Wizards machen Zweitligist Bietigheim das Leben schwer

Erneut zog Eishockey-Oberligist Stuttgart Wizards im dritten Testspiel für die Mitte September beginnende Saison gegen einen hochkarätigen Gegner den Kürzeren. Am Sonntagabend waren die Cracks von Wilbert Duszenko dem benachbarten Zweitligisten SC Bietigheim-Bissingen über weite Strecken ein ebenbürtiger Gegner, machten aber – im Gegensatz zu den Steelers – zu wenig aus ihren Torchancen und unterlagen 1:5 (0:3, 0:0, 1:2). Nach Spielende richtete Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko deutliche Worte an seine Akteure: „Einige meiner Spieler scheinen nicht zu wissen, dass Eishockey ein Mannschaftssport ist. Nur wenn wir engagiert und kompromisslos – so wie der erst 16 Jahre alte Nachwuchsstürmer Artur Groß – zu Werke gehen, können wir als Team Erfolg haben. Im nächsten Training werden wir daran arbeiten, denn wir haben noch einiges zu tun bis zum Saisonstart“, so der 53-Jährige. Dass die Wizards die Vorgaben ihres Trainers umsetzen, können sie bereits am kommenden Mittwoch (01.09.2004, 20.00 Uhr) unter Beweis stellen, wenn die vom ehemaligen Nauheimer Frank Carnevale trainierten Canadian University All Stars, eine Auswahlmannschaft aus Toronto, zu Gast auf der Waldau in Stuttgart sind. Weiter geht das Vorbereitungsprogramm am kommenden Wochenende mit zwei Testspielen gegen die Heilbronner Falken, die ebenfalls in der Oberliga Südwest an den Start gehen. Am Freitag, 03.09.2004, 20.00 Uhr, gastieren die Raubvögel in Stuttgart, ehe am Sonntag, 05.09.2004, 18.30 Uhr, das Rückspiel im Unterland auf dem Programm steht.
Wo die Wizards der Schuh drückt, bekamen sie gleich zu Beginn der Partie vor 613 Zuschauern auf der Stuttgarter Waldau – darunter etwa 150 aus Bietigheim – von den Steelers schonungslos aufgezeigt. Im neu formierten Team der Zauberer fehlt die Abstimmung zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen, das Umschalten von Abwehr auf Angriff erfolgt noch zu langsam.
Ganz anders bei den Gästen aus Bietigheim. Von den Wizards nicht energisch genug gestört, hebelten die Steelers in Unterzahl mit klugen Pässen blitzschnell die Stuttgarter Defensive aus und tauchten innerhalb von 24 Sekunden zwei Mal gefährlich vor Wizards-Keeper Tyrone Garner auf. Beide Male hatten Brad Rooney und Patrick Vozar keine Mühe, die Scheibe im Stuttgarter Gehäuse unterzubringen und die Partie so frühzeitig zugunsten der Gäste zu beeinflussen. (1./2.).
Nach der kalten Dusche benötigten die Wizards einige Minuten, um sich wieder zu fangen, kamen dann aber zu ersten guten Chancen. Christian Krüger im Tor der Steelers ließ sich jedoch nicht überwinden, so dass die Stuttgarter weiter einem Rückstand hinterher liefen. Im Eishockey rächen sich ausgelassene Torchancen meist, so war es auch dieses Mal: Nach 17 Minuten zogen die Gäste von der Enz ein gefälliges Powerplay auf. Andrej Kovalev fackelte nicht lange und nach seinem satten Schuss schlug die Scheibe bereits zum dritten Mal hinter Tyrone Garner ein – 0:3 aus Stuttgarter Sicht (16.), gleichzeitig der Pausenstand.
Offensichtlich fand Stuttgarts Coach Wilbert Duszenko in der Unterbrechung die richtigen Worte, denn die Wizards gingen im zweiten Durchgang wesentlich engagierter zu Werke, störten die Gäste aus Bietigheim früh und ließen den Zweitliga-Favoriten so nicht zur Entfaltung kommen. Vor allem die erste Reihe der Blau-Gelben mit Andreas Klundt, Peter Westerkamp und Marc Garthe sorgte für etliche Großchancen, wie schon am Freitag gegen Chur gingen die Wizards mit ihren Möglichkeiten aber zu nachlässig um. Bietigheim seinerseits tat nicht mehr als nötig, im zweiten Abschnitt gab es keine Tore zu bejubeln.
Jubeln durften die Fans der Stuttgarter erst knapp zehn Minuten vor Ende der Partie. Die Wizards gaben noch einmal Vollgas, erspielten sich Chance um Chance und Andreas Klundt war zur Stelle. Bei seinem Abstauber zum 1:3 (50.) gab es für Steelers-Torwart Daniel Wrobel, der nach einer halben Stunde Christian Krüger abgelöst hatte, nichts zu halten.
