Zwei starke Drittel reichen den Wizards zum Sieg in Hügelsheim

Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneWizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der Sonne
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Die Stuttgart Wizards sind mit einem dreifachen Punktgewinn ins Jahr 2005 gestartet. Der Eishockey-Oberligist setzte sich am Sonntagabend beim badischen Rivalen ESV Hügelsheim 6:3 (2:0, 2:0, 2:3) durch und rangiert nach drei Siegen aus den letzten vier Spielen nach Weihnachten auf dem vierten Tabellenplatz der Gruppe Süd. „Ich bin mit dem Ergebnis und dem Auftreten meiner Mannschaft in den ersten beiden Spielabschnitten zufrieden. Wir haben genügend Talent im Team. Das nützt jedoch wenig, wenn – wie im letzten Drittel – die Bereitschaft zur Defensivarbeit und Disziplin fehlt. Nach einer 5:0-Führung darf man den Gegner durch drei individuelle Fehler nicht so aufbauen, wie wir das getan haben. Vielmehr gilt es, konzentriert und konsequent weiter zu arbeiten. Das muss die Mannschaft schnell lernen, sonst können wir höheren Ansprüchen nicht genügen“, sparte Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko trotz des Erfolges nicht mit Kritik. Am kommenden Sonntag (09.01.2005, 18.45 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) treffen die Wizards in einem weiteren Schlüsselspiel für die Meisterrunde auf den EHC Klostersee, der mit momentan 44 Zählern zwei Punkte hinter den Zauberern auf Rang fünf liegt. Die Grafinger können Stuttgart allerdings am Freitag schon überholen, wenn die Blau-Gelben spielfrei sind. „Ich bin froh über die Pause, denn vier Spiele innerhalb von sieben Tagen gingen dem Team zuletzt schon an die Substanz. Wir werden uns intensiv und konzentriert auf den EHCK vorbereiten, der unserer Hintermannschaft Schwerstarbeit abverlangen wird“, blickt Wizards-Coach Duszenko voraus.



Vor der Hügelsheimer Rekordkulisse von 858 Zuschauern – darunter etwa 175 Stuttgarter Fans – gelang den Gästen aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt ein Auftakt nach Maß. Bereits in der vierten Spielminute brachte Jay Woodcroft die Blau-Gelben im ersten Powerplay in Front. Nur 20 Sekunden später war John Sicinski zur Stelle und erhöhte auf 2:0 für die Wizards (4.).

Von den personell arg gebeutelten Hausherren, die nur zwölf Feldspieler aufbieten konnten, war im ersten Drittel wenig zu sehen. Zwar legten die Hornets des ESV Hügelsheim großes Engagement an den Tag, agierten im Abschluss jedoch zu harmlos, um Stuttgarts Keeper Tyrone Garner ernsthaft in Bedrängnis bringen zu können.

Gegen Ende des ersten Spielabschnitts erhöhten die Wizards in einigen Überzahlsituationen nochmals den Druck, allerdings sprang beim Spiel mit einem oder sogar zwei Mann mehr nichts zählbares mehr heraus, so dass die Duszenko-Cracks eine Zwei-Tore-Führung mit in die erste Pause nahmen.



Auch im Mitteldrittel hatte Stuttgart die Gastgeber unter Kontrolle. Dennoch lauerte Hügelsheim stets auf seine Chance und hatte auch einige gute Möglichkeiten, die jedoch ungenutzt blieben. Die Wizards zeigten sich vor dem Tor des gut aufgelegten Phil Ozga deutlich kaltschnäuziger und schraubten das Ergebnis durch Marc Garthe in Überzahl (26.) und den agilen Peter Westerkamp (30.) bis zur Hälfte der Spielzeit auf 4:0.

Trotz des klaren Rückstands steckte Hügelsheim jedoch nicht auf, kämpfte um jeden Zentimeter Eis und sorgte mit schnellen Angriffen immer wieder für Gefahr vor dem Stuttgarter Tor. Dort wurden die Hornets einmal mehr Opfer ihrer eklatanten Abschlussschwäche, trafen sie doch – zum Glück für die Wizards – selbst das leere Tor nicht.



