VER Selb nimmt Aufstiegsrecht in die Oberliga wahr
Sekera beim Auftakt gesperrt
Die
Entscheidung ist gefallen. Die Selber Eishockeycracks gehen in der
kommenden Saison in der Oberliga Süd an den Start. Acht Wochen
nach dem letzten Bayernliga-Finalspiel in Miesbach und dem damit
verbundenen Gewinn der Vize-Meisterschaft verkündeten die
Verantwortlichen des VER Selb im Rahmen einer öffentlichen
Pressekonferenz unter großem Applaus den künftigen Weg der
Wölfe. „Wir sind der Überzeugung, dass der Aufstieg in
die Oberliga für die Zukunft des Eishockeysports in Selb
zwingend notwendig ist“, lautete nach Wochen des Kalkulierens und
Abwägens von Vor- und Nachteilen das Fazit der Führungscrew
des auf den Tag genau vor sechs Jahren gegründeten Vereins.
Noch
bevor in den Räumen des „BD-Forum“ in Thierstein, der
zugleich als offizieller Sponsor begrüßt werden konnte,
den zahlreich anwesenden Medienvertretern und Anhängern die
Entscheidung mitgeteilt wurde, zeigte man die Pro und Contra einer
Teilnahme an der Oberliga deutlich auf. In der Tat rechne man nach
erfolgsverwöhnten Jahren mit einem möglichen
Zuschauerrückgang, nicht zuletzt aufgrund der Aussicht auf
weniger Derbys. Auch die Kosten würden in der höheren
Spielklasse um einiges steigen. Im Hinblick auf die in der
Vergangenheit finanziell gesehen nicht immer positive Historie des
Selber Eishockeys plane man somit äußerst vorsichtig,
werde unter keinen Umständen mit dem gesunden VER Unzumutbares
riskieren. Letztendlich überwiegen aber die Vorteile in der
reformierten Oberliga. „Für unser Team, das uns in die
komfortable Situation des Entscheidendürfens gebracht hat,
wollen und müssen wir eine sportliche Perspektive bieten“,
äußert sich das Präsidium um Jürgen Golly
motivierend für den bestehenden Kader. Gleiches gilt für
den eigenen Nachwuchs. „In den letzten Jahren mussten wir einige
talentierte junge Spieler ziehen lassen, die woanders bessere Chancen
sahen, gegebenenfalls eine Profikarriere starten zu können!“
Überhaupt kommt die Reform der zuletzt eingleisigen, jetzt in
vier regionale Gruppen aufgeteilten Oberliga dem VER Selb in punkto
Nachwuchsarbeit, auf die man weiter großen Wert lege, zu Gute.
„Maximal 15 Feldspieler über 21 Jahre dürfen auf dem
Spielberichtsbogen stehen. Wir haben also eine „erzwungene“
Berücksichtigung von Nachwuchsspieleren und könnten dadurch
einige Vorteile haben“, verspricht man sich. Und das nicht nur
sportlich. Auch finanziell könnte man von der guten
Nachwuchsarbeit profitieren. Bei der Verpflichtung eines Spielers,
der nicht aus dem eigenen Verein entstammt, sind zwar zunächst
1.500 Euro in den sogenannten „Reindl-Pool“ einzuzahlen, es sei
denn, er stammt von einem Verein, der nicht selbst in den Pool
einzahlt (zum
Beispiel Bayernliga).
Alle Vereine erhalten aber schließlich nach einem bestimmten
Verteilungsschlüssel jährliche Zuwendungen. Der VER Selb
mit seiner großen, dazu erfolgreichen Nachwuchsabteilung
rechnet hier also mit einem Plus. Weiter steh eine Kooperation mit
dem DEL-Club Thomas Sabo IceTigers Nürnberg im Raum. Junge
Spieler, die in der höchsten deutschen Spielklasse nicht gleich
zum Zuge kommen, könnten hier derweil mit einer Förderlizenz
ausgestattet im Trikot der „Wölfe“ auflaufen und Spielpraxis
sammeln.
Letztendlich
lautet der Weg des VER Selb nun die Oberliga-Süd, zumal auch
einige Großsponsoren die höhere Liga bei deutlich besseren
Vermarktungsmöglichkeiten favorisieren. Selbiges gilt im übrigen
auch für den EV Regensburg. Die Oberpfälzer, mit denen sich
die Schützlinge um Trainer Cory Holden im abgelaufenen Winter
vor stets großen Kulissen packende Duelle abgeliefert haben,
werden ebenso nach reiflicher Überlegung ihr Aufstiegsrecht –
Miesbach hatte hier bereits frühzeitig darauf verzichtet –
wahrnehmen. Ein kleines Derby bleibt also noch in der eher
südbayerisch dominierten Liga. „Weitere Derbys werden in
Zukunft aber kommen“, gehen Vorsitzender Jürgen Golly und Co.
jedenfalls davon aus, dass über kurz oder lang Vereine wie
Schweinfurt und Weiden nachziehen werden. Doch bis dahin darf man
sich nun auf namhafte Teams wie Bad Tölz, Riessersee oder Füssen
freuen. Hinzu kommen als Gegner Landsberg, Peiting, Klostersee,
Deggendorf und Passau. Noch ist die komplette Anzahl der Vereine noch
nicht ganz gewiss. Freiburg als eigentlicher Absteiger aus der 2.
