Wizards können Heilbronner Abwehrbollwerk im Derby nicht knacken

Mit den Heilbronner Falken haben die Stuttgart Wizards in dieser Saison ihre liebe Mühe. Auch im dritten Derby zog der Eishockey-Oberligist aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt den Kürzeren und musste vor fast 2.000 Besuchern auf der Stuttgarter Waldau eine 1:3 (0:2, 1:0, 0:1)-Niederlage hinnehmen. „Wir waren im ersten Abschnitt zu sorglos in der Defensive und lagen nach zwei genialen Pässen von Igor Dorochin prompt 0:2 zurück. Ab dem zweiten Drittel kann ich meinem Team keinen Vorwurf machen, es hat gekämpft, alles probiert, sich Chancen erarbeitet. Heilbronn stand jedoch kompakt, hatte einen starken Keeper und war sehr zweikampfstark. So sind wir leider nicht wie gewohnt zum Zug gekommen“, bilanzierte Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko. Trotz der Niederlage rangieren die Blau-Gelben weiter auf Platz fünf der Oberliga-Gruppe Süd, den sie mit einem dreifachen Punktgewinn am Sonntag (02.01.2005, 18.00 Uhr) beim ESV Hügelsheim festigen wollen.
Am Donnerstagabend auf der Waldau trugen auch rund 650 Falken-Fans aus dem Unterland ihren Teil zur besten Zuschauerkulisse in der Geschichte der Stuttgart Wizards bei. Positiver Nebeneffekt des guten Besuchs: Die Benefizaktion der Zauberer zugunsten der Flutopfer in Südasien war ein voller Erfolg. Der Ticketverkauf an der Abendkasse und die Stadionmiete, die die Stadt Stuttgart dankenswerterweise für die gute Sache spendete, erbrachten exakt 1.563,53 Euro. Diesen Betrag stellen die Blau-Gelben nun ihrem Stammverein Stuttgarter EC zur Verfügung, der ihn über sein eigens eingerichtetes Spendenkonto bei der Landesbank Baden-Württemberg (BLZ: 600 501 01, Kontonummer: 240 96 61, Kontoinhaber: Stuttgarter Eishockey Club e.V.) an eine der zahlreichen vor Ort tätigen Hilfsorganisationen weiterleiten wird.
Auf dem Eis bestimmten die Gäste aus Heilbronn gleich zu Beginn das Geschehen. Aus einer sicheren Defensive heraus sorgten die Falken mit schnellen Spielzügen immer wieder für große Gefahr vor dem Stuttgarter Gehäuse. Zwar konnte Tyrone Garner zunächst alle Versuche parieren, in der sechsten Spielminute musste sich der Kanadier in Diensten der Wizards jedoch das erste Mal geschlagen geben. Mike Henderson konnte den Puck nach einem präzisen Querpass von Igor Dorochin völlig unbedrängt aus kurzer Distanz einschieben und erzielte so die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung für die Falken.
Auch in der Folgezeit hatten die Unterländer mehr vom Spiel. Mit aggressivem Forechecking setzten sie die Wizards ständig unter Druck und ließen den Sturm nicht zur Entfaltung kommen. Torchancen der Hausherren waren im ersten Durchgang daher Mangelware und gefährliche Angriffe resultierten meist aus Einzelaktionen, mit denen der starke David Belitski im Tor den HEC allerdings keine Mühe hatte.
Kurz vor Ablauf der ersten 20 Minuten in einem engen Derby wurden die Wizards erneut kalt erwischt und mussten das 0:2 hinnehmen. Der Treffer war eine fast identische Kopie des ersten Heilbronner Tores, dieses Mal schloss jedoch Marc Bruns den Spielzug nach Dorochins Querpass erfolgreich ab.
In der Kabine schien Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko die richtigen Worte an sein Team gerichtet zu haben, denn im zweiten Abschnitt zeigten sich die Wizards wesentlich aggressiver und nahmen die Zweikämpfe an. So fanden sie immer besser ins Spiel und kamen zu einigen hochkarätigen Chancen, die Heilbronns Keeper David Belitski jedoch allesamt vereiteln konnte. Nach 33 Minuten durften die Stuttgarter Fans auf der Waldau dann allerdings doch jubeln. Michel Maaßen setzte sich vor dem Tor schön durch, verwertete einen Abpraller von Peter Westerkamp eiskalt und brachte sein Team mit dem 1:2 zurück ins Spiel. Nun drückten die Wizards auf den Ausgleich, fanden jedoch stets im glänzend reagierenden Belitski ihren Meister und mussten auch im Schlussdrittel einem Rückstand hinterherlaufen.
