Wizards: Bittere Auftaktniederlage in Miesbach

Zu Beginn der Saison 2004/05 haben die Stuttgart Wizards einen Rückschlag hinnehmen müssen. Am Freitagabend unterlag der Eishockey-Oberligist beim TEV Miesbach 1:4. Die Stuttgarter gerieten früh in Rückstand und konnten diesen nicht mehr wettmachen, durch zahlreiche Undiszipliniertheiten und insgesamt 59 Strafminuten brachten sie sich zudem selbst um ein besseres Ergebnis. „Wir haben die ersten zehn Minuten regelrecht verschlafen und dem Gegner zu viel Raum gelassen. Wenn man erst nach einem 0:2-Rückstand anfängt, Eishockey zu spielen und so viele Strafzeiten kassiert wie wir, kann man kein Spiel gewinnen“, war Stuttgarts Coach Wilbert Duszenko ob der Disziplinlosigkeit seiner Schützlinge angefressen. Das morgige Heimspiel gegen Topfavorit EHC München (19.09.2004, 18.45 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) müssen die Wizards indes mit dem letzten Aufgebot bestreiten: Peter Westerkamp ist nach einer Spieldauerdisziplinarstrafe in Miesbach gesperrt, Neuzugang Jay Woodcroft erst am kommenden Freitag in Füssen spielberechtigt und Verteidiger Thorsten Fischer fällt mit einer Schulterverletzung aus. Stürmer Michel Maaßen plagen Leistenprobleme, sein Einsatz am Sonntag ist noch fraglich. „Das macht es für uns nicht einfacher. Wir sind krasser Außenseiter, doch ich erwarte eine Trotzreaktion der Mannschaft. Wir werden uns nicht verstecken und versuchen, München zu ärgern“, kündigt Duszenko an.
Am Freitagabend in Miesbach wurden die Wizards zu Beginn der Partie von einer regelrechten Angriffswelle des gastgebenden TEV überrollt. Stuttgart brachte in den ersten zehn Minuten kein Bein aufs Eis, die Gastgeber konnten ungehindert kombinieren und tauchten ein ums andere Mal völlig frei vor Tyrone Garner im Wizards-Gehäuse auf. Der Kanadier musste mehrfach Kopf und Kragen riskieren, um einen frühen Rückstand zu verhindern. In der 10. Minute war er jedoch erstmals geschlagen, als Ludwig Schmid im Powerplay aus spitzem Winkel abzog und Garner die Scheibe unglücklich durch die Schoner rutschte.
Nach der Führung gab Miesbach weiter Vollgas und hob die Stuttgarter Abwehr immer wieder mit schnellen Pässen aus den Angeln. Auch in der 12. Spielminute konnte Miesbachs Sebastian Deml in Überzahl völlig ungehindert vors Stuttgarter Gehäuse ziehen und hatte keine Mühe, Tyrone Garner zum 2:0 zu überwinden.
Erst jetzt kamen die Wizards besser ins Spiel, gingen konsequenter in die Zweikämpfe und kamen zu ersten Chancen. Dennoch lief im Spielaufbau nicht viel zusammen, gefährliche Aktionen resultierten meist aus Einzelleistungen. So auch in der 19. Spielminute, als Peter Westerkamp mit einem satten Schuss den Anschlusstreffer erzielte und die Wizards damit kurz vor der ersten Pause wieder ins Spiel brachte.
Im zweiten Durchgang hatten sich die Wizards besser auf den Gegner eingestellt, wurden jedoch erneut eiskalt erwischt: Nur 69 Sekunden nach Wiederanpfiff gelang Roman Slezak, der von der Stuttgarter Defensive nicht energisch genug gestört worden war, das 3:1 für Miesbach, wiederum im Powerplay (22.).
Das Spiel flachte anschließend etwas ab. Miesbach musste seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen und die Wizards übernahmen die Kontrolle. Sie hatten nun Chance um Chance, agierten im Abschluss jedoch zu überhastet und ließen selbst beste Möglichkeiten ungenutzt. So konnte Miesbach, das gegen Ende des Mitteldrittels konditionell deutlich abgebaut hatte, seinen Zwei-Tore-Vorsprung mit in die Kabine nehmen.
