Wizards schrammen an Sensation vorbei

Im letzten Drittel hatten die Stuttgart Wizards, als Sechster der Eishockey-Oberliga Süd gerade noch in die Meisterrunde eingezogen, den souveränen Vorrunden-Champion aus dem Norden, die Dresdner Eislöwen, am Rande eines Punktverlustes. Weil die Stuttgarter aus ihren Chancen zu wenig machten, standen sie am Ende nach einem starken Spiel wegen der 2:3 (0:1, 2:2, 0:0)-Niederlage statt mit mindestens einem Zähler jedoch mit leeren Händen da. „Die Mannschaft hat alles probiert, doch es hat nicht sollen sein“, war Wizards-Trainer Wilbert Duszenko geknickt. „Im ersten Drittel hatten wir zu viel Respekt vor dem Gegner, erst im zweiten Abschnitt haben wir besser gespielt. Im Schlussdurchgang hätten wir das Spiel dann drehen können, haben jedoch unsere Chancen nicht genutzt“, befand der Schwetzinger. Am morgigen Sonntag (06.03.2005, 19.00 Uhr) kommt es nun am Pferdeturm in Hannover zum Duell der besten Oberliga-Torhüter der abgelaufenen Spielzeit: Tyrone Garner fordert mit den Wizards die gastgebenden Indians um Roman Kondelik heraus. „Wir fahren nach Hannover, um uns die Punkte zu holen, die wir gegen Dresden verschenkt haben“, gibt Wilbert Duszenko die Richtung klar vor.
Vor rund 1.100 Zuschauern – darunter etwa 150 Schlachtenbummler aus der Elbmetropole – auf der Stuttgarter Waldau begannen beide Teams am Freitagabend verhalten. Die gastgebenden Wizards waren von Trainer Wilbert Duszenko streng defensiv eingestellt worden, um den technisch und läuferisch überlegenen Geästen nicht ins offene Messer zu laufen. In den ersten zehn Minuten ging diese Taktik voll auf. Dresden hatte zwar die Mehrzahl an Chancen, die Stuttgarter Abwehr – allen voran der glänzend aufgelegte Tyrone Garner zwischen den Pfosten – war jedoch stets zur Stelle. In der 13. Minute war die Hintermannschaft der Wizards jedoch für einen kurzen Moment unaufmerksam, was Pavel Vit eiskalt bestrafte. Per Bauerntrick sorgte der Gästeangreifer für die Führung der Elbstädter. Die Wizards konnten sich hingegen gegen die gut stehende Abwehr der Eislöwen nur selten durchsetzen. Tauchten sie allerdings vor dem Gehäuse von Norbert Pascha auf, dann war dies stets brandgefährlich. Ein Treffer sprang dabei jedoch nicht heraus. Vielmehr hatte Dresden weiterhin die besseren Möglichkeiten und hätte bei konsequenterer Chancenverwertung im ersten Drittel noch das eine oder andere Tor mehr erzielen können, wenn nicht gar müssen. Die bravourös kämpfenden Wizards um den starken Garner stemmten sich in den ersten 20 Minuten jedoch erfolgreich gegen weitere Gegentore.
Im zweiten Durchgang hatten die Wizards das richtige Rezept gegen die technisch beschlagenen Gäste gefunden. Mit kompromisslosem Körperspiel schafften es die Zauberer ein ums andere Mal, der osteuropäisch geprägten Mannschaft von Trainer Jiri Kochta den Schneid abzukaufen und sich Raum für gefährliche Angriffe zu verschaffen. Norbert Pascha im Tor der Dresdner war trotz zahlreicher guter Möglichkeiten zunächst jedoch nicht zu überwinden. Stattdessen fiel während des offenen Schlagabtauschs Mitte des zweiten Drittels der zweite Treffer der Gäste. Aus einer unübersichtlichen Situation vor dem Stuttgarter Tor stocherte Dresdens Andreas Henkel die Scheibe zum 0:2 ins Netz (27.). Davon zeigten sich die Wizards allerdings wenig beeindruckt und versuchten weiter mit Kontern zum Erfolg zu kommen. Nach 31 Minuten wurde dieses Bemühen belohnt, als Michel Maaßen im Nachsetzen den 1:2-Anschlusstreffer erzielte. Die Freude der Blau-Gelben währte allerdings nicht lange. Keine zwei Minuten später wanderten zunächst Michael Heichele und dann auch Jeff White auf die Strafbank. Aus der Strafe gegen Heichele konnten die Eislöwen noch kein Kapital schlagen, doch kaum war der Ex-Bayreuther wieder zurück auf dem glatten Parkett, gelang Jedrzej Kasperczyk das vorentscheidende 1:3 (34.).
