Vereine schlagen Nordostdeutsche Eishockeyliga vor
Wölfe verzichten auf Oberliga-TeilnahmeNord- und ostdeutsche Vereine aus der Oberliga und den Regionalligen trafen sich - und veröffentlichen ein Positionspapier. Das ist der Wortlaut:
"Am 21. Februar trafen sich auf Einladung der Harzer Wölfe Vereinsvertreter der gegenwärtigen Oberliga, der Regionalliga Ost und der Regionalliga Nord zu einem Erfahrungsaustausch in Braunlage. Zu dieser Zusammenkunft waren auch die Ligenleiter der entsprechenden Landesverbände eingeladen. Dieser Einladung folgten die Oberligisten ESC Halle 04 und Rostock Piranhas, die letztjährigen Oberligisten Erfurt sowie die beiden derzeit in ihrer Staffel führenden und somit derzeit sportlich qualifizierten Regionalligisten Harzer Wölfe und ECC Preussen. Als Gäste waren zwei Vertreter aus dem Umfeld des Insolvenzverwalters der Blue Lions aus Leipzig (Herr RA Paul) zugegen, um sich ein Bild der gegenwärtigen Situation zu verschaffen.
Sinn und Zweck des Zusammentreffens war nicht, wie jetzt von einigen kolportiert, die Bildung einer „wilden Liga“, sondern ein Erfahrungsaustausch mit „Alt-Oberligisten“ und Bewerbern. Insofern konnte auch der Vertreter aus Erfurt die Erfahrungen seines Vereins aus der Oberligazugehörigkeit zugänglich machen.
Die derzeitigen Oberligisten Halle und Rostock machten deutlich, dass sie weiter in der Oberliga spielen wollen. Es liegt jedoch in der Verantwortung der Geschäftsführung des DEB und der ESBG, einen Modus anzubieten, der sportlich und wirtschaftlich tragfähig ist. In einer Liga mit acht Mannschaften und 14 geplanten Heimspielen (aktuell 28) ist das nicht möglich.
In der Diskussion wurden folgende Thesen erarbeitet:
1. Die Vereine haben das vollste Verständnis für das Verlangen der Südvereine nach Rücksichtnahme auf regionale Voraussetzungen.
2. Alle Vereine haben das Ziel, sportlich möglichst hochklassig zu spielen.
3. Alle Vereine sehen die Notwendigkeit einer Verbandsstruktur, um Eishockey finanzierbar anzubieten.
4. Auch sind die Vereine von der Notwendigkeit, eine qualifizierte Nachwuchsarbeit zu leisten, überzeugt.
5. Die Vereine sind für freiwillige Selbstbeschränkungen von Kontingentspielern.
In den letzten Jahren wurden eine Vielzahl von Beschlüssen, Durchführungsbestimmungen und Abgabenregelungen durch die Gesellschafterversammlungen der ESBG geschaffen, die für viele Vereine eine weitere Teilnahme bzw. einen Aufstieg unmöglich machen. Sowohl die Zusammensetzung der Vereine in der Oberliga, der Modus, die Spieltermine und die Durchführungsbestimmungen stehen in den letzten Jahren immer erst im Spätsommer fest.
Dazu kommen jetzt veröffentlichte drastische Umbaupläne in der Oberliga. Da ist von einer „Ausbildungsliga“ die Rede, von Zuteilung einiger DNL-Spieler gegen ein Taschengeld mit Gestellung einer Wohnung, drastische Kürzungen der Spieltermine, Regionalisierung usw.
Jedoch kann kein Vertreter der ESBG sagen, wie diese Liga in Zukunft zusammengesetzt sein wird. Dies führt sogar so weit, dass bestehende Durchführungsbestimmungen in ihrer Auslegung derart gestreckt werden, dass sie wieder einmal passend gemacht werden, ja sogar bestehendes Recht gebrochen werden soll.
