Wizards: Individuelle Fehler führen auf Verlierstraße

Zwei absolut ebenbürtige Teams standen sich am Sonntagabend am Hannoveraner Pferdeturm in den ersten beiden Dritteln des Spiels der Meisterrunden-Gruppe B der Eishockey-Oberliga gegenüber. Weder die heimischen Indians noch die Stuttgart Wizards konnten sich entscheidend absetzen und nach 40 Minuten war ein leistungsgerechtes 1:1 zu verzeichnen. Dann jedoch leisteten sich die Gäste aus Baden-Württemberg innerhalb von knapp zwei Minuten zwei Schnitzer in der Hintermannschaft, mit denen Hannover das Spiel zu seinen Gunsten entscheiden konnte. „Ich denke, die Zuschauer haben heute ein gutes Spiel gesehen. Zwei Drittel lang war es sehr ausgeglichen. Dann ist jedoch etwas passiert, was sich bei uns wie ein roter Faden durch die Saison zieht. Wir haben uns wieder einmal individuelle Fehler erlaubt, die Hannover mit zwei Toren eiskalt bestraft hat. Ich kann meiner Mannschaft den Willen zwar nicht absprechen, sie hat versucht, das Spiel noch zu drehen. Derartige Fehler dürfen jedoch nicht vorkommen, wenn man ein Eishockeyspiel auswärts gewinnen will“, ärgerte sich Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko über die einmal mehr vermeidbare Niederlage. Am kommenden Wochenende messen sich die Stuttgart Wizards zwei Mal mit den Blue Lions Leipzig. Zunächst reisen sie am Freitag (11.03.2005, 20.00 Uhr) nach Sachsen, ehe der Aufsteiger am Sonntag (13.03.2005, 18.45 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) in der Schwabenmetropole gastiert.
Vor knapp 2.200 Zuschauern am Pferdeturm in Hannover begannen die heimischen Indians am Sonntagabend recht offensiv und prüften gleich zu Beginn ein ums andere Mal die Fangkünste von Stuttgarts Keeper Tyrone Garner. Aber auch die Gäste aus Baden-Württemberg (die ohne den an der Schulter verletzten Georg Hessel antreten mussten) versteckten sich nicht und so entwickelte sich im ersten Durchgang ein munteres Spiel, in dessen Verlauf die Großstadtindianer aus Hannover zu den besseren Chancen kamen, den langsam an seine Vorjahresform anknüpfenden Ty Garner im Wizards-Kasten zunächst jedoch nicht überwinden konnten. Doch auch Garners Gegenüber Roman Kondelik, in der abgelaufenen Saison bester Keeper der Oberliga Südost, zeigte etliche spektakuläre Paraden, so dass nach 20 Minuten eigentlich alles auf ein leistungsgerechtes 0:0 hinzudeuten schien. 31 Sekunden vor der ersten Sirene war die Stuttgarter Abwehr jedoch kurzzeitig nicht im Bilde und ließ zwei Indians-Stürmer alleine auf Tyrone Garner zusteuern. Patrick Saggau ließ sich diese Überzahlsituation nicht entgehen und erzielte die Führung der Indians – zu einem für die Wizards denkbar ungünstigen Zeitpunkt.
Trotzdem ließen sich die Zauberer nicht aus dem Konzept bringen und warteten weiter geduldig auf ihre Chancen. Allerdings ließ die Abwehr der Indianer nur sehr wenige Möglichkeiten zu, und Roman Kondelik war in brenzligen Situationen stets zur Stelle. Überhaupt blieb vieles im Angriff der Zauberer Stückwerk, Torszenen resultierten meist aus Einzelaktionen. Richtig zwingend agierten die Wizards hingegen in der 28. Minute in numerischer Überlegenheit, die Jay Woodcroft zum verdienten 1:1-Ausgleich nutzen konnte. Im Anschluss daran kamen beide Teams zu weiteren guten Möglichkeiten, die beiden Torhüter Garner und Kondelik – von Hannovers Coach Greg Thomson nach Spielende zurecht als beste Schlussmänner der Liga gelobt – waren jedoch in Abschnitt zwei nicht mehr zu bezwingen.