Dort wogte die Partie hin und her. Beide Mannschaften hatten gute Möglichkeiten, das Spiel zu ihren Gunsten zu beeinflussen, die Torhüter erwiesen sich jedoch als Meister ihres Fachs und ließen zunächst keine weiteren Treffer zu.
In der 48. Spielminute versetzten die Falken den Wizards den endgültigen K.O.: Gästestürmer Hansi Becker zog nach einem gewonnen Bully vor dem Stuttgarter Tor ungehindert in Richtung Tyrone Garner und überwand den Schlussmann der Zauberer zum Spiel entscheidenden 1:3.
Anschließend probierten die Hausherren noch einmal alles, um ins Spiel zurück zu kommen. Heilbronn zeigte jedoch, dass es nicht von ungefähr auf dem zweiten Tabellenplatz rangiert und über die stabilste Defensive der Liga (61 Gegentore in 26 Spielen) verfügt. Die Wizards wurden früh im Spielaufbau gestört und fanden kaum einmal eine Anspielstation. So hatten die Zauberer keine Gelegenheit mehr zur Resultatsverbesserung und mussten im dritten Vergleich mit den Heilbronner Falken zum dritten Mal die Punkte abgeben.
Trotz der Niederlage attestierte Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko seiner Mannschaft ein gutes Spiel: „Das Derby hatte gutes Oberliga-Niveau. Wir haben im zweiten und dritten Drittel gekämpft, gerackert und alles probiert. Im ersten Spielabschnitt waren wir in der Defensive noch zu sorglos und mussten deshalb immer einem Rückstand hinterherlaufen. Um gegen ein zweikampfstarkes und defensiv stabiles Team wie den HEC ein Spiel drehen zu können, muss man mit Schüssen von der blauen Linie Druck machen und den Gegner zu Fehlern zwingen. Da sind wir zu unerfahren und haben in Jeff White nur einen offensivstarken Abwehrspieler. So ist es fast unmöglich, gegen die kompakten Falken noch einmal ins Match zurück zu kommen, vor allem, da David Belitski einen sehr guten Job gemacht hat. Wir wollten nach dem Match gegen Ravensburg, dessen Ergebnis vielleicht etwas zu hoch ausgefallen ist, mit spielerischen Mitteln erfolgreich sein. Heilbronn hat jedoch stets gut auf den Körper gespielt und uns deswegen nicht so zur Entfaltung kommen lassen wie gewohnt. Deshalb geht der Heilbronner Sieg vollkommen in Ordnung “, so das Statement des Übungsleiters.
Duszenkos Heilbronner Kollege Rico Rossi freute sich hingegen über den dritten Sieg im dritten Vergleich beider Teams: „Natürlich bin ich zufrieden mit dem Spiel. Wieder ein Derbysieg in toller Derbyatmosphäre. Es war ein tolles Match beider Teams, das jede Mannschaft hätte gewinnen können. Wir hatten ein starkes erstes Drittel, Stuttgart ein tolles zweites und der letzte Spielabschnitt war dann ausgeglichen. Ein großes Kompliment an meine Mannschaft, die sehr schnell lernt und es geschafft hat, in den letzten beiden Spielen drei Systeme umzusetzen. Sie weiß, was nötig ist, um erfolgreich zu sein“, befand Rossi.
Ungeachtet der Niederlage richten die Wizards den Blick optimistisch nach vorn: „Wir sind selbst in der Lage und haben genügend Potential, in den noch ausstehenden Spielen die nötigen Punkte für den Einzug in die Meisterrunde zu sammeln“, so Trainer Wilbert Duszenko. Einen weiteren Schritt in Richtung des großen Ziels möchte sein Team bereits einen Tag nach Neujahr (Sonntag, 02.01.2005) machen, wenn um 18.00 Uhr das dritte Derby binnen sechs Tagen, nämlich das Gastspiel beim ESV Hügelsheim, ansteht. „Auf der kleinen Eisfläche steht uns dort ein heißer Tanz bevor. Wenn wir jedoch diszipliniert auftreten und unsere Chancen konsequent verwerten, sind drei Punkte drin. Das ist natürlich unser Ziel – auch, um die 4:6-Niederlage aus dem Hinspiel auszumerzen“, zeigt sich der 54-Jährige optimistisch.