In den letzten Wochen der Saison werden neben den Vertragsverhandlungen mit Spielern auch erste Sponsorengespräche geführt. Seit Jahren hat man in der Praxis Schwierigkeiten den Sponsoren zu erklären, wie sich die Liga zusammen setzt, wo welche Spielbegegnungen durchgeführt werden und nach welchem Modus gespielt wird. Eine Etatplanung im größten Ausgabenfaktor - der Mannschaft - kann nicht vollführt werden, da beteiligte Mannschaften nicht bekannt sind.
Funktionäre außerhalb von Bayern und Baden Württemberg haben, genau wie Funktionäre im restlichen Deutschland, Schwierigkeiten, Interessierten zu erklären, ob die jeweilig anderen Teilnehmer vor oder hinter einem in der gegenwärtigen Tabelle der Oberliga positioniert sind. Dies zeigt unter anderem das ganze Ausmaß der Schieflage.
Ambitionierte Regionalligisten stoßen aufgrund der gebotenen Rücksichtnahme zu wirtschaftlich leistungsschwächeren immer mehr an ihre Grenzen, Fans und Sponsoren einen Verbleib in den jeweiligen Ligen verständlich zu machen.
So haben wir hier die Gruppe der Oberligisten, denen es aus regionalen und wirtschaftlichen Gründen immer schwerer fällt, unter diesen Bedingungen weiterhin einen insolvenzfreien Spielbetrieb zu organisieren. Auf der anderen Seite stehen Regionalligisten, denen der Verbleib in dieser sicherlich wichtigen Struktur immer schwerer fällt, da die Niveauunterschiede und die wirtschaftlichen Interessen immer größer werden. Sie können jedoch einen Spielbetrieb unter den gegenwärtigen Bedingungen in der Oberliga nicht gewährleisten.
Im weiteren Verlauf der Gespräche wurden Eckdaten für einen Spielbetrieb aufgestellt.
Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung des Eishockeysports im Norden und Osten und Führung der jetzigen Regionalliga Ost und interessierter Vereine des Landesverbandes Niedersachsen (eventueller Name Nordostdeutsche Eishockeyliga):
Für den Fall, dass es nicht zu einer Oberliga Nord kommen sollte, könnte die Liga ein Bindeglied zwischen ESBG und den Landesverbänden im Nordosten Deutschlands sein.
Das folgende Modell ist jedoch auch tragfähig für eine reine Regionalliga Ost.
1. Saison von Ende September bis Ende März (mit den bekannten Variablen).
2. Es wird eine Ligenstärke von 10 bis 14 Mannschaften angestrebt, die ca. 36 Pflichtspiele plus Play-offs oder Play-downs spielen.
3. Jedes Team darf drei Kontingentspieler inkl. Torwart einsetzen.
4. Begrenzung auf maximal 12 Ü23-Spieler auf dem Spielberichtsbogen, jeder weitere Spieler muss U23 sein. Spieler, die mindestens 3 Jahre im Verein spielen, gelten immer als U23-Spieler.
5. Jeder Kontingentspieler ist automatisch als Ü23-Spieler anzusehen.
6. Meldeschluss ist der 01.05. eines Kalenderjahres.
7. Aufstieg in die nächst höhere ESBG-Liga.
8. Abstieg in die nächst tiefere Liga im Landesverband.
9. Verbandsabgaben sind an den jeweiligen LEV zu zahlen, aus dem der Verein kommt.
10. Für die Durchführung des Spielbetriebes zahlt jeder Verein ein Prozent der Zuschauereinnahmen oder eine feste Summe an den Landesverband, unter dem die Liga geführt wird (ein jährlicher Wechsel zwischen den Landesverbänden ist anzuraten).
Dieses Positionspapier soll an die Landesverbände und die Presse versandt werden. Die Landesverbände Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, allen voran die Ligenleiter Herrn Hobus und Herrn Kluin, bitten wir, dieses Papier an die Vereine weiterzuleiten und zu einem zeitnahen Beratungstermin unter Leitung der Ligenleiter einzuladen. Als Termin schlagen wir den 07.03.2009 vor. Als Treffpunkt erscheint uns die Eishalle in Halle/Saale als „mitteldeutschester“ Punkt geeignet."