Wizards: Starke Leistung, aber nur ein Punkt gegen München

Zwei Spieltage vor
Ende der Meisterrunde in der Eishockey-Oberliga zeichnet sich ab, dass die
Play-offs ohne die Stuttgart Wizards stattfinden werden. Bei vier Zählern
Rückstand auf den begehrten vierten Tabellenplatz hat die Mannschaft von
Trainer Wilbert Duszenko zwar noch eine Minimalchance auf die Endrunde, büßte
jedoch am Freitagabend beim 3:4 (2:2, 1:0, 0:1) nach Verlängerung gegen den EHC
München wichtige Punkte ein. „Die Mannschaft hat heute gut gespielt und wir
hatten genügend Chancen, das Match zu unseren Gunsten zu entscheiden. Wer
solche Chancen nutzt, nicht wird aber eben bestraft, und vor dem entscheidenden
Tor haben wir uns wieder einen individuellen Fehler geleistet. Dennoch hat sich
mein Team gut verkauft. Es wird jetzt aber sehr eng, noch in die Play-offs zu
kommen“, meinte Stuttgarts Coach mit Blick auf den Auftritt seiner Cracks bei
den Dresdner Eislöwen am Sonntag (20.03.2005, 18.00 Uhr). Nach dem Match beim
Aufstiegsfavoriten gastieren zum Abschluss der Meisterrunde am Dienstag
(22.03.2005, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) die EC Hannover Indians
in Stuttgart.
764 Zuschauer auf der Stuttgarter Waldau sahen von Beginn an
engagierte Wizards, die den technisch überlegenen EHC München mit
kompromisslosem Körperspiel gut in Schach hielten. So waren die ersten Minuten
denn auch ein vorsichtiges Abtasten beider Mannschaften. Die gastgebenden
Wizards gingen dann gleich mit der ersten Chance in Führung: Im Powerplay
gelang Jeff White das 1:0 für Stuttgart (5.). München hatte jedoch die richtige
Antwort parat und schlug nur kurze Zeit später zurück. In der achten Spielminute
überwand Tim Leahy, Ex-DEL-Crack in Diensten der Bayern, Tyrone Garner zum 1:1.
Davon zeigten sich die Wizards allerdings wenig beeindruckt, in dem
kurzweiligen Spiel fielen die Tore weiter im Minutentakt. Ganze 103 Sekunden
nach dem Ausgleich brachte Chris Norqual mit seinem ersten Saisontor die
Wizards erneut in Front (10.). Beim Hammer des Verteidigers von der blauen Linie
machte Münchens Goalie Jochen Vollmer nicht den sichersten Eindruck.
Nun entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit guten
Chancen auf beiden Seiten. Dem Gesetz der Serie folgend durfte als nächstes
wieder der EHC München ein Tor schießen. Im Nachsetzen gelang erneut Tim Leahy
nach 14 Minuten der 2:2-Ausgleich, der auch den Stand nach dem ersten Drittel
bedeutete.
Im zweiten Durchgang erwischten die Wizards einen
Traumstart. Genau eine Minute nach Wiederanpfiff – Stuttgart war in Überzahl –
sorgte Verteidiger Christian Seeberger für die 3:2-Führung der Hausherren. In
der Folgezeit versäumten es die Wizards, aus ihren zahlreichen Chancen weiteres
Kapital zu schlagen. Je länger die Partie dauerte, desto mehr übernahmen die
Gäste aus München die Initiative und der Ausgleich schien nur noch eine Frage
der Zeit zu sein. Trotz zahlreicher zielstrebiger Angriffe bissen sich die Isarstädter
jedoch am glänzend aufgelegten Tyrone Garner im Tor der Zauberer die Zähne aus.
Stuttgart blieb mit wenigen Kontern ebenfalls brandgefährlich, doch auch Jochen
Vollmer im Gehäuse des EHCM ließ sich nicht überwinden. Eine Spiel entscheidende
Szene dann in der 40. Minute. Jay Woodcroft erzielte im Nachsetzen das 4:2. Der
regelkonforme Treffer fand allerdings keine Anerkennung, da der Schiedsrichter zuvor
abgepfiffen hatte. Angeblich war ein Schuss eines Stuttgarters zuvor auf die
Maske des Münchner Torhüters geprallt. Wann der Puck allerdings Jochen Vollmers
Torhüterhelm berührt haben soll, wird wohl ewig das Geheimnis von Referee
Roland Seckler bleiben. Statt also für die Vorentscheidung sorgen zu können, mussten
die Wizards auch im Schlussabschnitt ihren Ein-Tore-Vorsprung verteidigen.