Die Freude der Blau-Gelben währte jedoch nur ganze 62 Sekunden. Wieder einmal waren die Gastgeber zu weit aufgerückt, leiteten die Steelers mit einem schnellen Pass einen Konter ein, den Chris Straube eiskalt zum 1:4 verwertete. Die Wizards gaben sich trotz des deutlichen Rückstandes nicht auf – vor allem die beiden Nachwuchsstürmer Artur Groß und Ron Horvath wussten durch enormes Engagement zu gefallen – und hatten noch einige Chancen, Tore erzielten indes nur noch die Gäste aus Bietigheim.
Beim Schlusspunkt zum 1:5 (57.) war das Team von Trainer Danny Naud einmal mehr ein Musterbeispiel für Kaltschnäuzigkeit. Björn Friedl zog trocken ab und veranschaulichte damit den größten Unterschied zwischen Wizards und Steelers an diesem Abend. Die Zauberer wollten selbst in aussichtsreichster Position den Pass zum vermeintlich besser postierten Nebenmann spielen, anstatt selbst zu schießen. So ging der Sieg der Gäste auf jeden Fall in Ordnung, fiel jedoch etwas zu hoch aus. Ein besseres Ergebnis verbauten sich die Wizards durch die mangelhafte Chancenverwertung jedoch selbst – Gelegenheiten zu weiteren Treffern hatten sie jedenfalls reichlich.
Trotz des deutlichen Erfolgs war Bietigheims Coach Danny Naud nach Spielende nicht gänzlich zufrieden mit seinem Team: „Ich hätte mir von unseren Spielern noch mehr Biss gewünscht. Zwar haben wir jetzt drei Testspiele innerhalb von drei Tagen absolviert, deswegen fehlt die Frische ein wenig. Dennoch möchte ich, dass mein Team dieses Jahr in jedem Spiel über 60 Minuten hart arbeitet, was heute nicht der Fall war. Wir haben uns auf einfaches Eishockey besonnen und sind so zum Erfolg gekommen. Ich denke, der Sieg geht in Ordnung.“
So sah es auch Wilbert Duszenko, Trainer der Wizards, auf der Pressekonferenz: „Ich gratuliere den Steelers zum verdienten Sieg. Wir hatten heute keine eingespielten Reihen, und uns hat mit John Sicinski ein Denker und Lenker gefehlt, das war nicht zu übersehen. Ich hoffe, dass John gegen Heilbronn wieder spielen kann. Meine Mannschaft hat heute zu umständlich agiert. Zudem achten einige meine Spieler zu sehr auf ihren persönlichen Erfolg. So können wir nichts erreichen, denn Eishockey ist ein Mannschaftssport. Nur wenn alle gut defensiv arbeiten, gewinnen wir Spiele. Dass es hier noch viel zu tun gibt, haben uns die Steelers gezeigt. Artur Groß hat mit seinen 16 Jahren heute ein tolles Spiel geboten, ging ohne Scheu in die Zweikämpfe. Typen mit dieser Einstellung bringen uns weiter“, so Duszenko, der ein hartes Training ankündigt: „Am Dienstag werden wir intensiv an unseren Fehlern arbeiten, dann werden die Spieler wissen, wie ich mir erfolgreiches Eishockey vorstelle.“
Die Wizards wollen die Vorgaben ihres Trainers natürlich umsetzen und können dies bereits am kommenden Mittwoch, 01.09.2004, zeigen. Dann sind um 20.00 Uhr die Canadian University All Stars, eine College-Auswahl aus Toronto, zu Gast in Stuttgart. Eine echte Standortbestimmung erwartet die Blau-Gelben dann am Wochenende gegen Zweitliga-Absteiger und Ligakonkurrent Heilbronner Falken. Der erste Teil des Doppel-Vergleichs steigt am Freitag, 03.09.2004, 20.00 Uhr, im Eissport-Zentrum Waldau in Stuttgart-Degerloch, ehe es am Sonntag, 05.09.2004, 18.30 Uhr, in Heilbronn zum Rückspiel kommt.
Stuttgart Wizards – SC Bietigheim-Bissingen 1:5 (0:3, 0:0, 1:2)
Tore: 0:1 (0:56) Brad Rooney (Jury Lütgen, Markus Wieland) 4-5, 0:2 (1:20) Patrick Vozar (Andrej Kovalev, Christopher Schadewaldt) 4-5, 0:3 (16:19) Andrej Kovalev (Patrick Vozar) 5-4, 1:3 (49:34) Andreas Klundt (Jeff White, Marc Garthe), 1:4 (50:36) Chris Straube (Brad Rooney, Alexandre Jacques), 1:5 (56:37) Björn Friedl (Robert Gratza)
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