Zwei Top-Gegner für die Roten Teufel
"Rote Teufel" warten noch auf die LizenzZwei extrem schwere Aufgaben warten auf die Roten Teufel Bad Nauheim an diesem Wochenende in der Oberliga: am Freitag ab 20 Uhr gastieren die Lochead-Schützlinge beim derzeitigen Tabellenzweiten EV Landsberg, am Sonntag gibt dann Altmeister und Spitzenreiter Starbulls Rosenheim im Colonel-Knight-Stadion seine Visitenkarte ab (Spielbeginn bereits um 16 Uhr).
Mit-Aufsteiger EV Landsberg überrascht nach wie vor alle Experten: mit einer unglaublichen Konstanz punktet das Team vom früheren Nauheimer Torjäger Larry Mitchell und liegt somit verdient nur zwei Punkte hinter dem Tabellenführer. Wie das Erfolgsrezept der Lech-Städter lautet, ist wie bei allen Spitzenclubs aber leicht zu erahnen: der eigene Nachwuchs, der in die erste Mannschaft integriert wurde, hat das Format, um in dieser Liga mitspielen zu können, während man das dadurch eingesparte Geld in Top-Ausländer und deutsche Leistungsträger investieren kann. Dies trifft auch beim EVL zu, der u.a. mit dem Ex-Teufel Alexander Wedl oder auch Werner Kößl in der Verteidigung erfahrene Akteure zur Verfügung hat. Im Angriff hat Mitchell mit den ausländischen Neuzugängen Jordan Webb (25 Tore, 27 Assists), Adam Mitchell (21 Tore, 24 Assists) und Andrew PcPherson (22 Tore, 17 Assists) voll ins Schwarze getroffen. Alle drei sind unter den Top 10-Scorern der Liga wiederzufinden, Webb und Mitchell liegen sogar auf den Plätzen zwei und drei. Diese Tatsachen machen ganz einfach den Unterschied aus, sicherlich kommt aber auch das ein oder andere Mal ein Quentchen Glück hinzu, das einem halt fehlt, wenn man wie die Teufel hinten drin steht. Somit fahren die Kurstädter natürlich als krasser Außenseiter zu diesem Auswärtsspiel, nicht vergessen ist aber das 0:7 vor eigenem Publikum im Hinspiel gegen die Landsberger, so dass man zumindest ein ansprechenderes Resultat erzielen möchte.
Die Kräfte legen die Schützlinge von Bill Lochead an diesem Wochenende aber sicherlich eher in das Heimspiel gegen den derzeitigen Tabellenführer aus Rosenheim, der begleitet von 500 Fans im Sonderzug nach Bad Nauheim kommen und gemeinsam mit den Teufels-Fans für eine sicherlich tolle Stimmung im Kurpark sorgen wird. Das letzte Mal, dass eine Rosenheimer Mannschaft im Colonel-Knight-Stadion, das damals noch gar nicht so hieß, gastierte, war im Jahr 1992. Der Sportbund zog sich als Vizemeister aus finanziellen Gründen freiwillig in der 2.Liga zurück und dominierte diese nach Belieben. Vier Mal trat man damals gegen den SBR an, vier Mal unterlag man gegen Ron Fischer und Co. Während die Bayern damals wieder in die 1.Liga aufstiegen, mussten die Roten Teufel nach einer insgesamt enttäuschenden Saison in die Oberliga absteigen.
