Zwölf Minuten Tiefschlaf verhindern möglichen Punktgewinn in Garmisch
Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneZwölf Minuten genügten dem SC Riessersee am Freitagabend, um in einem zuvor ausgeglichenen Match der Eishockey-Oberliga Süd gegen die Stuttgart Wizards auf die Siegerstraße einzubiegen. „In den ersten zwölf Minuten des zweiten Drittels habe ich meine Mannschaft nicht auf dem Eis gesehen“, wetterte Wilbert Duszenko, Trainer der unterlegenen Zauberer, die in dieser Phase der Partie mit 0:3 ins Hintertreffen gerieten und sich von diesem Schock nicht mehr erholten. „Zwar sind wir nochmals auf 2:3 herangekommen, doch am Schluss lief uns die Zeit davon. So kann man in Garmisch nicht gewinnen“, sagte Duszenko und ließ insbesondere an seiner ersten Sturmreihe kein gutes Haar. „Eigentlich ist diese Formation fürs Tore schießen zuständig. Ich habe sie, im Gegensatz zum zweiten und dritten Angriff, der unermüdlich gearbeitet hat, heute jedoch nicht auf dem Eis gesehen“, fand der Übungsleiter deutliche Worte. Nun müssen die Blau-Gelben am morgigen Sonntag (24.10.2004, 18.45 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) gegen den TEV Miesbach punkten, um den Sprung zurück in die Meisterrunden-Ränge zu schaffen. „In diesem Spiel erwarte ich eine Trotzreaktion, zumal wir uns für die 1:4-Niederlage vom Saisonauftakt rehabilitieren wollen“, formuliert Stuttgarts Coach ein klares Ziel.
Im ersten Drittel sahen 1.359 Zuschauer im Olympia-Eissport-Zentrum in Garmisch-Partenkirchen eine ausgeglichene Partie. Die Hausherren kamen mit schnellen, druckvollen Angriffen immer wieder zu guten Chancen, die Wizards konnten jedoch zu Beginn gut dagegen halten, auch wenn sie ihrerseits weniger zwingende Möglichkeiten hatten.
In der siebten Spielminute brachte Michael Raubal den SCR mit einem Schuss aus spitzem Winkel in Führung. In der Folgezeit entwickelte sich eine schnelle Partie mit guten Gelegenheiten auf beiden Seiten. Die beste Möglichkeit zum Ausgleich ließ Stuttgart nach gut 12 Minuten ungenutzt, als den Blau-Gelben trotz doppelter Überzahl kein druckvolles Powerplay gelang und die wenigen Schüsse aufs Tor der Gastgeber sichere Beute von Torhüter Chris King waren.
Im zweiten Durchgang waren die Wizards noch gar nicht richtig auf dem Eis, als es zum zweiten Mal hinter Torhüter Tyrone Garner einschlug. T.J. Guidarelli hatte ihm die Scheibe durch die Schoner gemogelt und die Führung für Riessersee ausgebaut (21.). Garmisch spielte sich nun – unterstützt von den Wizards, die viel zu weit weg vom Gegner standen und die schnellen SCR-Angreifer ungehindert kombinieren ließen – in einen wahren Rausch und konnte die Partie Dank des dritten Treffers von Martin Holzer, der Tyrone Garner mit einem trockenen Handgelenkschuss keine Chance ließ, bereits nach 27 Minuten für sich entscheiden. Mit diesem Ergebnis waren die Gäste aus Württemberg noch gut bedient, denn ihre Tiefschlafphase hielt weiter an.
Erst gut acht Minuten vor Ablauf der zweiten 20 Minuten fanden die Wizards zu ihrem Spiel, gingen energischer in die Zweikämpfe und agierten zielstrebiger in der Offensive. So konnten sie die nicht immer sattelfeste Garmischer Abwehr ein ums andere Mal unter Druck setzen und folgerichtig durch Georg Hessel in der 34. Minute das 1:3 erzielen.
Das war genau der richtige Weckruf für die Zauberer, die nun mehr vom Spiel hatten. Sie erspielten sich Chance um Chance, scheiterten aber immer wieder am starken Chris King im SCR-Gehäuse und mussten auch im letzen Drittel einem Zwei-Tore-Rückstand hinterherlaufen.