Die Gäste aus der Landeshauptstadt Baden-Württembergs starteten also mit einem vermeintlich komfortablen Polster in den Schlussabschnitt, und als Jay Woodcroft, der nach einigen durchwachsenen Auftritten aufsteigende Form zeigte, nach 41 Minuten das 5:0 erzielte, schien die Partie gelaufen zu sein. Das glaubten offensichtlich auch die Cracks der Wizards, in deren Aktionen sich nun mehr und mehr der Schlendrian einschlich. Zweikämpfe wurden nicht mehr angenommen, Zuspiele waren ungenau, Hügelsheim war durch diese Stuttgarter Nachlässigkeiten wieder im Spiel. So wurden bei den mitgereisten Fans der Blau-Gelben ungute Erinnerungen ans Hinspiel Anfang Oktober wach, das die Wizards nach einer 4:2-Führung im letzten Durchgang noch 4:6 verloren. Coach Wilbert Duszenko kommentierte den Auftritt seines Teams nach Spielende eindeutig: „Nach dem 5:0 hat meine Mannschaft aufgehört, Eishockey zu spielen und Hügelsheim so aufgebaut.“ In der Tat: Die Hornets sahen nun ihre Chance gekommen, waren spritziger und bissiger und konnten Tyrone Garner im Gehäuse der Wizards innerhalb kürzester Zeit zwei Mal überwinden. Erst gelang David Lizotte das 5:1 (43.), und nach Phillip Thimms 5:2 (44.) wirkten die Blau-Gelben konsterniert.

Trainer Wilbert Duszenko nahm folgerichtig eine Auszeit, um seinem Team die spielerische Linie zurück zu geben und Hügelsheims Angriffswirbel zu bremsen. Diese Maßnahme verfehlte ihre Wirkung nicht, nach einigen Minuten hatten die Wizards ihren Tiefpunkt überwunden. Allerdings wurde es in der 50. Minute für die Württemberger noch einmal richtig brenzlig. Im Abstand von 21 Sekunden wanderten erst Christian Seeberger, dann Jeff White auf die Strafbank. Hügelsheim feuerte in der daraus entstehenden 5-3-Überzahl aus allen Lagen, um seinen dritten Treffer zu erzielen. Stuttgarts Torhüter Tyrone Garner erwies sich jedoch als Fels in der Brandung und verhinderte mit etlichen spektakulären Paraden ein Kippen des Spiels zugunsten des ESV Hügelsheim. So gelang den Hornissen das dritte Tor erst 42 Sekunden vor Spielende durch Tom Herman, als die Stuttgarter Hintermannschaft die Scheibe wieder einmal nicht entschlossen genug aus der Gefahrenzone befördern konnte. Die Gastgeber setzten nun alles auf eine Karte und nahmen Torhüter Phil Ozga zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Doch auch im Powerplay gelang Hügelsheim kein weiteres Tor mehr. Vielmehr setzte erneut Wizard Jay Woodcroft mit dem 6:3 eine Sekunde vor Spielende ins leere Hornets-Gehäuse den Schlusspunkt unter eine enge Partie, in der sich die Zauberer durch Überheblichkeit im letzten Spielabschnitt fast noch selbst um den wichtigen Erfolg gebracht hätten.



Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko wollte auf der Pressekonferenz denn auch gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: „In Hügelsheim auf der kleinen Eisfläche ist es immer schwer, zu gewinnen. Insofern bin ich mit dem Ergebnis und dem Auftreten meiner Mannschaft in den ersten 40 Minuten zufrieden. Danach hat meine Mannschaft allerdings aufgehört, Eishockey zu spielen und Hügelsheim durch drei individuelle Fehler wieder aufgebaut. Das darf nach einem 5:0-Vorsprung in einem Spiel, in dem wir den Gegner im Griff hatten, nicht passieren. Wir haben zwar genügend Talent im Team, doch das nützt nichts, wenn – wie im letzten Drittel – die Bereitschaft fehlt, zu arbeiten und diszipliniert zu sein. Jeder wollte nur noch ein Tor schießen und hat deswegen die Defensive vernachlässigt. Das betrifft vor allem unsere Stürmer, denn auch sie müssen nach hinten arbeiten. Die Mannschaft muss das schnell lernen, sonst können wir höheren Ansprüchen nicht genügen“, fand der 54-Jährige deutliche Worte und fügte hinzu: „Kompliment an Hügelsheim. Die Mannschaft hat sich – obwohl dezimiert – nie aufgegeben, hat gekämpft und stets ihre Chance gesucht. Hut ab!“