Dabei stand immer wieder Torhüter Tyrone Garner im Mittelpunkt,
der mehrfach erfolgreich Kopf und Kragen riskierte, um die Führung der Wizards
zu sichern. Nach 46 Minuten war allerdings auch der kanadische Tausendsassa
machtlos. Alexander Wedl schloss einen schnell vorgetragenen Konter über
Andreas Attenberger und Patrick Vogl zum 3:3 ab. In der Schlussphase machte
München noch einmal mächtig Druck, doch Stuttgart hatte die besseren Chancen. So
scheiterten die Blau-Gelben allein in den letzten 90 Sekunden der Partie drei
Mal völlig freistehend vor dem Münchner Gehäuse. Dementsprechend stand nach 60
Minuten ein 3:3 zu Buche und die Entscheidung über den Sieg sollte in der
Overtime fallen. Dort war München das bessere Team und die Wizards hielten gut
dagegen, leisteten sich jedoch einen individuellen Fehler zu viel. In der
eigenen Zone bekamen die Blau-Gelben die Scheibe nicht unter Kontrolle. Peter
Brearley sagte Dankeschön, bediente Ron Newhook und der erzielte aus kurzer
Distanz den Münchner Siegtreffer. So blieb den Wizards nach einer starken
Leistung in einem Spiel, dass sie hätten gewinnen können, wenn nicht gar
müssen, unter dem Strich nur ein Zähler.
Dennoch wollte Wilbert Duszenko seiner Mannschaft insgesamt
gesehen keinen Vorwurf machen: „Wir haben uns heute teuer verkauft und gut
gekämpft. Die Niederlage ist bitter, weil wir allein in den letzten Minuten
drei Hundertprozentige vergeben haben. Aber so ist es nun mal im Sport. Wer solche
Chancen nicht nutzt, wird bestraft. Darüber hinaus haben wir uns gerade vor dem
entscheidenden Tor wieder einen individuellen Fehler geleistet. Das zieht sich
wie ein roter Faden durch die Meisterrunde und hat uns wieder Punkte gekostet. Deswegen
auch Gratulation nach München, der Sieg geht in Ordnung. So wird es ganz
schwer, noch eine Chance auf die Play-offs zu haben, doch wir geben erst auf,
wenn nichts mehr geht“, zeigte sich Stuttgarts Trainer kämpferisch.
Christian Winkler, Coach des EHC München, freute sich derweil
über zwei wichtige Punkte für sein Team, erkannte aber die starke Leistung der
Wizards auch an: „Es war ein hartes Stück Arbeit, in Stuttgart zu gewinnen. Die
Wizards haben uns alles abverlangt. Letztlich hatten wir auch das nötige Glück
in der Overtime. Entscheidender Vorteil zu unseren Gunsten war, dass wir mit
vier kompletten Reihen ständig Druck machen konnten und so am Ende noch etwas
frischer waren als Stuttgart mit drei Blöcken“, meinte Winkler.
Während München nach dem Punktgewinn in Stuttgart die
Qualifikation für die Play-offs in der Tasche hat, gilt es für die Wizards,
sich mit zwei starken Leistungen in den noch anstehenden Meisterrunden-Spielen anständig
von den Fans und in die Sommerpause zu verabschieden. „Realistisch gesehen haben
wir wohl keine Chance mehr auf die Play-offs, aber wir werden trotzdem kämpfen
bis zum Schluss und noch einmal alle Kräfte mobilisieren“, kündigt Trainer Wilbert
Duszenko an. Die erste Gelegenheit dazu hat sein Team am Sonntag bei den
Dresdner Eislöwen (20.03.2005, 18.00 Uhr), ehe die EC Hannover Indians am
Dienstag (22.03.2005, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) ihre Visitenkarte
in der Schwabenmetropole abgeben.
Stuttgart Wizards – EHC München 3:4 n.V. (2:2, 1:0, 0:1)
Tore: 1:0 (4:08) Jeff White (Andreas Klundt, John Sicinski)
5-4, 1:1 (7:33) Tim Leahy (Alexander Leinsle), 2:1 (9:16) Chris Norqual (Marc
Garthe), 2:2 (13:37) Tim Leahy (Fabian von Schilcher), 3:2 (21:00) Christian
Seeberger (John Sicinski, Andreas Klundt) 5-4, 3:3 (45:50) Alexander Wedl
(Andreas Attenberger, Patrick Vogl), 3:4 (63:16) Ron Newhook (Peter Brearley)
Strafminuten: Stuttgart 8, München 18
Zuschauer: 764