Wizards von der Rolle: 3:6 nach 3:1-Führung
Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneWilbert Duszenko hatte immer wieder gemahnt, dass die Abstiegsrunde kein Selbstläufer werden würde. Des Trainers Worte scheinen nicht alle Akteure der Stuttgart Wizards beherzigt zu haben. Am Freitagabend beim Gastspiel in Haßfurt stellten die Zauberer nach einer guten halben Stunde, als sie 3:1 in Front lagen, ihre Bemühungen um drei wichtige Punkte ein und unterlagen noch 3:6 (1:1, 2:2, 0:3). „Nach der Führung wollten meine Spieler nur noch in der Offensive glänzen und haben die Abwehr vernachlässigt. So kann man nicht gewinnen“, sagte der sichtlich angefressene Stuttgarter Coach nach Spielende und fügte hinzu: „Im nächsten Spiel gegen Klostersee muss eine Trotzreaktion des Teams kommen.“ Gelegenheit dazu haben die Wizards am morgigen Sonntag, 25. Januar, wenn um 19.30 Uhr der EHC Klostersee zu Gast im Stuttgarter Eissport-Zentrum Waldau ist. Vor nur 417 Zuschauern im fränkischen Haßfurt begannen die Wizards engagiert und waren optisch überlegen. Zählbares sprang in der Anfangsphase jedoch nicht heraus, den ersten Treffer erzielten vielmehr die Hausherren. Bereits in der dritten Spielminute überwand Haßfurts Sebastian Buchwieser Wizards-Torhüter Tyrone Garner in Überzahl zum 1:0. In der Folgezeit machte Stuttgart das Spiel, blieb aber ohne Torerfolg. Haßfurt war mit schnellen Kontern stets brandgefährlich und hätte mit einem weiteren Treffer frühzeitig eine Vorentscheidung herbeiführen können. Stuttgarts Keeper Tyrone Garner wusste dies jedoch zu verhindern. In der 14. Minute durften die Gäste zum ersten Mal jubeln. Mit dem zweiten sehenswerten Angriff der Partie gelang Wizards-Kapitän John Sicinski das 1:1. Zu Beginn des zweiten Abschnitts erhöhte Haßfurt das Tempo und schnürte die Wizards teilweise in deren Drittel ein. Torwart Tyrone Garner hielt Stuttgart in dieser Drangphase der Gastgeber mit zahlreichen Paraden im Spiel und sicherte das Unentschieden. Nach rund 25 Minuten wurden die Wizards wieder stärker und kamen zu etlichen hochkarätigen Möglichkeiten, die nun auch genutzt wurden. Erst gelang Georg Hessel in der 27. Spielminute das 2:1, ehe Routinier Mike Bader auf 3:1 erhöhte (33.)
Wer jedoch gedacht hatte, dies sei die Vorentscheidung zugunsten der Württemberger, musste sich eines Besseren belehren lassen. Die Wizards wollten von nun an nur noch offensiv glänzen und vernachlässigten die Abwehrarbeit. So wurden die Haßfurt Sharks wieder ins Spiel zurückgebracht, und sie nahmen den gebotenen Raum dankbar an. Die beiden Treffer von Holger Mix (35.) und erneut Sebastian Buchwieser (38.) zum 3:3 nach zwei Dritteln waren die logische Konsequenz. Im letzten Durchgang gaben die Wizards zwar zunächst den Ton an, schlugen aus ihren Torchancen aber zu wenig Kapital. Symptomatisch eine Szene aus der 52. Minute, als der vor dem Sharks-Gehäuse freistehende Mike Hofstrand den Puck nicht am bereits geschlagenen Bibi Appel vorbei ins leere Tor befördern konnte. Im direkten Gegenzug erzielte Taras Foremsky den vierten Haßfurter Treffer, und nun wendete sich das Blatt zugunsten der Hausherren. Mit schnellem, geradlinigem Spiel brachten sich die Hintermannschaft der Wizards immer wieder in Verlegenheit und auch Tyrone Garner – er wurde von der Abwehr nun immer öfter im Stich gelassen – war bei den abschließenden Sharks-Treffern von Peppi Eckmair (53.) und Sebastian Buchwieser (56.) machtlos.
Damit war die Niederlage der Stuttgarter besiegelt. Eine unnötige Niederlage, zumal die Wizards die Haie in der ersten halben Stunde im Griff hatten. Ein Lichtblick war am Freitagabend Michael Filobok. Der 20-jährige Angreifer vom DEL-Club Wölfe Freiburg, der per Förderlizenz bei den Wizards Spielpraxis sammeln soll, rackerte unermüdlich, zeigte einige gute Checks und bot ein vielversprechendes Debüt. Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko zum Spiel: „Der Haßfurter Sieg geht ohne Frage in Ordnung. Wir haben nach dem 3:1 unsere taktische Marschroute verlassen und das Spiel geöffnet. Da wollten meine Spieler nur noch offensiv glänzen, ohne defensiv zu arbeiten. Manche haben nach dem knappen Verpassen der Meisterrunde wohl gedacht, die Abstiegsrunde würde ein Selbstläufer werden. Dass dem nicht so ist, haben wir heute gesehen. Haßfurt hat clever gekontert, zudem haben wir uns durch unnötige Strafen selbst geschwächt. Für das Spiel gegen Klostersee erwarte ich vom Team eine Trotzreaktion. Ohne die nötige Disziplin und die richtige Einstellung wird dies freilich sehr schwer“, fand der Coach deutliche Worte. Stefan Kagerer, dem Trainer des ERC Haßfurt, fiel nach der Partie hingegen ein Stein vom Herzen: „Der Sieg heute war sehr wichtig und auch verdient. Für uns war es mit nur zwei Blöcken sehr schwer, und ich bin froh, dass wir nach dem 1:3 zurückgekommen sind. Nach dem Anschlusstreffer zum 2:3 hatten wir den psychologischen Vorteil auf unserer Seite. Wir haben dann ganz ruhig unser System durchgezogen und auf Konter gewartet, das ist aufgegangen“, so der Übungsleiter.