Ein Kompliment sprach auch Hornets-Coach Danilo Valenti seiner Mannschaft aus: „Unsere Mini-Truppe hat Großes geleistet. Stuttgart war in den ersten beiden Dritteln zwar besser, aber nur durch individuelle Fehler, die wir leider immer wieder machen. Das letzte Drittel war eine ganz große Leistung von uns. Da hat man gesehen, dass die Mannschaft fit ist und kämpft bis zum Ende, egal bei welchem Spielstand. Wir waren einmal mehr dicht dran, doch wie schon so oft in dieser Saison hat es nicht zum Sieg gereicht. Im letzten Durchgang hat meine Mannschaft alles versucht, doch mehr war nicht drin. Bei den Wizards steht immerhin ein Ty Garner im Tor, der aber auch zu bezwingen ist, wie wir gesehen haben und der schon im zweiten Drittel einige gute Chancen von uns zunichte gemacht hat. Gratulation an die Wizards zum Sieg. Ich hoffe, dass wir in der Abstiegsrunde einmal den kompletten Kader zur Verfügung haben werden und dann mit dem Klassenerhalt die große Belohnung für die aufopferungsvoll kämpfenden Cracks der Hornets feiern können“, so Valentis Statement.



Die Wizards, die am kommenden Freitag spielfrei sind, haben jetzt erst einmal zwei Tage zur Regeneration trainingsfrei, ehe ab Mittwoch die konzentrierte Vorbereitung auf das nächste Match gegen den EHC Klostersee (Sonntag, 09.01.2005, 18.45 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) ansteht. Die Grafinger sind das Team der Stunde und rangieren nach einem 2:1-Heimsieg gegen den SC Riessersee mit 44 Punkten derzeit auf dem fünften Tabellenplatz, können am Freitag jedoch an den Wizards (46 Zähler) vorbei ziehen. „Gegen den EHCK wird auf unsere Abwehr Schwerstarbeit zukommen“, blickt Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko voraus. „Entscheidend wird sein, wie gut wir die ausländischen Stürmer Petr Zajonc, Jiri Beranek, Eric Ortlip und Danny Beauregard in den Griff bekommen.“ Neben starken Kontingentspielern setzen die Rot-Weißen fast ausschließlich auf Eigengewächse, vor kurzem kehrte mit Verteidiger Thomas Mittermeier (Dresdner Eislöwen) ein Akteur aus der Grafinger Schule zurück in die Münchner Peripherie. „Das Match gegen das Team von Ludvik Kopecky wird eine sehr schwere Aufgabe. Die Klosterseer haben gerade einen Lauf, den wir natürlich stoppen wollen“; erklärt Wizards-Coach Duszenko und ergänzt: „Dazu müssen wir uns freilich gegenüber dem Match in Hügelsheim deutlich steigern und 60 Minuten lang hoch konzentriert zu Werke gehen. Zudem gilt es, aus den wenigen Torchancen, die der EHCK zulässt, möglichst viel Kapital zu schlagen. Zu Guter Letzt brauchen wir in diesem wichtigen Spiel, in dem echte „Big Points“ im Kampf um den Meisterrunden-Einzug vergeben werden, natürlich auch die lautstarke Unterstützung der Fans. Ich hoffe, dass die vielen Besucher unser letztes Heimspiel gegen Heilbronn trotz der Niederlage positiv in Erinnerung behalten haben und gegen Grafing ähnlich zahlreich auf die Waldau pilgern“, so Duszenko.



Anpfiff des nächsten Heimspiels der Wizards gegen den EHC Klostersee ist am kommenden Sonntag, 09.01.2005, um 18.45 Uhr im Eissport-Zentrum Waldau in Stuttgart-Degerloch. Am Freitag zuvor (07.01.2005) sind die Zauberer spielfrei.



ESV Hügelsheim – Stuttgart Wizards 3:6 (0:2, 0:2, 3:2)


Tore: 0:1 (3:06) Jay Woodcroft (Jeff White, John Sicinski) 5-4, 0:2 (3:26) John Sicinski (Jay Woodcroft, Marc Garthe), 0:3 (25:02) Marc Garthe (Jeff White, Jay Woodcroft) 5-4, 0:4 (29:50) Peter Westerkamp (Manuel Weibler, Michel Maaßen), 0:5 (40:44) Jay Woodcroft (John Sicinski, Marc Garthe), 1:5 (42:56) David Lizotte (Michael Filobok, Tom Herman), 2:5 (44:13) Phillip Thimm (Anton Marsall, Sebastian Müller), 3:5 (59:18) Tom Herman (Blaine Bablitz, Michael Filobok), 3:6 (59:59) Jay Woodcroft (John Sicinski) 5-6 ENG


Strafminuten: Hügelsheim 18 + 10 Disziplinarstrafe gegen Michael Filobok (Check von hinten) + 10 Disziplinarstrafe + Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Eike Etz, Stuttgart 14

Zuschauer: 858


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