Bundesliga, dazu die Rhein-Necker-Stars könnten noch
hinzukommen. Folglich ist auch eine endgültige Klarheit über
den Modus noch nicht bekannt, wohl aber ist eine Doppelrunde geplant.
Wie
lautet nun aber der Mannschaftskader des VER Selb in der kommenden
Saison?
Bereits
fix unter Vertrag sind bereits die beiden Keeper Manuel Kümpel
und Benjamin Dirksen. In der Verteidigung plant man mit
Spielertrainer Cory Holden, Yann Jeschke, Tim Schneider, Alexander
Fischer, Sebastian Setzer, dazu die jungen Hannes Ulitschka und Timo
Roos. Im Angriff weiter für Tore sorgen sollen Martin Sekera,
Peter Hendrikson, der Tscheche Martin Lamich, Hannes Siegeris, Sascha
Jaworin und die beiden Nachwuchscracks Dennis Schiener und Fabian
Bauer.Nicht mehr plant man dagegen mit Marcel Hermle. Der Allrounder
konnte zuletzt weniger zur Geltung kommen. Verletzungen und private
Gründe waren die Ursachen. Ebenso werden Marc Thumm und der seit
18 Jahren im Kader stehende Mannschaftskapitän Elko Porzig („Die
Oberliga werde ich mir mit 40 Jahren nicht mehr antun!“) nicht mehr
dabei sein, wohl aber die in der Landesliga an den Start
gehende.1b-Mannschaft unterstützen. Den Verein verlassen wird
zudem Florian Horvath. Der Verteidiger setzt sein Studium in Passau
fort.
Unter
großem Jubel konnte die VER-Vorstandschaft schließlich
aber eine weitere wichtige Vertragsverlängerung präsentieren.
Stürmer Dennis Thielsch bleibt den Wölfen erhalten. Der
23-Jährige ebenso aus Berlin stammende Rechtsaußen kam im
Jahr 2007 in die Porzellanstadt. Seitdem mauserte er sich zu den
Top-Scorern der Mannschaft. In 35 Pflichtspielen gelangen ihm zuletzt
30 Tore und 25 Assist. Klar, dass bereits höherklassigere Teams
auf ihn aufmerksam wurden. Thielsch bleibt nun aber im Hinblick auf
die Oberliga den Wölfen erhalten, wo er wieder gemeinsam mit
Sturmpartner Waßmiller im Angriff für Wirbel und Toren
sorgen möchte.
Als
zweite Top-News wurde darauf der erste Neuzugang der Saison 2010/11
vorgestellt. Beim „Wunschkandidaten“ des Trainergespanns handelt
es sich um den 34-jährigen Deutsch-Kanadier Dan Heilman. Kein
Unbekannter. Zu Beginn der vergangenen Bayernligaspielzeit stürmte
er im Trikot der Schweinfurt Mighty Dogs an die Spitze der
erfolgsreichsten Scorer. Auch die Wölfe konnten von seiner
Durchschlagskraft ein Lied singen. Am vierten Spieltag führte
Selb bei den Unterfranken bereits mit 4:2, ehe der 1,84 Meter große
aufdrehte, mit zwei Treffern den Ausgleich erzwang und schließlich
im Penaltyschießen den Schlusspunkt setzte. Heilmans größter
Erfolg war 2009 mit den Bietigheim Steelers der Gewinn der
Zweitliga-Meisterschaft. Weitere Stationen des aus nahe Calgary
stammenden Spielers waren in den letzten acht Jahren in Deutschland
nach seinem ersten Jahr in Bayreuth in der Oberliga Ravensburg,
Füssen und Peiting, ehe er danach in Bietigheim spielte. Erst
ein Bandscheibenvorfall im vergangenen Dezember bremste seine
Torgefährlichkeit. Nach dem Verletzungspech möchte er nun
bei den Wölfen für Tore und den gewünschten Erfolg
sorgen. Mit zwei bis eventuell drei weiteren gezielten Verstärkungen
plant man derweil, wenngleich man keinesfalls des Erfolgs Willen auf
Teufel komm raus auf dem Spielermarkt zuschlagen werde. Stets werden
die finanziellen Mittel im Auge behalten. Aussagen, die das Vertrauen
der Anhängerschaft und der Sponsoren bestärken.