Trainer Michael Eibl – unkonventionell und erfolgreich
Zwei Spieltage vor dem Ende der Vorrunde belegt der EHC München als Neuling in der Oberliga Südwest einen überraschend guten zweiten Platz. Und das, obwohl der Club, im Gegensatz zu den meisten Rivalen, vorwiegend auf einheimische Spieler setzt. Nur drei Kontingentplätze sind von Ausländern besetzt, die allerdings zu den Stützen des Teams zählen. Der Rest hat großteils bereits in der vergangenen Bayernligasaison das Trikot der Münchner getragen.
Fragt man nun nach den Gründen des Erfolges, so ist ein Mann maßgeblich daran beteiligt: Trainer Michael Eibl. Seit er vor gut einem Jahr das Team von seinem glücklosen Vorgänger Slapke übernommen hat, musste es (nach der regulären Spielzeit) noch keine Heimniederlage einstecken. Eibl hat es verstanden, die Mannschaft zu einer verschworenen Einheit zu formen. Anders als bei den Konkurrenten, die sich sogar mit ehemaligen NHL-Profis verstärkt haben, gibt es beim EHC keine Stars. Natürlich sind die beiden Kanadier Newhook und Brearley („Pat und Patachon“) Publikumslieblinge, Star ist und bleibt jedoch die Mannschaft. Sollte ein Spieler wirklich einmal ein wenig über die Stränge schlagen, dann ist Eibl der erste, der ihn wieder auf den Boden der Tatsachen bringt. So kam es in den letzten Spielen schon einmal vor, dass der eine oder andere Akteur auf der Bank bleiben musste, wenn die Einstellung nicht gestimmt hat. „Denkpause“ heißt so etwas beim Trainer. Disziplin in der Mannschaft geht ihm über alles.
Michael Eibl hat es vorgelebt: Er war jahrelang einer der besten Verteidiger in der Bundesligamannschaft des EV Landshut, bis ihn eine Verletzung zum Ende seiner Karriere zwang. Trotz großer beruflicher Belastung als Ausbilder bei der Handwerkskammer in Landshut ist er mit Leib und Seele Trainer, wobei er sich vorzugsweise unkonventioneller Methoden bedient, die er selbst ersonnen hat: So staunten die Spieler nicht schlecht, als sie beim ersten Training im August in der Kunstlaufhalle Tennisbälle statt der gewohnten Pucks zum Üben bekamen. Und anschließend ging es in den Kraftraum, wo vom Trainer eigens dafür entworfene Geräte die Fitness verbesserten. Es kann auch einmal vorkommen, dass Eibl das Training vorzeitig abbricht und nach Hause geht, wenn die Spieler partout seinen Anweisungen nicht folgen wollen. So geschehen in der letzten Woche: Eibl will mit diesen Maßnahmen sein Team aufrütteln, wenn er meint, dass die Einstellung und der Fleiß gelitten haben. Dass die Münchner Boulevardpresse aus solchen Ereignissen dann gleich einen großen Eklat konstruiert und möglicherweise bereits auf seine Ablösung spekuliert, gefällt ihm überhaupt nicht: „In meiner Heimatstadt Landshut ist das Team vom ersten auf den achten Platz zurückgefallen, und keiner regt sich auf“, meint Eibl. „Aber hier in München wird von Teilen der Presse jede Kleinigkeit aufgebauscht, anstatt dass man den großen Erfolg des EHC entsprechend würdigt“.
Natürlich ist Eibl autoritär. Er trifft die Entscheidungen und muss diese letztlich auch verantworten. Das heißt aber nicht, dass er sich nicht auch mit den Spielern bespricht. So hat man etwa letzte Woche gemeinsam beschlossen, das Experiment mit dem Stürmer Tim Leahy als Verteidiger im Powerplay wieder aufzugeben. Nach außen gibt sich Eibl distanziert und unnahbar. In seiner langjährigen Karriere als Trainer hat er schon so viel Negatives erlebt, dass er Abstand hält: „Das Eishockey ist wie ein Haifischbecken“, sagt er, „man muss immer auf der Hut sein.“ In einer Szene, in der es normalerweise sehr jovial zugeht, hält er kühle Distanz und spricht jeden per „Sie“ an. Das ist typisch für Michael Eibl: Konsequent in der Sache, unkonventionell in der Methode, aber letzten Endes überaus erfolgreich. (an)