Überraschung in Garmisch: SCR besiegt EHC München mit 6:2
Riessersee: Rettung in letzter SekundeDerbys zwischen München und Garmisch sind selten geworden in den letzten Jahren. Einmal waren die einen oben (SC Riessersee) und die anderen unten (ESC München) , dann war es wieder umgekehrt: Drei Jahre lang durften die München Barons in der DEL Spitzeneishockey spielen, während Garmisch zweitklassig war. Mittlerweile gibt es den EHC München, und der ist in der Oberliga Süd einsamer Spitzenreiter. Dagegen sind die Garmischer froh, dass der SC Riessersee , nach vielen Irrungen und Wirrungen in der Vergangenheit ebenfalls wenigstens drittklassig spielen darf.
Am letzten Sonntag war es dann nach vielen Jahren endlich wieder soweit: Spitzenspiel der Oberliga Süd zwischen dem SCR und dem EHC München. In Anbetracht der Bedeutung dieser Begegnung hätte man sich eigentlich mehr als 2000 Zuschauer erwartet, auch wenn SCR-Boss Bader mit dem Zuspruch sehr zufrieden war: „Das Oktoberfest und das schöne Wetter hat uns einige Besucher gekostet,“ meinte er. Diejenigen Garmischer, die nicht da waren, werden es sicher bereut haben. Dagegen hielt sich die Freude der ca. 500 Münchner, die den Weg ins Werdenfelser Land nicht gescheut hatten, verständlicherweise in Grenzen. Schließlich hat ihr Team als souveräner Spitzenreiter mit 2:6 verloren. Warum sich daraufhin allerdings eine Handvoll Münchner Fans ziemlich daneben benehmen musste, bleibt deren Geheimnis. Man kann nur hoffen, dass derlei Ausfälle die große Ausnahme bleiben werden und in den Eisstadien keine fußballähnlichen Verhältnisse Einzug halten.
Warum kam es nun zu diesem überraschend deutlichen Ergebnis? Mitentscheidend war wohl, so kurios es klingt, der frühe Münchner Führungstreffer. Als Alexander Leinsle bereits nach 54 Sekunden erstmals ins Garmischer Gehäuse traf, haben die Münchner Cracks das Spiel wohl innerlich schon abgehakt. Bereits in den vergangenen Begegnungen war bei manchen Spielern des souveränen Spitzenreiters ein leichter Hang zur Überheblichkeit nicht zu übersehen. Schließlich hatte man die ersten fünf Spiele leicht und locker, ohne sich groß anzustrengen, siegreich gestaltet. Was wollten dann die Garmischer mit ihrer jungen Mannschaft –der sechzehnjährige Benedikt Schennach gab ein bemerkenswertes Debüt – gegen die erfahrenen EHC-Cracks schon ausrichten? Aber der SCR schaffte es doch: Begünstigt durch teils krasse Abwehrfehler des EHC zog man innerhalb von 24 Minuten auf 5:1 davon. Trotz intensivster Bemühungen gelang es den Münchnern danach nicht mehr, das Ruder noch herumzureißen. Die Garmischer, bei denen die Kräfte sichtlich schwanden, verlegten sich auf die Defensive und beschränkten sich auf schnelle Konter.
Je ein Treffer auf beiden Seiten war dann noch die magere Ausbeute zum 6:2 Endstand.
Für EHC-Trainer Kink, der nur 200 Meter vom Garmischer Eisstadion entfernt wohnt, war diese Niederlage natürlich besonders schmerzlich: „Gegen jede andere Mannschaft hätte ich lieber verloren als ausgerechnet gegen den SCR,“ meinte er. „Wir waren sehr instabil in der Abwehr und haben dem SCR durch unnötige Strafen und dumme Fehler Geschenke gemacht. Unserer Abwehr, die erneut ohne den verletzten Verteidiger Burman auskommen musste, wurden heute die Grenzen aufgezeigt. Riessersee hatte einfach mehr Siegeswillen.“
SCR-Coach Holzmann war dagegen hoch zufrieden: „Nach dem Sieg in Rosenheim hatten wir großes Selbstbewusstsein. Ich bin stolz auf mein Team, das sehr schöne Tore erzielt hat.“ Ganz besonders lobte Holzmann seinen Torhüter Baader, der in den letzten Wochen nicht immer den sichersten Eindruck gemacht hatte. „Auch wenn die Abwehr nicht ganz sattelfest war, hat Baader doch hervorragend gehalten.“
SCR-Geschäftsführer Bader strahlte nach dem Sieg natürlich übers ganze Gesicht. Nicht nur das 6-Punkte-Wochenende, sondern auch der bis jetzt erreichte Zuschauerschnitt, der um rund 800 über der Kalkulation liegt, ist für ihn sehr erfreulich. Natürlich werden etwa gegen Hügelsheim oder Miesbach keine 2000 mehr kommen, aber der SCR habe gezeigt, dass auch in der Oberliga attraktives Eishockey gespielt wird. Wahrscheinlich gibt es für das Team sogar noch eine Verstärkung, meinte Bader, „auch wenn es schon sehr gut läuft. In den nächsten zehn, zwölf Tagen tut sich bestimmt was.“ (an)