Nach einer übermäßig langen, aufgrund eines umfangreichen Showprogramms 35 Minuten dauernden Drittelpause mobilisierten die Wizards im Schlussdrittel noch einmal alle Kräfte, um doch noch den Ausgleich zu erzielen. Der TEV Miesbach war jedoch immer einen Schritt schneller und unterband die Angriffsbemühungen der Blau-Gelben bereits im Ansatz. Zudem leisteten sich die Zauberer einige unnötige Strafzeiten. Spätestens als der Unparteiische, der mit einigen zweifelhaften Entscheidungen den Unmut der Stuttgarter Fans auf sich gezogen hatte, Peter Westerkamp nach einem Bandencheck in der 50. Minute zum Duschen schickte, war die Partie endgültig verloren.
Die Wizards überstanden die anschließende fünfminütige Unterzahl zwar unbeschadet, hatten jedoch keine Kraft mehr, noch einen Treffer nachzulegen. Stattdessen gelang Miesbachs Derek Allan in der 57. Minute das vierte Tor – erneut in Überzahl – zum 4:1-Endstand für die Oberbayern.
Wilbert Duszenko, Stuttgarts Coach, sprach auf der anschließenden Pressekonferenz von einem verdienten Miesbacher Sieg, bemängelte aber die Disziplin und Chancenverwertung seiner Truppe: „Der Sieg des TEV geht in Ordnung. Wir haben uns zu viele Strafen abgeholt. Außerdem haben wir im alleine zweiten Drittel zwar 27 Schüsse auf das Miesbacher Gehäuse abgegeben, aber keinen einzigen Treffer erzielt. So kann man nicht gewinnen“, erklärte Duszenko.
Sein Miesbacher Kollege John Samanski, in den 80er-Jahren gefürchteter Torjäger des EV Stuttgart, war hingegen voll des Lobes für seine Mannschaft. „Wir haben heute bis zum Schluss toll gespielt. Jeder hat für den anderen gekämpft. Auch die Zuschauer haben uns toll unterstützt, zudem haben die Special Teams gut funktioniert. Das war sicher mit entscheidend“, so Samanski.
Die Wizards möchten sich mit einer starken Leistung am Sonntag (19.09.2004, 18.45 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) gegen den EHC München rehabilitieren, um keinen Fehlstart hinzulegen. Dass dies freilich alles andere als leicht wird, weiß auch Trainer Wilbert Duszenko: „Wir sind natürlich krasser Außenseiter, wollen aber versuchen, München zu ärgern. Die Mannschaft muss zeigen, dass sie Charakter hat und ich hoffe, dass uns die Zuschauer lautstark unterstützen“, sagt Duszenko. Sorgen bereitet dem Übungsleiter ein Blick auf seinen Kader. Peter Westerkamp ist nach seiner Spieldauerdisziplinarstrafe in Miesbach morgen gesperrt, Neuzugang Jay Woodcroft noch nicht spielberechtigt. „Er ist am Donnerstag erst zwei Stunden später in Stuttgart gelandet als geplant. Deswegen haben wir es zeitlich nicht mehr geschafft, eine Spielberechtigung fürs Wochenende bekommen. In Füssen wird Jay uns aber zur Verfügung stehen“, erklärt Wilbert Duszenko. Darüber hinaus muss der Schwetzinger auf Thorsten Fischer (Schulterverletzung) und möglicherweise auch Michel Maaßen verzichten, der von Leistenbeschwerden geplagt wird. „Das macht es für uns natürlich nicht einfacher. Wir werden aber dennoch 60 Minuten Vollgas geben“, verspricht Duszenko den Münchnern einen heißen Tanz.
Das „Duell der Hauptstädte“ steigt am morgigen Sonntag, 19.09.2004, im Eissport-Zentrum Waldau in Stuttgart-Degerloch. Spielbeginn ist um 18.45 Uhr.
TEV Miesbach – Stuttgart Wizards 4:1 (2:1, 1:0, 1:0)
Tore: 1:0 (9:50) Ludwig Schmid (Sebastian Deml) 5-4, 2:0 (11:58) Sebastian Deml 5-4, 2:1 (18:54) Peter Westerkamp (Michael Heichele), 3:1 (21:09) Roman Slezak (Robert Davis) 5-4, 4:1 (56:41) Derek Allan (Michael Waldschütz) 5-4
Strafzeiten: Miesbach 26, Stuttgart 34 + 5 + Spieldauerdisziplinarstrafe (Bandencheck) gegen Peter Westerkamp
Zuschauer: 445