness hochhalten konnte. Momentan hält mich die Flucht vor dem Virus fit! (lacht)
Hockeyweb: Viele Fans blicken immer gerne zurück auf verdiente Spieler Ihrer Teams und stellen sich die Frage, was macht unser Spieler nach der Karriere – wie ist es bei Ihnen?
Auger: Ich habe vor vielen Jahren ein Bachelorstudium in Betriebswirtschaft abgeschlossen und habe mich immer mit Finanzen beschäftigt. Seit September 2018 arbeite ich als Finanzbuchhalter, aber ich möchte mich eventuell mit dem Finanzcontrolling beschäftigen. Der Übergang vom Profisportler auf das Berufsleben war für mich sehr schwer: Jeder Spieler vermisst das Zusammenleben in der Mannschaftskabine. So ging es mir auch, trotz meiner introvertierten Seite. Und: Es gibt keine „VIP“ – Behandlung mehr. Jetzt muss ich zum Beispiel wochenlang warten, um einen Termin bei einem Arzt zu bekommen.
Hockeyweb: Bei all Ihren Stationen galten Sie als Publikumsliebling. Wie stellt man sowas an?
Auger: Die Fans wollen Leidenschaft auf dem Eis sehen und so habe ich immer gespielt. Mein Papa hat immer gesagt: „Tue es richtig oder tue es gar nicht!“. Dieses Motto hat mein Leben definiert. Dazu nehme ich mir Zeit, den Fans zuzuhören und mit ihnen zu reden. Solange dies aus dem Thema „Privatleben“ bleibt, kann man sich immer über Eishockey austauschen und herausfinden, ob die Fans genug bekommen für ihr Geld.
Hockeyweb: Sie sind den meisten Fans als offensivstarker Verteidiger in Erinnerung und als brandgefährlich im Powerplay: Stand denn nie ein Wechsel in die Offensive zur Diskussion?
Auger: Egal ob Stürmer oder Verteidiger, alle fünf Spieler, die auf dem Eis sind, müssen Offensive und Defensive spielen können. Ich kann nicht sagen, warum es so ist, aber ich war immer Verteidiger, auch schon als kleines Kind. Ich hatte einige Chancen als Stürmer, aber meine optimale Position war ohne Zweifel Verteidiger. Obwohl ich mit meinem Passspiel offensive Chancen schaffen konnte, war ich sehr stolz auf meine defensive Arbeit.
Hockeyweb: Allen Fans fehlt die fünfte Jahreszeit unseres Sports: Wenn Sie zurückblicken, was war „IHR“ besonderer Playoff- Moment?
Auger: Ohne Zweifel war der Gewinn der Meisterschaft in der Overtime im Jahr 2015 (gegen Bremerhaven) mein größter Playoff-Moment und meine beste Erinnerung meiner Karriere. Seit ich ein kleines Kind war, habe ich einen solchen Sieg immer wieder simuliert, als ich mit meinem Bruder im Keller „Minihockey“ gespielt habe. Wir spielten unsere eigene NHL-Best of Seven-Serie im eins gegen eins. Träume werden doch wahr…
Hockeyweb: Wie verfolgen Sie das Geschehen Ihrer ehemaligen Klubs? Und gibt es die Option, Sie in einer Funktion als Trainer oder Sportdirektor wieder zu sehen?
Auger: Ich habe die beste Zeit meiner Karriere in Bietigheim verbracht und habe dort viele tolle Menschen kennengelernt. Ich bin mit vielen Menschen von dort in Kontakt geblieben und ich verfolge aufmerksam die Entwicklung der Steelers. Ich könnte mir vorstellen, eines Tages in einer DEL2-Organisation zu arbeiten, wenn sich die richtige Gelegenheit bietet. Meine Siegererfahrung, Leidenschaft für Eishockey und zwischenmenschliche Beziehungen würden mich zu einem guten Kandidaten machen.
Hockeyweb: Zum Schluss unsere Rubrik „Fantasy-Hockey“: Stellen Sie sich die „Starting Six“ aus ehemaligen Mitspielern zusammen!
Auger: Oh, ich hätte es auch „Starting 12“ nennen können… Ich hatte die Chance, mit so vielen großartigen Spielern zu spielen. Silo Martinovic wurde im Laufe der Jahre ein sehr guter Freund und mit ihm gewann ich zwei Meisterschaften. Er hatte immer große Gelassenheit auf und neben dem Eis. Er ist das beste Beispiel, das ich kenne, wie man sich keine Sorgen um die Dinge machen sollte, die sich selbst nicht kontrollieren lassen. Aber für meine Starting Six muss ich Norm Maracle nehmen. Ohne Zweifel war er der Grund, warum wir in Rosenheim so erfolgreich waren. Er gab dem Team viel Vertrauen und seine „Old Style-Technik“ brachte viele Gegenspieler zur Verzweiflung. Ich hatte auch die Chance, mit Brad Bergen zu spielen, bevor er in den Ruhestand ging. Er war so ruhig, ausgeglichen und hatte immer die Kontrolle. Ich wollte die gleiche Art Spieler werden, wie er war. Brad Burym war auch so ein ausgezeichneter Verteidiger – gute Sicht, großartige Skating-Fähigkeiten, geschmeidige Hände und Bewegungen und ein tödlicher Schuss; stark in der Defensive und mit großartigen Offensivfähigkeiten ausgestattet. In der Offensive spielen: Dave Wrigley, Justin Kelly und Matt McKnight. Alle von Ihnen sind äußerst klug und talentiert. Dave ist auch körperlich so stark. Er hätte ein Power-Forward sein können, hatte es aber nicht nötig, weil er so viel Talent hatte. Er würde alles verlangsamen, um sich mehr Zeit und Raum zu geben, um großartige Moves auszuführen. Justin Kelly kann mühelos den Puck so hart und präzise passen und schießen. Selbst wenn ein Torwart wüsste, wohin er schießt – er würde dennoch treffen. Justin war wie Wayne Gretzky: Du siehst ihn nicht und dann fällt ein Tor!Matt McKnight ist ein Bully-König, der immer nach Perfektion sucht, egal, ob es um die Länge seines Schlägers geht oder wo jeder auf dem Eis positioniert sein sollte. Und es gibt keinen Tropfen Selbstsucht in seinem Geist oder Körper, er ist der ultimative Teamplayer. Auf meiner Wechselbank würde ich gerne haben: Marcus Sommerfeld für seinen unhaltbaren Schlagschuss, Adam Borzecki für seine Größe, denn an ihm kam keiner vorbei und Cory Quirk, weil er offensiv alles kann, sowie Hugo Boisvert, der nächste Bully-König und: für sein ehrliches Spiel!
Vielen Dank, Dominic Auger, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben!