Wochenende mit Play-Off-Charakter - Falken gegen Bad Tölz und in Hannover

Die Heilbronner Falken haben ein Wochenende der
Standortbestimmung vor sich, denn sowohl die Tölzer Löwen als auch die Hannover
Indians könnten in den Play-Offs zum Gegner werden. Zumindest um den Indians auf
Platz sechs der Tabelle aus dem Weg zu gehen, sollten die Falken Platz zwei
halten und verteidigen. Hier kann heute eine Vorentscheidung fallen. Bei einem
Sieg des HEC zieht dieser auf sechs Punkte davon, gewinnen die Tölzer, sind
beide Mannschaften punktgleich. Es deutet sich also ein absolutes Spitzenspiel
an.
Die Vorteile liegen leicht auf Heilbronner Seite. Alle drei
bisherigen Partien konnte man für sich entscheiden (3:2, 4:2, 5:4). Der
Unterschied zu dieser Partie liegt im Kader der Bayern, denn sie treten
voraussichtlich das erste Mal mit voller Mannschaftsstärke gegen die Falken an.
Die verletzten Sandro Schönberger und Mannschaftskapitän Jan Schinköthe dürfen
sich gegen die Falken auf ihren Einsatz freuen.
Bad Tölz stellt mit 109
Gegentreffern die beste Abwehr der Liga, was zum einem sicherlich am Mann
zwischen den Pfosten liegt. Mit Torhüter Marko Suvelo steht ein herausragender
Rückhalt im Team der Löwen, der zu den Besten seines Faches in der Oberliga
gehört und hinter Garmisch Mark McArthur Platz zwei in der Torhüterstatistik
belegt. In der Abwehr setzt man auf größtenteils bewährte Kräfte der
Abstiegssaison. Jan Schinköthe und Adam Borzecki sind für die Oberliga echte
Verstärkungen und setzen auch in der Offensive viele Akzente. Die defensiveren
Positionen übernehmen Michael Rohner, Matthias Bergmann und der 19jährigen Max
Prommersberger. Kurz vor Transferschluss schlugen die Löwen auf dem Spielermarkt
noch einmal zu und holten mit Trevor Sherban einen kanadischen Verteidiger, der
durchaus auch weiß, wo das gegnerische Tor zu finden ist. Sicherlich wird er
noch ein paar Spiele brauchen um sich richtig in das Mannschaftsgefüge
einzubringen, aber vor allem in den Play-Offs seinem Team eine große Hilfe sein.
Zusätzliche Verteidiger stehen mit Michael Pfaff und Florian Kirschbauer aus dem
eigenen Nachwuchsbereich zur Verfügung.
Der Sturm des Traditionsclubs hat
nicht ganz so viel Durchschlagskraft (187 Treffer) wie der der Falken (220
Treffer), doch auch hier sollen personelle Veränderungen die Trefferquote
erhöhen. Nach dem Abgang von Yanick Dubé musste Kurt MacSweyn (Idaho/ECHL) viel
Verantwortung übernehmen und schoss sich in der internen Scorerliste auf Platz
eins. Viel erwartet wurde auch von Travis James Mulock, dieser hatte jedoch
gerade gegen die Falken im letzten Aufeinandertreffen einen rabenschwarzen Tag
erwischt und leitete mit einem Fehlpass im eigenen Drittel den Sieg der
Heilbronner ein. Unterstützt werden MacSweyn und Mulock von Alan Reader und
Brian Gornick. Letzterer stieß wie Sherban Ende Januar zu den Löwen und stellte
mit zwei Treffern in seinen ersten vier Spielen sogleich seinen Torriecher unter
Beweis. Die Reihen um diese Top-Spieler werden mit Sandro Schönberger, Christian
Urban, Florian Curth, Michael Baindl und dem aus Augsburg gekommenen Stefan
Endraß aufgefüllt. Des Weiteren stehen hoffnungsvolle Talente wie Michael
Endraß, Adrian Albanese, Christoph Fischhaber und Martin Melchert mit im Sturm.
Die beste Verteidigung der Liga tritt beim besten Sturm an, was wäre anderes
zu erwarten als eine packende Eishockeypartie!
Auch am Sonntag wird es
für die Falken alles andere als leicht, denn es wartet ebenfalls ein möglicher
Play-Off-Gegner: die Hannover Indians. Diese Konstellation könnte im
Viertelfinale eintreffen, wenn die Indians Platz sechs halten und die Falken auf
den dritten Rang rutschen. Es wäre die Aufbereitung der letzten Saison, als die
Falken in den Play-Offs den Kürzeren zogen.
Zunächst ist es jedoch wichtig
diese Partie zu gewinnen um den anvisierten zweiten Platz zu behalten. Und auch
hier spricht die Statistik für die Falken. Wie gegen Tölz konnten die ersten
drei Partien gewonnen werden. Gegen die Indians fielen diese Siege allerdings
überraschend hoch aus (6:4, 6:3, 5:1). Hoch hinaus wollten die Niedersachsen vor
der Saison, der Aufstieg war, nach zwei misslungenen Versuchen, klares
Saisonziel. Inzwischen haben sich die Indians von diesem Ziel entfernt. Platz
sechs in der Tabelle bedeutet zumindest kein Heimrecht in den Play-Offs. Ein
harter Kampf steht den Indians bevor und die aktuelle Situation erleichtert es
ihnen sicherlich nicht. Nachdem Greg Thomson vergangenes Jahr seinen
Trainerstuhl freimachen musste, hatte sich zeitweilig Co-Trainer Joe West darauf
niedergelassen. Es schien auch, als brächte er die Wende, doch West hatte vor
allem in disziplinarischer Hinsicht mehr Probleme als sein Team. Statt sich im
Zaum zu halten kassierte er Strafen. Der Höhepunkt war erreicht, als er sein
Team bei der Partie in Garmisch durch den Schiedsrichter benachteiligt sah, es
zweimal vom Eis nahm und so einen Spielabbruch provozierte. Von der ESBG wurde
er dafür mit einer Sperre bis 30. April belegt. Seitdem darf er sein Team
während einer Partie nicht mehr an der Bande leiten. Stattdessen vertraut West
auf die Technik und gibt seine taktischen Anweisungen per Funk an Kent Todd und
Ingo Kreipl weiter, die ihn an der Bande vertreten.