Zu Beginn des Schlussdurchgangs spielten die Stuttgart Wizards gut mit und hätten durchaus in Führung gehen können, brachten sich jedoch durch zwei kurze Unaufmerksamkeiten selbst um den möglichen Lohn ihrer Arbeit. Zunächst bekam die Stuttgarter Hintermannschaft Robby Sandrock an der eigenen blauen Linie nicht in den Griff. Der Schlenzer des frühren Iserlohner DEL-Verteidigers aus spitzem Winkel, der eigentlich mehr als Pass gedacht war, wurde unglücklich abgefälscht und war so für Tyrone Garner nicht zu halten – 1:2 nach 43 Minuten. Die Indians suchten nun die Entscheidung und schafften es 117 Sekunden später, genau diese herbeizuführen. Patrick Saggau überwand den glänzend aufgelegten Garner im Tor der Wizards zum vorentscheidenden 1:3. In der letzten Viertelstunde gaben die Gäste zwar noch einmal Gas, um ins Match zurück zu finden. Torchancen hatten sie dazu in ausreichend großer Zahl, allerdings scheiterten sie wie schon in den Spielen zuvor auch an ihrer schlechten Chancenverwertung und mussten so trotz großen Kampfes die zweite Auswärtsniederlage in der Meisterrunde hinnehmen.
Dennoch wollte Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko, der früher bereits selbst am Pferdeturm hinter der Bande gestanden hatte, seiner Mannschaft den Willen nicht absprechen: „Wir haben heute alles probiert, aber leider im dritten Drittel die Chancen nicht genutzt Es war ein gutes Oberliga-Match, in dem uns Ty Garner stets im Spiel gehalten hat. Zwei Drittel lang war die Partie sehr ausgeglichen. Danach haben wir uns allerdings wieder individuelle Schnitzer erlaubt, die sich wie ein roter Faden durch die ganze Saison ziehen und uns immer wieder Punkte kosten. Hannover war ein starker Gegner und hat zu Recht gewonnen. Wenn wir auswärts punkten wollen, müssen wir unsere individuelle Fehlerquote schnell minimieren“, befand der 54-Jährige.
Indians-Coach Greg Thomson war nach dem ersten dreifachen Punktgewinn der Meisterrunde hingegen sehr zufrieden: „Jeder hat gewusst, wie wichtig das Spiel für uns war und die Mannschaft ist sehr engagiert zu Werke gegangen. Ich denke, wir haben verdientermaßen gewonnen, weil wir insgesamt mehr vom Spiel hatten. Das zeigt auch die Torschuss-Statistik von 50:24 zu unseren Gunsten. Allerdings haben die Wizards eine starke Mannschaft und vor allem in Ty Garner einen starken Torhüter, der es uns nicht einfach gemacht hat. Er ist gemeinsam mit Roman Kondelik der mit Abstand beste Keeper der beiden Oberligen. Wir werden jetzt versuchen, unsere Erfolgsserie nächste Woche gegen München auszubauen“, so Thomson.
Die Wizards hingegen peilen fürs kommende Wochenende zunächst die Rückkehr in die Erfolgsspur an. In den beiden Duellen mit den Blue Lions aus Leipzig (Freitag, 11.03.2005, 20.00 Uhr, in Sachsen und Sonntag, 13.03.2005, 18.45 Uhr, im Eissport-Zentrum Waldau in Stuttgart-Degerloch) sind Punktgewinne fast schon Pflicht, um die Chancen auf die Play-off-Teilnahme aufrecht zu erhalten. „Das ist nach wie vor unser Ziel und dafür werden wir in beiden Spielen jeweils bis an unsere Grenzen gehen“, kündigt Stuttgarts Coach Wilbert Duszenko an.
EC Hannover Indians – Stuttgart Wizards 3:1 (1:0, 0:1, 2:0)
Tore: 1:0 (19:29) Patrick Saggau (Benjamin Hecker, Marian Rohatsch), 1:1 (27:17) Jay Woodcroft (John Sicinski, Peter Westerkamp) 5-4, 2:1 (42:31) Robby Sandrock, 3:1 (44:28) Patrick Saggau (Max Lingemann, Michael Dahms)
Strafminuten: Hannover 6 + 10 Disziplinarstrafe gegen Max Lingemann (Reklamieren), Stuttgart 8
Zuschauer: 2.135