Torfestival gegen die Eisbären Juniors - Duthie mit tollem Einstand

Drei Tore und zwei Assists - nach der gestrigen Partie
braucht man wohl nicht weiter zu überlegen, ob sich Ryan Duthie für einen
Vertrag über die gesamte Situation empfehlen konnte. Zusammen mit J.F. Caudron
und Thomas Pielmeier wirbelte er die Eisbären-Abwehr gehörig durcheinander, war
an fünf der sechs Tore dieses Sturms direkt beteiligt, zeigte sich auch stark am
Bullypunkt und insgesamt wesentlich agiler als sein Vorgänger John Spoltore.
Sollte der Kanadier diese Leistung einigermaßen konservieren können, dürfte er
eine wesentliche Verstärkung für die Falken darstellen.
Aber auch ansonsten
zeigten die Falken im ersten Heimspiel im neuen Jahr eine erfrischende Leistung
gegen einen Gegner, der ebenfalls sein Heil in der Offensive suchte, so dass
sich ein höchst abwechslungsreicher Schlagabtausch entwickelte - toll für die
Zuschauer, während sich die Trainer bei manchen Abwehrschnitzern sicher entsetzt
abwendeten. Wenn sich die neue Regelauslegung auf Dauer in dieser Weise
bemerkbar macht, muss uns um die Zukunft des Eishockeys nicht bange sein. Beide
Mannschaften hatten sich ganz gut darauf eingestellt, so dass auf beiden Seiten
nur sechs Überzahlsituationen zu verbuchen waren, während sich ansonsten ein
schnelles und flüssiges Spiel entwickelte, in dem die Angreifer viel Raum
hatten.
Berlin, das mit einigen DEL-erfahrenen Youngsters angetreten war, war
zu Beginn die agilere Mannschaft und hatte schon nach 20 Sekunden durch Fiedler
die Führung auf dem Schläger. Heilbronn hatte große Schwierigkeiten gegen die
schnellen Juniors, die nach 68 Sekunden nach einer schönen Kombination durch
Braun in Führung gingen. Die Falken, bei denen erstmals Jungadler Marius Garten
in der vierten Sturmreihe Oberligaluft schnuppern durfte, schlugen aber schon
zwei Minuten später zurück, als Duthie in Überzahl einen Schuss von Holden zum
1:1-Ausgleich abfälschte. Auch in der Folgezeit entwickelten sich auf beiden
Seiten Chancen en masse, sobald ein Team in Puckbesitz geriet, ging nach vorne
die Post ab. Dazu kamen auf beiden Seiten immer wieder individuelle Fehler im
Aufbau, die jedoch auf Falken-Seite Kovalev (6.) und Walther (9. Unterzahl)
zunächst nicht nutzen konnten. Besser machte es der Weißrusse in der 11. Minute,
als die Eisbären im eigenen Drittel den Puck verloren und Kovalev Schietzolds
2:1 wunderbar vorbereitete. Doch nur anderthalb Minuten später war auch der
wieder genesene David Belitski zum zweiten Mal geschlagen, als die Falken in
Unterzahl den Puck einfach nicht klären konnten und Konsti per Schlagschuss
ausglich. In der 14. Minute jubelten die Eisbären erneut, doch Schiedsrichter
Ninkov entschied nach Beratung mit seinen Linesmen, dass der Puck die Linie noch
nicht überschritten hatte. Es folgten zahlreiche gute Gelegenheiten der
Unterländer im Powerplay, ehe Sylvestre auf der Gegenseite das 2:3 auf dem
Schläger hatte. 81 Sekunden vor Drittelende war Youri Ziffzer im Eisbären-Tor
dann erneut geschlagen, als nach einer tollen Kombination über Pielmeier und
Caudron Duthie zum 3:2 traf.
Nachdem schon das erste Drittel Torchancen für
60 Minuten geboten hatte, bot sich im Mittelabschnitt praktisch dasselbe Bild.
Nach ganzen sechs Sekunden traf Martens für Berlin nur den Pfosten, nach 34
Sekunden wurde Schenkel von zwei Verteidigern nicht am Torschuss gehindert und
überwand Belitski auf der Fanghandseite. 18 Sekunden später wieder Jubel bei den
Falken, als Caudron den Puck zum 4:3 in den Winkel hämmerte. Nach nur wenigen
Trainingseinheiten boten die Kanadier schon ein hervorragendes Zusammenspiel,
zudem harmonierte auch der sonst oft unauffällige Thomas Pielmeier prächtig -
mit sechs Scorerpunkten konnte er am Ende seine Saisonbilanz in einem Spiel mehr
als verdoppeln! Aber auch der Block um Dorochin, Kovalev und Schietzold sorgte
für Torgefahr, so in der 27. Minute, als Letzterer in Überzahl aus kurzer
Distanz den Puck über die Linie drückte. Das 5:3 sollte jedoch keineswegs für
Beruhigung sorgen, dafür haben die Falken derzeit leider ein zu großes Problem
auf der wichtigsten Position im Eishockey. David Belitski patzte böse beim 5:4,
als Martens über links durchging und abzog, aber die Fanghand des Kanadiers den
Puck nicht sicher hatte. Vier Tore über die Fanghand kassiert, kein Vorwurf bei
den ersten beiden, aber Tor drei war schon haltbar und Nummer vier ein "Muss".
Folgerichtig entschied sich Trainer Rossi nach 30 Minuten für einen
Torhüterwechsel, doch auch Danny aus den Birken konnte das 5:5 nicht verhindern.
Diesmal hatte Maier im Aufbau gepatzt, so dass Martens freie Bahn hatte, erst
den Pfosten traf und dann den Rebound versenkte. Defensivschwächen stand heute
aber eine überragende Offensive gegenüber, die eine Minute später wiederum nach
schönem Zusammenspiel für das 6:5 sorgte, Pielmeier traf aus kurzer Distanz nach
Querpass von Caudron. Kovalev hätte anschließend das siebte Tor nachlegen
müssen, doch diesmal blieb Ziffzer Sieger.
Im letzten Drittel war das Tempo
auf beiden Seiten nach schnellen 40 Minuten nicht mehr ganz so hoch, die Falken
verstärkten die Defensive und ließen auch bei 45 Sekunden 3-gegen-5 keinen
Gegentreffer zu. Eine Vorentscheidung war dann das 7:5 durch Duthie nach
Querpass von Caudron in der 47. Minute. Den Schlusspunkt in einem höchst
unterhaltsamen Spiel setzte "JFC" dann selbst, als er im Powerplay Ziffzer auf
Zuspiel von Pielmeier bezwingen konnte. Die letzten zehn Minuten bemühten sich
die Eisbären noch einmal um Resultatverbesserung und hatten mehr vom Spiel,
während die Falken bei Kontern immer gefährlich blieben und sich hinten trotz
einiger Abwehr-Wackler auf aus den Birken verlassen konnten.
Am Ende siegten
die Falken verdient mit 8:5, zeigten sich diszipliniert und mit einer
herausragenden Angriffsleistung, wobei der neu formierte Sturm um Caudron,
Duthie und Pielmeier mit sechs Toren super einschlug. In der Abwehr dagegen
überwog oft noch Schatten, hier muss man wesentlich konzentrierter zu Werke
gehen, will man bei den zurzeit praktisch unschlagbaren Crimmitschauern punkten.
Schließlich bleiben die Fragen auf der Torwartposition auch nach diesem Spiel
unbeantwortet. SB