Im Tor vertraut man auf
Roman Kondelik. Als Ersatz stehen gleich drei Torhüter bereit.
Zweitliga-Förderlizenz-Goalie Sandro Agricola (Wolfsburg), Christian Rohde (FL
Duisburg) und Junior Andreas Jenicke sind zwar keine Schlechten, aber auf keinen
der drei sollte man den vollen Aufstiegsdruck legen.
In der Defensive galt
es vor allem den Abgang von Robby Sandrock (München) zu verdauen. Den
Starverteidiger der beiden letzten Jahre mit Hang zu Leichtsinn und vielen
Strafzeiten, aber auch außergewöhnlichen Glanzpunkten, soll der aus Weiden
gekommene Wade Winkler vergessen machen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten
findet dieser auch immer mehr seine Form. Neben dem unfreiwilligen Abgang
Sandrock trennte man sich aus freien Stücken heraus auch von Sean Owens, dieser
spielte zunächst für die Ratinger Ice Aliens und ist nun für die Falken aktiv.
Keinen Vertrag für diese Saison erhielten außerdem Chris Gustafson und Oldie Ron
Gaudet (Leipzig). Die dadurch frei gewordene Ausländerposition nimmt Tyler
Butler ein. Butler war ein in Europa völlig unbeschriebenes Blatt und sowas wie
die Wundertüte der Indians. Er hat seinen Dienst bisher erfüllt und stellt den
teaminternen Topverteidiger mit 38 Punkten aus 40 Spielen. Ebenfalls in der
Verteidigung steht mit Alexander Schuster ein in Heilbronn bekanntes Gesicht.
Vervollständigt wird die Verteidigung der Hannoveraner durch Michael Dahms,
Josef Staltmayr sowie dem grundsoliden Danny Reiss und Jungtalent Armin Finkel.
Auch der 20-jährige Tim Schneider darf sich zur Indianer-Verteidigung zählen und
ist wie Neuzugang Alexander Engel ein Föderlizenzspieler. Schneider kommt vom
EHC Wolfsburg, Engel vom EV Duisburg.
Im Sturm blieben die bewährten
deutschen Stützen Mayer, Welke, Rohde und Draxler am Pferdeturm und bilden so
eine gute Basis. Neu besetzt wurden dagegen die Ausländerpositionen. Während
Devin Rask aus familiären Gründen von selbst nach Amerika zurückkehrte, war die
Trennung von Bryce Cockburn eigentlich selbstverständlich. Mit Kyle Doyle wurde
ein Ersatz für Rask gefunden. Der zweite Neue Jamie Chamberlain hat sich im
Laufe der Saison zur erhofften Tormaschine gemausert. Einer, der in der Oberliga
eigentlich nichts mehr beweisen muss, ist Jordan Webb, der dritte Ausländer im
Bunde. Diese drei Stürmer stellen die interne Top drei der Scorerliste dar.
Angeführt von Webb (67 Punkte aus 41 Spielen) folgen Doyle (60 Punkte aus 41
Spielen) und Chamberlain (51 Punkte aus 40 Spielen). Und auch im Angriff haben
die Indians den Nutzen von Förderlizenzen erkannt. Mit Sven Breiter (Wolfsburg),
Artjom Kostyrev, Jan Taube und Markus Schmidt (alle drei Duisburg) haben sich
die Indians die Dienste junger hungriger Nachwuchstalente gesichert. Dass noch
kaum einer der Förderlizenzspieler die 10 Pflichtspiele für die Indians
vollständig hat, dürfte allerdings bei noch sechs verbleibenden Spieltagen kein
Problem darstellen, vorausgesetzt die Partnerclubs stellen die Spieler zur
Verfügung.
Mit dem vergangenen Wochenende dürften die Indians nicht zufrieden
gewesen sein. Einer 2:3-Niederlage nach Penalty gegen Ravensburg folgte eine
bittere 2:4-Niederlage gegen die Starbulls aus Rosenheim. Die Niedersachsen
wollen dieses Wochenende mit Sicherheit erfolgreicher gestalten. Ob ihnen das am
Sonntag gegen die Falken gelingt, bleibt abzuwarten.
Rico Rossi hat
seinem Team bewusst gemacht, worum es bei dem wichtigen Spiel gegen Tölz geht.
Es bleibt abzuwarten, ob die Cracks dieses auch umsetzen können und zu
vergangenen starken Leistungen zurückfinden. Zuletzt hatten sich die Falken in
Ravensburg selbst geschlagen und auch gegen Miesbach trotz eines 7:3-Sieges
keine überzeugende Leistung gezeigt. Spannend wird dieses Wochenende mit
Sicherheit und vielleicht sogar einen Ausblick auf die Play-Offs geben.
FG82