Die Hausherren ließen sich dadurch jedoch nicht aus dem Konzept bringen und gingen weiter engagiert in die Zweikämpfe. So kamen sie zu etlichen guten Möglichkeiten. Eine davon nutzte Andreas Klundt 40 Sekunden vor Ende des zweiten Spielabschnitts zum viel umjubelten 2:3-Anschlusstreffer (40.).
Im letzten Durchgang setzten die Wizards die Eislöwen weiter mit körperbetontem Spiel unter Druck und hatten gleich reihenweise gute Möglichkeiten, den mittlerweile mehr als verdienten Ausgleich zu erzielen. Die beste ließen die Blau-Gelben fünf Minuten vor Schluss ungenutzt, als sie sich in doppelter Überzahl befanden. Die Dresdner spielten im Stile einer Spitzenmannschaft jedoch ein sehr gutes Penalty-Killing und gaben Stuttgart keine Möglichkeit, entscheidend vors Gehäuse der Gäste zu kommen. Stattdessen ließen die Routiniers in Diensten der Eislöwen nichts mehr anbrennen und retteten den knappen, aufgrund ihrer technischen Überlegenheit aber verdienten, Sieg über die Zeit. Da die Wizards über 60 Minuten jedoch eine kämpferisch starke Leistung boten und insbesondere im letzten Drittel mehr vom Spiel hatten, wäre ein Punkt für die Stuttgarter allerdings durchaus genauso verdient gewesen.
So konnte sich denn auch Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko gar nicht mit der Niederlage anfreunden: „Die Mannschaft hat alles gegeben und es war heute leider nicht mehr drin. Gerade im letzten Drittel hatten wir allerdings genug Chancen, aus denen wir mehr hätten machen müssen. Deswegen ist diese Niederlage sehr bitter, auch wenn Dresden natürlich läuferisch und technisch klar besser war“, meinte der Schwetzinger.
Jiri Kochta, Coach der Dresdner Eislöwen, sprach von einem alles in allem verdienten Sieg seines Teams: „Wir hatten eine Vielzahl an Chancen und hätten auch höher gewinnen können. Dass uns das nicht gelungen ist, ist jedoch kein Zufall, denn Tyrone Garner ist ein starker Torhüter mit unglaublichen Reflexen, der ein sehr gutes Spiel geliefert hat. Im letzten Drittel war es noch mal spannend, weil Stuttgart sehr schnelle Stürmer hat. Bei der doppelten Unterzahl hatte ich zwar ein mulmiges Gefühl, aber wir haben mit drei Mann sehr gut verteidigt. Das war letztlich wohl auch der Schlüssel zum Sieg“, sagte Kochta.
Die Wizards richten den Blick nach der unglücklichen Niederlage schon wieder nach vorne. „Die Runde ist noch lang, Platz vier noch nicht außer Reichweite. Wir müssen nun versuchen, die gegen Dresden verlorenen Punkte in Hannover zurück zu holen, und zwar ohne Wenn und Aber“, fordert Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko. Beim Duell der besten Torhüter der Vorsaison – Wizard Tyrone Garner erhielt diese Auszeichnung in der Oberliga Südwest, Hannovers Goalie Roman Kondelik in der Südost-Staffel – am altehrwürdigen Pferdeturm in Hannover (Sonntag, 06.03.2005, 19.00 Uhr) müssen die Wizards allerdings möglicherweise auf Georg Hessel verzichten. Der kampfstarke Stürmer bekam gegen Dresden einen harten Check auf die Schulter und droht auszufallen. Ob er spielen kann, wird sich am Sonntag kurzfristig entscheiden.
Stuttgart Wizards – Dresdner Eislöwen 2:3 (0:1, 2:2, 0:0)
Tore: 0:1 (12:45) Pavel Vit (Petr Sikora, Andreas Henkel), 0:2 (26:08) Andreas Henkel (Petr Sikora, Pavel Vit), 1:2 (30:15) Michel Maaßen (Marc Mundil, Christian Seeberger), 1:3 (33:36) Jedrzej Kasperczyk (Pavel Weiß, Martin Masak) 5-4, 2:3 (39:20) Andreas Klundt (John Sicinski, Marc Garthe)
Strafminuten: Stuttgart 10, Dresden 10
Zuschauer: 1.106