Dort entwickelte sich wieder ein offener Schlagabtausch zweier Teams, die sehr gute Chancen hatten. Die Wizards gingen damit jedoch zu nachlässig um und brachten sich so selbst um einen möglichen Punktgewinn im Werdenfelser Land. Trotz des Rückstandes steckten die Gäste jedoch nie auf und wurden nach 46 Minuten mit dem Anschlusstreffer durch den starken Manuel Weibler belohnt. Hätten die Wizards danach mehr aus ihren Möglichkeiten gemacht, wäre ein Zähler auf jeden Fall drin gewesen. So musste Stuttgarts Coach Wilbert Duszenko alles auf eine Karte setzen und nahm kurz vor Schluss Torhüter Tyrone Garner zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Das Risiko zahlte sich jedoch nicht aus, vielmehr beseitige Dave Noel-Bernier mit einem Empty Net Goal sechs Sekunden vor Ende der Partie die letzten Zweifel am Sieg der Hausherren.
Alles in allem boten die Wizards eine engagierte Partie, leisteten sich jedoch auch etliche unnötige Strafzeiten. Zudem zeigte sich einmal mehr, dass die Württemberger im Angriff zu sehr von den Leistungen ihrer Paradereihe mit John Sicinski, Andreas Klundt und Jay Woodcroft abhängen, die in Garmisch weit unter ihren Möglichkeiten blieb.
So sah es nach Spielende auch Wizards-Coach Wilbert Duszenko: „Vom ersten Sturm habe ich heute gar nichts gesehen. Kompliment hingegen an die Angriffsreihen zwei und drei, die unermüdlich gerackert haben. Im ersten Drittel haben wir uns ganz gut präsentiert, in den ersten Minuten des zweiten Durchgangs war mein Team gar nicht auf dem Eis und wir lagen 0:3 zurück. Wir haben zwar noch einmal alles versucht, um ins Spiel zurück zu kommen, doch am Schluss lief uns auch die Zeit davon. So kann man in Garmisch nicht gewinnen. Gratulation an den SCR, der Sieg geht völlig in Ordnung“, sagte Duszenko auf der Pressekonferenz.
Voll des Lobes für sein Team war Riessersees Trainer Georg Holzmann, der artig Komplimente verteilte: „Alle drei Blöcke haben ihren Job heute sehr gut gemacht. Das war das beste Spiel, das wir in dieser Saison bislang abgeliefert haben. So etwas liegt jedoch auch am Gegner. Die Wizards, die technisch und läuferisch sehr stark sind, bürgen für gute Spiele. Wir haben 60 Minuten lang Druck gemacht und – gestützt auf einen überragenden Chris King – gegen einen direkten Konkurrenten drei wichtige Punkte geholt“, freute sich Holzmann.
Drei wichtige Punkte wollen auch die Stuttgart Wizards im nächsten Spiel einfahren. Am morgigen Sonntag,. 24.10.2004, 18.45 Uhr, ist der TEV Miesbach zu Gast im Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart-Degerloch. Gegen die Oberbayern, die am Freitag den EV Ravensburg 6:4 bezwangen, setzt Coach Wilbert Duszenko auf Sieg: „Meine Mannschaft wird 60 Minuten lang Vollgas geben, denn wir brauchen drei Punkte, um den Anschluss an die Meisterrunden-Plätze halten zu können“, blickt der Übungsleiter voraus.
SC Riessersee – Stuttgart Wizards 4:2 (1:0, 2:1, 1:1)
Tore: 1:0 (6:48) Michael Raubal (Peter Runkel, Hubert Buchwieser), 2:0 (20:16) T.J. Guidarelli (Christoph Decker), 3:0 (26:15) Martin Holzer (Neil McCann), 3:1 (33:21) Georg Hessel (Peter Westerkamp, Marc Garthe), 3:2 (45:51) Manuel Weibler (Gabriel Gaube, Michel Maaßen), 4:2 (59:54) Dave Noel-Bernier (Hubert Buchwieser) 5-6 ENG