Die Voraussetzungen sind in dieser Saison ähnlich, so steht der Sportbund ganz oben in der Tabelle, während die Kurstädter gegen den Abstieg kämpfen. Im zweiten Jahr der Oberliga-Zugehörigkeit ernten die Starbulls nun die Früchte ihrer jahrelangen Arbeit, nachdem man nach dem DEL-Lizenz-Verkauf an Iserlohn im Jahr 2000 einen Neuanfang in der untersten bayrischen Liga machen musste. Man nutzte die Zeit, um die ohnehin gute Nachwuchsarbeit (u.a. hat man eine sehr erfolgreiche DNL-Mannschaft) zu intensivieren, und um so einen Stamm an Spielern für die Zukunft aufzubauen. Mittlerweile ist man sogar so weit, dass man lediglich zwei Ausländer (Todd Wetzel und Jeremy Stasiuk) im aktuellen Kader hat, obwohl man noch drei Kontingentstellen vergeben könnte. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen kommen aber alle Akteure aus dem Nachwuchs des Sportbundes, hinzu gesellen sich einige Rückkehrer wie z.B. der frühere Teufels-Verteidiger Gabriel Krüger. Abgerundet wird die Mischung durch die beiden Ex-Nationalen Bernd Kühnhauser (kam aus Düsseldorf zurück) sowie Urgestein Mondi Hilger, der vor zwei Wochen 40 Jahre alt geworden ist und den Leitwolf der Starbulls darstellt. Somit hat Trainer Ron Chyzowski, dessen Bruder Dave während des ersten NHL-Lockouts Mitte der Neunziger Jahre mal für ein paar Spiele die Schlittschuhe der Roten Teufel schnürte, ein äußerst homogenes und kompaktes Team beisammen, das nicht durch Zufall dort oben in der Tabelle zu finden ist.
Diese Tatsache spiegelt sich auch in den Scorertabellen der Liga wieder, denn ähnlich wie die Roten Teufel (mit Mikko Kainulainen) haben die Bayern mit Andreas Schneider nur einen Spieler in den Top 20 (16 Tore, 16 Assists, damit Platz 16 der Topscorer). Dennoch haben die Starbulls bereits knapp 100 Tore in 26 Spielen erzielt und stellen nach Crimmitschau die zweitbeste Abwehr der Liga (65 Gegentore). Dies ist sicherlich auch Torhüter Oliver Häusler zu verdanken, der von den Top-Vier-Goalies die meisten Spiele absolviert und dabei einen Gegentorschnitt von 2,45 bei bereits drei Shutouts vorzuweisen hat. Anders als der letzte Heim-Gegner EC Peiting haben die Rosenheimer eine tadellose Auswärtsbilanz vorzuweisen: in 13 Spielen gab es immerhin sieben Siege, nur drei Mal ging man ohne Punkte vom Eis. Das Auswärts-Torverhätnis von 41:40 Toren zeigt aber auch, dass alle Erfolge äußerst knapp waren.
Nach Möglichkeit soll das Resultat natürlich auch am Sonntag eng und knapp gehalten werden, und rechtzeitig hierfür hat RT-Coach Bill Lochead alle Mann wieder an Bord, nachdem Kapitän Steffen Michel und Stammtorhüter Ingo Schwarz seit dieser Woche wieder im Training weilen. Mit einer ähnlich couragierten Leistung wie vergangenen Sonntag sollte man dem Favoriten wieder Paroli bieten können, und mit der entsprechenden Kulisse im Rücken könnte das Team vielleicht sogar über sich herauswachsen.
Wie groß das Interesse an dieser Partie ist, zeigt alleine die Tatsache, dass sich u.a. Hitradio FFH neben zahlreichen anderen Medienvertretern zum ersten Mal in dieser Saison akkreditiert hat. Los geht der ereignisreiche Tag aber bereits um 13.30 Uhr am Bad Nauheimer Bahnhof, wenn der Sonderzug auf Gleis drei einlaufen wird. Empfangen von Sportdezernent Konrad Dörner und einer Blaskapelle geht es anschließend gemeinsam mit den RT-Fans per Fußmarsch durch die Stadt in Richtung des Colonel-Knight-Stadions, das gegen 14.45 Uhr seine Pforten öffnen wird. Sollte der Tross früher ankommen, so schenkt ein Bierstand vor den Toren den Fans entsprechend aus. In der Arena wird es an diesem Tag nahezu verdoppelte Catering-Kapazitäten geben, um dem Andrang Herrn zu werden und lange Wartezeiten an den Ständen zu vermeiden. In der zweiten Drittelpause wird zudem ein Vergleich zwischen beiden Fangruppen ausgetragen, wenn jeweils drei Mann von der Mittellinie aus das leere Tor mit Schläger und Puck bewaffnet treffen müssen. Nach dem Schlusspfiff des Matches geht es ebenfalls gemeinsam in Richtung des Bad Nauheimer Weihnachtsmarktes, ehe dann kurz nach 20 Uhr der Zug des SBR sich wieder in Richtung Bayern bewegen wird. Ein turbulenter Tag steht also allen Beteiligten ins Haus, so dass sich ein Kommen auf jeden Fall lohnen wird.